Die Pflegedirektion des Klinikverbundes Ostallgäu geht auf die gekündigten Angestellten des Schongauer Krankenhauses zu: Es könnten komplette Teams übernommen werden.
Schongau – Das vergangene Jahr hatte für die kurz vor Weihnachten gekündigten Mitarbeiter des Schongauer Krankenhauses wenig Gutes bereitgehalten. Eine gute Nachricht gibt es dafür zum Start ins neue Jahr: Der Klinikverbund Ostallgäu geht jetzt aktiv auf die gekündigten Pflegekräfte zu und bietet an, sogar ganze Teams übernehmen zu können. „Wir hatten schon immer wieder Bewerber aus Schongau, die uns erzählt hatten, dass sie gerne wieder auf einer Station zusammenarbeiten würden“, erklärt Axel Wagner. Er ist Pflegedirektor und Leiter nichtärztliches medizinisches Personal beim Klinikverbund Ostallgäu – dazu gehören die Kliniken Kaufbeuren, Füssen und Buchloe. Drei Schwestern, erzählt er, hätte er diesen Wunsch nach einer weiteren gemeinsamen Zusammenarbeit in einem anderen Haus bereits erfüllen können.
In Gesprächen hat Wagner erfahren: Es gibt mehrere Stations-Teams, die gerne weiter in anderen Kliniken zusammen arbeiten würden. Dem Klinikverbund Ostallgäu spielt das in die Karten. Man will das Angebot ausbauen, erweitern. „Wir sind am Wachsen“, so Wagner. Die geplante Erweiterung wiederum hänge am Personal, „da ist noch einiges zu verwirklichen“.
„Vielleicht werden wir für manche eine neue berufliche Heimat“
Alleine schon der Standort Kaufbeuren: Hier gibt es eine Station, die nicht mehr betrieben werden kann. Der Grund: Personalmangel. Ein ganzes Stations-Team vom Standort Schongau könnte hier etwas neu aufbauen. Was konkret? Welche Fachrichtung? Das müsste in Gesprächen geklärt werden, so Wagner.
Dass das nicht ganz einfach ist, weiß der Pflegedirektor des Klinikverbunds aus eigener Erfahrung. Erst im vergangenen Jahr hatte man im Verbund die Neurologie neu integriert. „Ein bisschen blauäugig“ sei man da herangegangen, erklärt Wagner. Die Abläufe in anderen Häusern seien anders, „man muss das gut begleiten“. Wichtig sei, auszuloten, welche Teams welcher Fachrichtungen in den Klinikverbund integriert werden könnten.
Wagner will Chancen bieten, aber kein Märchenland aufbauen: „Wenn fünf von einer Station kommen, kann ich keine Station eröffnen. Aber ich kann ein Angebot machen.“ Er verspricht: „Wir werden etwas finden, vielleicht werden wir für manche eine neue berufliche Heimat.“
Bewusst ist sich der Pflegedirektor aus dem Nachbarlandkreis auch darüber, dass der Wohnort-Faktor eine Rolle spiele. „Aber ich bin mir sicher, wird finden für jeden etwas Passendes.“ Bei passendem Personal wolle man im Klinikverbund einiges verwirklichen.
Klinikverbund wirbt um Personal - das sagt man im Schongauer Krankenhaus dazu
Stefan Konrad (Aktionsbündnis), der bei der Kontakt-Herstellung zum Klinikverbund Ostallgäu nicht ganz unbeteiligt war, sitzt ob der neuen Nachrichten eher zwischen den Stühlen. „Ich freue mich natürlich, wenn nach den Schock-Nachrichten vor Weihnachten einige Mitarbeiter wieder hoffnungsvoll in eine positive Zukunft schauen können“, sagt er. Lieber wäre es ihm freilich gewesen, das Schongauer Krankenhaus am Leben zu halten. „Ein kleines bisschen Hoffnung habe ich aber doch, dass wir zumindest das Ambulanzzentrum in Schongau zum Laufen bringen.“
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Zumindest, was diese Hoffnung anbelangt, sind sich Aktionsbündnis und Krankenhaus GmbH-Geschäftsführer Thomas Lippmann ausnahmsweise einig. Er gibt zu bedenken, dass man ja das ungekündigte Personal dringend für die Zukunft brauche, die fürs Schongauer Krankenhaus geplant ist: Ambulanzzentrum, Facharztzentrum, Kurzzeitchirurgie. Das Abwerben ganzer Teams: „Das ist ein Wahnsinn, was da passiert! Wir haben ja Zukunft vor!“
Über das öffentliche Angebot des benachbarten Klinikverbundes Ostallgäu zeigt Lippmann sich auf Anfrage der Schongauer Nachrichten „verwundert“. Auch mit anderen Kliniken sei die GmbH in Kontakt, diese würden offene Stellen am schwarzen Brett im Krankenhaus Schongau aushängen. Aber ganze Teams weg? Das sei wie Öl ins offene Feuer gießen.
Aber ja, räumt er ein: Wenn jemand das Schongauer Krankenhaus vor Ablauf der offiziellen Kündigungsfrist verlassen möchte, so ist dies möglich, ohne die gesamte Abfindung aufs Spiel zu setzen. „Es gibt eine Regelung im Sozialplan, dass man dann mit einer angepassten Abfindung früher gehen kann.“