Alzheimer-Durchbruch dank Donanemab und Leqembi? Deutsche Experten warnen vor schweren Nebenwirkungen

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Leqembi und Donanemab zeigen vielversprechende Ergebnisse in der Alzheimer-Therapie. Doch es gibt auch bedenkliche Nebenwirkungen.

Indianapolis/USA – Ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Alzheimer? Die Medikamente Donanemab und Leqembi sind in den USA jetzt auf dem Markt. Prof. Frank Jessen vom Uniklinikum Köln äußerte sich bei Bild.de mehr als optimistisch. Er spricht von „einer vielversprechenden Ära in der Alzheimer-Therapie“ und erklärt: „Diese Therapien, für die wir im neuen Jahr eine Zulassung für Deutschland erwarten, machen wirklich Hoffnung. Das ist ein absoluter Meilenstein, denn dahinter steckt ein ganz neuer Ansatz. Jetzt kommt endlich mal was bei den Menschen an, und nicht nur in Tierversuchen, wie es in den letzten Jahrzehnten der Fall war.“

Alzheimer, ein Rennen gegen die Zeit: Neue Medikamente und Diagnosemethoden machen Hoffnung

Auch Howard Fillit von der Alzheimer’s Drug Discovery Foundation spricht positiv über das Potenzial, die Art und Weise, wie Alzheimer mit den neuen Medikamenten behandelt werden kann.

Bildgebende Verfahren des Gehirns
Internationale Forschergruppen arbeiten stetig daran, die Alzheimer-Demenz durch verschiedene Wirkstoffe in ihrem Verlauf zu stoppen. © Andrew Brookes/Imago

Donanemab und Leqembi zielen darauf ab, das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen, indem sie sich auf Amyloid-Plaques im Gehirn konzentrieren. Amyloid-Plaques können ursächlich für Alzheimer sein und die Krankheitssymptomatik, wie zum Beispiel Gedächtnisverlust, verstärken. Es gibt aber auch noch andere Risikofaktoren.

Eine Phase-III-Studie von Donanemab mit über 1700 Teilnehmern ergab laut Alzheimer Forschung Initiative eine beeindruckende Reduktion kognitiver Beeinträchtigungen um etwa 35 Prozent im Vergleich zu Placebogruppen. Experten bezeichnen die Ergebnisse als vielversprechenden Fortschritt, warnen jedoch vor möglichen Nebenwirkungen.

Alzheimer: Unvergessene Forschung gegen das Vergessen
Eiweißablagerungen zwischen den Nervenzellen (Plaques) sind zum Teil ursächlich für Alzheimer-Symptome. © Juan Gaertner/dpa

Hirnblutungen drohen: Schwere Nebenwirkungen bei Leqembi und Donanemab möglich

Auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA erklärte Prof. Dr. med. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie und ärztlicher Leiter des Zentrums für Diagnostik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: „In Europa steht die Zulassung dieser Medikamente noch aus. Man sollte die Nebenwirkungen nicht außer Betracht lassen. So treten doch bei einer nicht zu vernachlässigen Anzahl von Patienten Hirnblutungen auf. Als kausale Therapie würde ich diese Antikörper-Therapie nicht bezeichnen, dafür müsste der Therapiebeginn ja auch Jahrzehnte vor dem Einsetzen der Demenz erfolgen.“

Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft bei der Alzheimer Forschung Initiative, erklärte schon im Mai 2023: „Es kann die Alzheimerkrankheit weder heilen noch stoppen, aber auch wie Lecanemab zumindest den kognitiven Abbau verlangsamen.“ Allerdings sei „der Wirkungseffekt teuer erkauft“, da sowohl Donanemab als auch Leqembi mit schweren Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen in Verbindung stehen. Teuer ist die Behandlung auch im Wortsinn: Eine Therapie mit Leqembi kostet laut dem deutschen Medizinportal DocCheck etwa 26.000 Dollar pro Jahr.

Alzheimer und Demenz: Geringe Aussicht auf Heilung

Beide Medikamente richten sich zwar gegen Amyloid-Beta-Proteine, die sich im Gehirn ansammeln und zu Alzheimer führen. Sie können aber auch Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Hirnblutungen mit sich bringen. Prof. Dr. med. Markus Glatzel weiter: „Die positiven Aspekte sind jedoch ebenfalls da. Seit langem wird wieder ein neues Medikament, welches man bei der Behandlung der Alzheimer Erkrankung einsetzen kann, zugelassen. Dies ist für die Motivation der Forscher, aber auch die Motivation der involvierten Pharmafirmen wichtig.“

Wichtig sei Experten zufolge vor allem die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose von Alzheimer, bevor Symptome auftreten. Neben Medikamenten wird auch intensiv an neuen Diagnosemethoden geforscht, darunter ein vielversprechender Bluttest von C2N Diagnostics, der Amyloid-Beta im Blut nachweisen kann. Ein weiterer vielversprechender Biomarker namens MTBR-tau243, der Ablagerungen des Tau-Proteins nachweisen kann, befindet sich derzeit in der Entwicklung. (ls)

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