Darmprobleme und Gürtelrose: Bislang verlorene Krankenakten von Kaiserin Sisi aufgetaucht
Im Stadtarchiv Bad Kissingen sind alte Krankenakten der österreichischen Kaiserin Sisi aufgetaucht, die ein neues Bild der Kaiserin vermitteln.
Bad Kissingen – Die österreichische Kaiserin Elisabeth Amalie Eugenie, auch als Sisi bekannt, fasziniert viele Menschen noch heute. Erst 2023 wurde ihr 125. Todestag in Starnberg groß gefeiert. In der Film-Trilogie wird die Kaiserin durch Romy Schneider als schöne, elegante und vitale Regentin dargestellt. Ihre Krankenakte zeigt nun, dass dieser Eindruck nur halb der Wahrheit entspricht.
Im Stadtarchiv von Bad Kissingen, wo Sisi insgesamt sechsmal in Kur war, wurden alte medizinische Dokumente der Kaiserin gefunden, die neue Erkenntnisse vermitteln. Diese wurden aufgearbeitet und sind nun Teil der Sonderausstellung „Kaiserlich & inkognito. Sisi in Bad Kissingen“ im Museum Obere Saline des bekannten Kurorts.
Extrem Eitel: Krankenakten verraten Sisis skurrile Schönheitsrituale
Es handelt sich bei den gefundenen Dokumenten vor allem um alte Arztbriefe und Rezepte der Kaiserin, die von ihrem Kurarzt Dr. Alfred Sotier aufbewahrt wurden. Diese verraten einiges über die Kult-Kaiserin. So war diese anscheinend extrem eitel. „Sisi kam mit dem Altern nicht zurecht. Sie ließ sich schon in den 1860er Jahren nicht mehr fotografieren, versteckte ihr Gesicht hinter Fächern und Schirmchen,“ erklärte die für die Sammlung verantwortliche Historikerin Cornelia Oelwein gegenüber der Bild. Zu diesem Zeitpunkt war die 1837 geborene Sisi nur etwas mehr als 30 Jahre alt.

Und sie hatte einige komische Schönheitsrituale: So benötigte sie für ihre Haarwäsche jedes Mal 100 Eigelb. Das Wasser, das sie zum Waschen brauchte, musste von Apothekern destilliert werden. Wenn ihr ein Haar ausfiel, musste es von der Hofdame versteckt werden. Der Film „Sisi & ich“ von Frauke Finsterwalder erzählt von den letzten Lebensjahren der Kaiserin Elisabeth.
Krankenakten zeigen: Sissi litt an Kopfschmerzen, Gürtelrose und Darmproblemen
Im Bad Kissinger Stadtarchiv wurden zusätzlich auch Rezepte und Diagnosen des Kurarztes gefunden, die von speziellen Behandlungen zeugen. Laut Oelwein würden viele dieser Rezepte mittlerweile als homöopathisch bezeichnet werden. „Einige wären aber heute auch wegen der Nebenwirkungen schlicht verboten“, sagt sie. So erhielt Sisi beispielsweise eine sogenannte Fowlersche Lösung, die hochgiftiges Kaliumarsenit enthielt und Pillen mit giftigem Strychnin. Diese Medikamente sollten der Kaiserin von Österreich gegen ihre Kopfschmerzen, Darmträgheit und Appetitlosigkeit helfen.
Aus der Korrespondenz zwischen Sisis Hofdame und deren Kurarzt geht auch hervor, dass diese an Gürtelrose litt. „Leider kann ich Ihnen, hochgeehrter Herr Doktor nichts sehr Erfreuliches von unserer Majestät schreiben, I. M. hatte, ist noch lange nicht ganz davon befreit, diese Gürtelrose, auf d. Arm und der linken Schulter, wie Sie wissen ist das sehr schmerzhaft mit fürchterlichem Brennen und Jucken verbunden“, schreibt die Bedienstete in einem Brief.
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Am 10. September 1898 wurde Sisi von einen italienischen Anarchisten an einer Uferpromenade des Genfer Sees erstochen. Der letzte Eintrag der Krankenakte ist eine Zeichnung der Mordwaffe, eine spitz zulaufenden Feile mit Holzgriff. (jus)