„Stärkung der atomaren Abschreckung“: Macron stationiert neue Rafale-Kampfjets nahe Deutschland

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Die neue Weltlage unter US-Präsident Trump treibt auch Frankreich um. Macron will nahe der deutschen Grenze in Kampfjets mit Nuklearwaffen investieren.

Paris/Luxeuil-de-Bains – Die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump alarmiert nicht nur die neue Regierung in Deutschland unter einem voraussichtlichen Kanzler Friedrich Merz, sondern auch Frankreich. Spätestens seit dem Eklat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus ist unklar, inwieweit die USA Europa in Zukunft noch als Partner beistehen werden – auch militärisch. Um ohne die USA nicht machtlos dazustehen, will der französische Präsident Emmanuel Macron jetzt massiv in die atomare Abscheckung investieren.

Macron stationiert neue Rafale-Kampfjets auf Luftwaffenstützpunkt nahe Deutschland

Macron plant eine gewaltige Investition in den Luftwaffenstützpunkt Luxeuil-de-Bains im Elsass, gut 100 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Frankreich will dort zwei neue Staffeln Rafale-Kampfjets stationieren, die mit Hyperschall-Atomwaffen bestückt werden können. Zusätzlich zu den 40 zusätzlichen Atomwaffen-fähigen Kampfflugzeugen sollen 1,5 Milliarden Euro in die Modernisierung des Luftwaffen-Stützpunkts investiert werden.

„Unser Land und unser Kontinent müssen sich weiterhin verteidigen, aufrüsten und vorbereiten, wenn wir einen Krieg vermeiden wollen“, sagte Macron am Dienstag (18. März) bei einem Ortstermin am Militärflughafen in Luxeuil-de-Bains und meint damit wohl die akute Bedrohung durch Russlands Präsident Wladimir Putin. Macron weiter: „Was ich Ihnen heute in Luxeuil ankündige, ist ein wichtiger Schritt für die französische nukleare Abschreckung, für unsere Armee und natürlich für unsere Luft- und Weltraumstreitkräfte.“

Rafale-Kampfjets

Kampfflugzeuge des Typs Rafale werden von der französischen Rüstungsfirma Dassault Aviation hergestellt. Frankreich entwickelt die Kampfjets im Alleingang, seitdem es wegen Meinungsverschiedenheiten aus dem Eurofighter-Programm ausgestiegen war. Wie Eurofighter-Kampfjet sind die Rafale zweistrahlige Mehrzweckkampfflugzeuge. Je nach Bewaffnung und Ausrüstung können sie verschiedene Zwecke erfüllen. Unter anderem können sie mit Hyperschall-Nuklearraketen bestückt werden. Frankreich hat Rafale-Kampfjets bereits in Afghanistan und in Libyen eingesetzt.

Neue Rafale-Kampfjets: Macron stärkt nukleare Abschreckung auch für Nato-Ostflanke

Der rund 100 Kilometer von Baden-Württemberg entfernte Militärstützpunkt Luxueil-de-Bains soll zudem bis 2035 der erste Stützpunkt sein, der eine neuere Version der Rafale-Kampfjets und ihrer Hyperschall-Nuklearrakete beherbergt, kündigte der französische Präsident an. Dies sei ein „Symbol für die Stärkung und Modernisierung unserer nuklearen Abschreckung“. Das in Luxueil-de-Bains stationierte Militär und Zivilpersonal solle auf über 2000 Personen verdoppelt werden, dafür werde auch in die Infrastruktur des Orts im Elsass investiert.

Dass Frankreich rasch neue Rafale-Kampfjets bestellt, sei angesichts der „geopolitischen Verschiebungen“ ein „Gebot“, erklärte Macron. Die Kampfflugzeuge sehe er als eine Art „Himmelspolizei“, betonte er – nicht um französischen Luftraum, sondern auch bei Nato-Missionen, vor allem über den baltischen Staaten an der Nato-Ostflanke.

Frankreichs Präsident Emmanuel war am 18. März am Militärflughafen in Luxeuil-de-Bains, um eine massive Investition in die nukleare Abschreckung anzukündigen. 40 neue Rafale-Kampfjets sollen dort ststioniert werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel war am 18. März am Militärflughafen in Luxeuil-de-Bains, um eine massive Investition in die nukleare Abschreckung anzukündigen. 40 neue Rafale-Kampfjets sollen dort ststioniert werden. © IMAGO/Christian Liewig / Bestimage

Macron trifft Merz und Scholz in Berlin – es wird wohl auch um atomaren Schutzschirm gehen

Nachdem Macron am Dienstag die Investitionen in die nukleare Abschreckung in Luxeuil-des-Bains verkündet hatte, reiste er am Abend nach Berlin, wo er den amtierenden Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den voraussichtlichen neuen Bundeskanzler Merz treffen wollte. Dabei dürften auch die neuen Anstrengungen zur Verteidigung innerhalb der EU Thema sein.

Wie Deutschland will auch Frankreich seine Verteidigungsausgaben erhöhen, da Donald Trump Zweifel an seinem zukünftigen Engagement für die Nato-Partner aufkommen ließ. Angesichts der Bedrohung durch Russland, das vor drei Jahren seinen europäischen Nachbarstaat Ukraine überfallen hat, lässt das die Sorge in Europa steigen. Auch ein Telefonat von Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer möglichen Waffenruhe brachte vorerst keine Entwarnung.

CDU-Chef Friedrich Merz hat sich vor dem Treffen mit Macron für eine Sicherheitsdebatte ohne Tabus ausgesprochen. Auf die Frage, ob Deutschland unter den französischen Atomschirm schlüpfen sollte, sagte Merz der Bild: „Es liegt heute mehr denn je im deutschen Interesse, diese Diskussion jetzt ohne Tabus zu führen“, sagte Merz. Gerüchte gibt es unter anderem darum, dass Trump F35-Kampfjets, die auch die Bundeswehr bekommen soll, aus der Ferne lahmlegen könnte. (smu)

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