Einen Tag lang beschäftigten sich die Schüler der Grund- und Mittelschule Königsdorf kürzlich mit dem Thema Politik. Anlass war ein Projekttag zum Thema „Demokratie und Bundestagswahl“.
Königsdorf - Nahezu mucksmäuschenstill ist es am Freitag in der bestuhlten Aula der Grund- und Mittelschule Königsdorf. Zum Teil etwas schüchtern blicken die versammelten Schüler nach vorne. Dort steht Florian Streibl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Landtag. „Das ist ein richtiger Politiker“, flüstert ein Bub seinem Sitznachbarn zu. Streibl ist aus einem besonderen Grund an die Schule gekommen: Dort findet ein Projekttag zum Thema „Demokratie und Bundestagswahl“ statt – mit verschiedenen Workshops.
Demokratietag in Königsdorf: Schüler löchern Streibl mit Fragen zu Freizeit und AfD
Der Freie-Wähler-Politiker leitet einen davon. Unter dem Titel „Was machen eigentlich Politikerinnen und Politiker“ gibt er seinen Zuhörern einen Einblick in seinen Alltag. „Politik macht Spaß, aber ist auch anstrengend“, fasst der Oberammergauer seinen Beruf zusammen. Jeden Tag um 6 Uhr in der Früh fährt er nach München in den Landtag. „Dienstags ist zum Beispiel immer Besprechung mit Ministerpräsident Söder.“ Abgesehen vom Landtag ist er viel auf Terminen unterwegs.
Nach und nach schwindet die anfängliche Scheu der Kinder. Die Hand eines Buben schnellt in die Höhe: „Wie viel Freizeit haben Sie als Fraktionsvorsitzender?“, fragt er. „Zu wenig“, antwortet der Gefragte mit einem Augenzwinkern. 70 bis 80 Stunden arbeitet Streibl in der Woche. „Seine Freizeit muss man da genau planen.“ Nickend gibt sich der Junge damit zufrieden.
Die wollen einen ganz anderen Staat, das wäre kein Freistaat mehr. Gnade uns Gott, wenn die an die Regierung kommen.
Ein ganz anderes Thema beschäftigt einen Buben aus der ersten Reihe: „Was ist Ihre Meinung zur AfD?“ Der Fraktionsvorsitzende überlegt einen kurzen Moment. „Meiner Meinung nach ist das eine nationalsozialistische Partei“, äußert er sich dann klar. Gerade im Landtag habe er die Partei schon des Öfteren live erlebt. „Da verstellen die sich nimmer“, sagt der Politiker. „Die wollen einen ganz anderen Staat, das wäre kein Freistaat mehr. Gnade uns Gott, wenn die an die Regierung kommen.“
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Marion Bauer beobachtet das Geschehen aus dem Hintergrund. „Fakt ist: Was hier bei uns gerade passiert, beschäftigt die Kinder“, weiß die Rektorin. „Durch den Projekttag wollen wir mit den Schülern bewusst über das Thema sprechen, dass sie das Ganze verstehen und bewusst wahrnehmen.“
Im Vorfeld haben die Mädchen und Buben Fragen, die sie dazu interessieren, in eine Box geworfen. Darauf aufbauend bieten Lehrer und externe Referenten nun 18 Workshops an.
In einem Klassenzimmer hält Lehrer Timo Lingenberg derweil einen Workshop zum Thema „Wahlplakate im Check“. Die Schüler haben sich um die Tafel versammelt, darauf sind verschmierte Plakate geklebt. „Wer Plakate zerstört, dem drohen im schlimmsten Fall mehrere Jahre Haft“, erklärt der Pädagoge seinen Schützlingen.
„Aber warum wird das so hart bestraft?“, fragt eine Schülerin. „Die Wahl ist das höchste Gut einer Demokratie. Deshalb hat jede Partei ein Recht auf Wahlkampf. Mit den zerstörten Plakaten wird ihnen dieses Recht genommen“, sagt Lingenberg. „Abgesehen davon kosten die Plakate viel Geld.“
Rektorin weiß: Vorgezogene Bundestagswahl beschäftigt die Kinder
In Gruppen aufgeteilt analysieren die Schüler im Anschluss Wahlplakate verschiedener Partei. Neuntklässlerin Pia steht vor Aushängen der Grünen. Auf einem ist Wirtschaftsminister Habeck zu sehen. Darunter steht: „Zuversicht. Ein Mensch. Ein Wort.“ Auf dem Plakat daneben heißt es: „Natur und Klima: Schützen!“ Pia überzeugt das nicht. „Die Grünen haben so viel mehr in ihrem Wahlprogramm. Ich verstehe nicht, warum die hier nur einen Bruchteil davon ansprechen.“
Lingenbergs Rat: „Schau‘ dich doch mal die Tage genau um, vielleicht findest du ja noch Grünen-Plakate mit den anderen Themen.“ Ein paar Meter weiter begutachtet Franz FDP-Wahlplakate.
„Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung“, steht dort neben dem Gesicht von FDP-Chef Lindner. Lingenberg muss seinem Schützling erst mal erklären, dass damit vermutlich Kritik an der aktuellen Regierung gemeint ist. Franz‘ Bilanz: Er findet das Plakat eintönig. „Da geht es nur um Wirtschaft, auf anderen Plakaten werden viel mehr Themen angesprochen.“
In einem anderen Punkt ist er sich mit seinen Mitschülern jedenfalls einig: Zum Thema Wahl und Politik hat er an diesem Tag einiges gelernt. kof
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