Auf Einladung von Dr. Josef Hingerl sprach Prof. Dr. Ingo Hahn, Bundestagsdirektkandidat der AfD, vor den „Spaziergängern“ in Wolfratshausen. Von der „aktuellen Debatte“ habe er gehört.
Wolfratshausen – Seit Dezember 2021 schreiten die sogenannten Spaziergänger Montag für Montag unverdrossen durch Wolfratshausen. Der Jurist Dr. Josef Hingerl führt die Teilnehmer auf die alte Floßlände, dort wird gemeinsam gesungen und jeder, der sich berufen fühlt, kann ans Mikrofon treten und seine Sicht auf die Welt verkünden.
Themen von Krieg über „Chemtrails“ bis Künstliche Intelligenz
Ursprünglich geißelten Hingerl und Co. bei den abendlichen Zusammenkünften ausschließlich die Corona-Maßnahmen. Inzwischen reicht das Themenspektrum von Krieg und Frieden über giftige Chemikalien, die angeblich von Flugzeugen versprüht werden („Chemtrails“), bis hin zu Künstlicher Intelligenz. Jetzt holte Prof. Dr. Ingo Hahn, Landtagsabgeordneter der AfD und Bundestagsdirektkandidat im Wahlkreis 222 (Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach), vor rund 60 Zuhörern am Flussufer zu „einem kleinen Rundumschlag“ aus.
Zuvor hatte Gregor ohne Nachnamen das Wort ergriffen. Er erinnerte an die „sogenannte Epidemie“ und an die nach seinen Recherchen „17 Millionen Impftoten“ weltweit. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz hat Gregor „runtergerechnet“, dass in Wolfratshausen 67 Menschen an den Folgen einer Schutzimpfung gestorben seien. Daher müsse man „spazieren gehen“, bis „alle Verbrecher“ von Gerichten verurteilt worden seien. Hahn kritisierte, dass die „etablierten Parteien“ in Sachen Corona „keinen reinen Tisch“ machen wollten. Die AfD plädiere für einen Untersuchungsausschuss, „um die Wahrheit ans Licht zu bringen“. Zur Wahrheit gehört laut Landratsamt: 62 802 Männer, Frauen und Kinder im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen infizierten sich mit dem Coronavirus, 215 starben an oder mit Corona.
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Erwartungsgemäß skizzierte Hahn am Montag die Position seiner Partei mit Blick auf die Migrationspolitik. Da die Grenzen „nicht kontrolliert“ würden, stehe „der Schutz der Grenzen“ ganz oben auf der Agenda. Künftig müsse die Devise heißen, „dass wir uns aussuchen“, wem die Einreise erlaubt werde – „wen wir bei uns brauchen können“.
Die „aktuelle Debatte“ in Wolfratshausen („das da mit dem Wahlkampfstand“) sei ihm natürlich zu Ohren gekommen, sagte der Professor für Geografie, Geoökologie und Kartographie. Auf die Hakenkreuze sowie die homophoben Diffamierungen, die wie berichtet auf zwei Geschäfte in der Wolfratshauser Innenstadt geschmiert worden sind, ging er nicht explizit ein. Stattdessen überraschte er den einen oder anderen Zuhörer mit der Nachricht: „Die AfD ist eine bunte und vielfältige Partei!“ Er unterstrich diese Behauptung mit dem Hinweis auf eine „homosexuelle Frau“ an der Spitze der AfD. Kanzlerkandidatin Alice Weidel ist seit rund 15 Jahren mit der in Sri Lanka geborenen Filmproduzentin Sarah Bossard liiert, die beiden wohnen mit ihren zwei Söhnen in der Schweiz.
Was privat ist, bleibt jedem selbst überlassen.
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2018 war die AfD mit einem Antrag im Bundestag gescheitert, das Gesetz „zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ wieder aufzuheben. Stephan Brandner, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Bundestag, schließt nicht aus, einen solchen Antrag nach der Wahl am 23. Februar erneut im Bundestag zur Abstimmung zu stellen. Hahn ist dagegen der Meinung: „Was privat ist, bleibt jedem selbst überlassen.“ Es bleibt zu vermuten, dass er die sexuelle Orientierung eines Menschen unter Privates subsumiert.
„Das Klima hat sich immer verändert“
Erhebliche Zweifel hat der Landespolitiker an der „verlässlichen Stromversorgung“ durch Wind- und Sonnenkraft. Mit „Flatterenergie“ lasse sich der Wirtschaftsmotor in Deutschland wohl nicht betreiben. Ganz zu schweigen von den „200 000 Vögeln“, die jedes Jahr von den Rotoren der Windkraftanlagen erschlagen würden. Eine aus der Luft gegriffene Zahl. Der Naturschutzbund Deutschland spekuliert, dass es 100 000 Vögel sein könnten – das Bundesamt für Naturschutz stellt fest, dass es keine belastbaren Zahlen gibt, weil keine systematische Erfassung im gesamten Bundesgebiet erfolgt.
Umstritten ist auch die These der Alternative für Deutschland, dass die Klimakrise nicht auf den Einfluss der Menschen, sondern auf natürliche Ursachen zurückzuführen sei. Hahn ist stramm auf Parteilinie: „Von der Klima-Ideologie“ solle sich „keiner Angst machen lassen.“ Er bringt‘s für die „Spaziergänger“ auf einen ganz simplen Nenner: „Das Klima hat sich immer verändert, die Welt wird morgen nicht untergehen.“ Beifall brandet auf. Gut möglich, dass Gregor dem Thema unter Zuhilfenahme Künstlicher Intelligenz bis zum nächsten Montagsspaziergang mal auf den Grund geht. cce