„Fühlten sich nicht wertgeschätzt“: Ex-Soldaten freuen sich über Anerkennung
Im Juni wird der Nationale Veteranentag begangen. Damit wird Soldaten, Reservisten und Veteranen öffentlich gedankt. Den Schritt halten viele für nötig.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Jedes Jahr am 15. Juni sollen künftig Soldatinnen und Soldaten in Deutschland im Mittelpunkt stehen. So hat es der Bundestag Ende April mit der Einführung eines Nationalen Veteranentags beschlossen. Reservisten und Veteranen im Landkreis begrüßen diese Entscheidung.

„Längst überfällig“: Ex-Soldaten wünschen sich Anerkennung für ihren Dienst
„Der ist längst überfällig“, sind sich die Befragten einig. „Ich bin ein alter Reservist und finde gut, dass mit dem Veteranentag mal darauf hingewiesen wird, was die Soldaten eigentlich generell leisten“, erklärt Fred-Josef Pelger. „Und auch was die Reservisten leisten. Ohne die wäre schon alles zusammengebrochen“, sagt der Vorsitzende der Veteranen- und Reservisten-Kameradschaft Geretsried/Gelting. Als Beispiel nennt er seinen Freund Herbert Bernauer aus Kochel, der bis vor wenigen Jahren als aktiver Reservist regelmäßig bei Auslandseinsätzen gebraucht worden sei. Für den Hauptmann der Kochler Gebirgsschützen kommt der Veteranentag „15 Jahre zu spät. Das hätte gemacht werden müssen, als in Afghanistan die ersten Soldaten gefallen sind.“

„Wer nicht im Krieg war, hatte Glück“: Soldaten werden geehrt
Oberst a. D. Jost Gudelius hält die Einführung eines Veteranentags auch im Hinblick darauf, dass „wir langsam wieder ein normales Verhältnis zu der Notwendigkeit von Streitkräften entwickeln“, für eine „ganz positive Entwicklung.“ Den 81-jährigen Jachenauer, er diente 30 Jahre bei der Bundeswehr, stört aber die Diskussion um eine weitergehende Unterscheidung in „Einsatzveteranen“ und „normale Gediente“. Er hält das „nicht für glücklich. Nicht, weil ich nicht dabei war, sondern weil dann zwei Klassen geschaffen werden. Mir wäre lieber, wenn es bei der allgemeinen Bezeichnung Veteran bleibt.“

Ehefrau Claudia (72) stimmt ihrem Mann in diesem Punkt zu. „Man sollte da nicht groß unterscheiden. Die, die nicht im Krieg waren, hatten das große Glück, das Frieden war. Aber sie haben auch einen großen Beitrag geleistet, dass dieser Frieden dauerhaft existierte. Speziell die Piloten haben bei Übungen jeden Tag ihr Leben riskiert, auch wenn sie nie einen Feindeinsatz hatten“, betont die ehemalige Stabsärztin der Luftwaffe in Lenggries und Fliegerärztin im Luftwaffengeschwader Boelcke in Kerpen.
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Auslandseinsätze für Soldaten: „Belastungen sind sehr unterschiedlich“
Anders sieht das der in Bad Tölz geborene und in Geretsried lebende ehemalige Zeitsoldat Florian Völler. „Die Soldaten, die im Ausland sind, haben eine ganz andere Belastung. Die sind monatelang in ihrem eigenen Mikrokosmos. Die Eindrücke, die sie da sammeln, sei es durch kriegerische Handlungen, sei es durch das Leid der Zivilbevölkerung, durch Verwundete… da kann man schon einen Strich ziehen, zu Leuten, die ‚nur’ ihre Dienstzeit haben. Der Einsatzveteran ist schon noch einmal eine andere Hausnummer“ sagt Völler. Der 40-Jährige erlebte in seinen zwölfeinhalb Jahren als Zeitsoldat in Mittenwald selbst Auslandseinsätze in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. „Das ist noch einmal völlig anders als Afghanistan oder Mali. Die Belastungen sind da sehr unterschiedlich.“

„Sie fühlten sich nicht wertgeschätzt“: Geistlicher weiß, wie es Soldaten in Kriegsgebieten geht
Die Belastungen, denen die Soldatinnen und Soldaten in Krisen- und Kriegsgebieten ausgesetzt sind, hat der heutige Geretsrieder Stadtpfarrer Andreas Vogelmeier hautnah erlebt, als er als Militärdekan Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan, im Irak, im Kosovo begleitete. „Eine der Klagen zu meiner Zeit bei der Bundeswehr war ja, dass viele Soldaten sich nicht wertgeschätzt gefühlt haben in der Gesellschaft“, sagt der 53-jährige Geistliche. Dass der Dienst, den sie für die Gesellschaft, „für unser Land leisten, nicht anerkannt wird. Deshalb sehe ich diesen Veteranentag durchaus positiv: Dadurch werden die Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten auch öffentlich gewürdigt.“

Als einen „Schritt in die richtige Richtung“ sieht Völler diesen besonderen Tag. In seinen Worten schwingt jedoch Skepsis mit. „Es wird sich nichts verändern im kompletten Gesellschaftsbild. Aber es ist dieser Hauch von Anerkennung, den man sich als Uniformierter stellenweise wünscht, weil man ja doch in gewisser Weise den Kopf hinhält – aber das tun auch andere uniformierte Einsatzkräfte.“
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