„Entscheidung fiel mir nicht leicht“: Bürgermeister spricht über Eglings und seine persönliche Zukunft

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Egling

Kommentare

Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Deining war mit Eglings größtes Projekt im vergangenen Jahr, sagt Bürgermeister Hubert Oberhauser. © Sabine Hermsdorf-Hiss

In Egling war 2024 einiges los. Auch heuer stehen viele Projekte in der Gemeinde an. Im Interview spricht Bürgermeister Oberhauser nicht nur darüber. Er erklärt auch, weshalb er nicht nochmal kandiert.

Egling - Hinter Freie-Wähler-Bürgermeister Hubert Oberhauser liegen turbulente Monate: In Egling war im Jahr 2024 einiges los. Auch heuer stehen in der Großgemeinde größere und kleinere Projekte an. Im Gespräch mit Redakteurin Franziska Konrad spricht der 58-Jährige nicht nur darüber, sondern verrät auch, worüber er sich im Vorjahr besonders geärgert hat – und weshalb er nicht für eine dritte Amtszeit kandidiert.

Herr Oberhauser, kürzlich haben Sie bekannt gegeben, dass Sie 2026 nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidieren. Das heißt, heuer ist Ihr letztes vollständiges Jahr als Bürgermeister. Macht das die kommenden zwölf Monate für Sie zu etwas Besonderem?

Mir ist die Entscheidung nicht leicht gefallen. Bis zur letzten Minute werde ich mein Amt zu 100 Prozent ausführen. Freilich ist man da bei dem einen oder anderen Punkt emotionaler. Es kommt einem der Gedanke, dass eine Veranstaltung die letzte ihrer Art als Bürgermeister sein könnte. Aber wir haben in der Gemeinde gerade so viel Arbeit vor uns. Da denke ich jetzt noch nicht ans Ende meiner Amtszeit.

Haben Sie seit Ihrer Bekanntgabe viele Reaktionen erreicht, etwa von Bürgern oder Bürgermeisterkollegen?

Natürlich haben mich ein paar gefragt, warum ich denn aufhöre. Dahinter stecken ja gesundheitliche Gründe. Viele finden es schade, dass ich nicht mehr kandidiere. Der ein oder andere wird dagegen sicher aber froh sein, dass ich nicht mehr antrete. So realistisch muss man, glaube ich, auch sein. Das ist ganz normal.

Müssen wir uns um Sie Sorgen machen?

Sorgen machen muss man sich nicht. Ich leide unter keiner akut lebensbedrohlichen Erkrankung, aber es ist auf alle Fälle ernst zu nehmen. Lange habe ich mit mir gehadert, gehe ich den Schritt oder nicht? Habe mich mit der Familie intensiv besprochen. Fakt ist: Es wäre falsch, wenn ich künftig einfach so weitermachen würde wie bisher. Man kann ja kein Bürgermeister auf Sparflamme sein oder bloß halbherzig, weil man irgendwelche Schwierigkeiten hat. Außerdem würde ich mich wieder für sechs Jahre wählen lassen. Das wäre zu viel, deswegen jetzt dieser klare Schritt.

Es wäre falsch, wenn ich künftig einfach so weitermache würde wie bisher. Man kann ja kein Bürgermeister auf Sparflamme sein.

In der Lokalpolitik sind Sie schon lange aktiv, unter anderem auch im Kreistag. Lassen Sie mit Ihrem Schlussstrich als Bürgermeister alles Politische hinter sich? Oder bewerben Sie sich als Gemeinderatsmitglied?

Als Gemeinderatsmitglied werde ich mich nicht zur Verfügung stellen. Ich glaube, es ist ganz, ganz schlecht, wenn ein ehemaliger Bürgermeister weiter im Gremium sitzt. Das haben wir ja in manchen Nachbarkommunen mitbekommen. Ob ich für den Kreistag wieder kandidiere, bespreche ich mit meiner Fraktion.

Wenn man sich bei uns in der Region umschaut, sind Sie kein Einzelfall. Auch Ihr Eurasburger Kollege Moritz Sappl kämpft mit gesundheitlichen Problemen. Denken Sie, dass das Bürgermeisteramt zum Teil möglicherweise so stressig geworden ist, dass es ein Stück weit an die Substanz gehen kann?

Sagen wir es einmal so: Das Bürgermeisteramt ist sehr, sehr intensiv und es wird gefühlt immer intensiver. Die Thematiken werden komplexer, das Anspruchsdenken intensiver. Zunehmend verschärfen sich rechtliche Grundlagen. Was aber die größte Thematik ist: Dass es von der großen Politik – ich sage es so salopp – immer wieder Ankündigungen gibt. Aber im Endeffekt wird es auf die Kommunen verteilt und abgeladen. Die müssen das dann mehr oder weniger umsetzen.

Unterm Strich bedeutet das mehr Herausforderungen für den Bürgermeister?

Definitiv.

Vorhin haben Sie die viele Arbeit angesprochen, die es derzeit in der Gemeinde gibt. Auch 2024 stand in Egling einiges an. Das größte Projekt war vermutlich die Sanierung der Deininger Ortsdurchfahrt?

Auf alle Fälle war es das Projekt, welches man wohl am meisten wahrgenommen hat. Bauherr war zwar das Staatliche Bauamt in Weilheim. Doch die Gemeinde Egling war daran beteiligt, etwa mit der Wasserleitung, der Straßenentwässerung und dem Gehweg. Für umliegende Ortsteile und viele Bürger bedeutete die Baustelle eine große Belastung. Das hat man immer wieder gespürt und zu hören bekommen. Dafür, dass es so ein großes Projekt war, hat es unterm Strich gut funktioniert. Ein Punkt hat mich dabei allerdings sehr geärgert.

Dafür, dass es so ein großes Projekt war, hat es unterm Strich gut funktioniert.

Und zwar?

Im Zuge der Sanierung des Gehwegs gab es die ein oder andere intensive Grundstücksverhandlung. Da sind ein paar Sachen vorgefallen, über die ich mich schon sehr, sehr geärgert habe. Weil es einfach nicht notwendig gewesen wäre, wegen drei Quadratmetern. Im Zentrum von Deining etwa, an einer Stelle beim Gehweg, haben wir nun einen kleinen Haken, den es nicht gebraucht hätte – wenn man da vernünftig miteinander umgegangen wäre. Für die nächsten 50, 60 Jahre ist das jetzt so gebaut. Ich finde es einfach schade, dass man sich da nicht einigen konnte.

Was stand sonst noch in der Großgemeinde an?

Eine weitere große Baustelle, leider mit vielen Problemen behaftet, war der Anbau und Umbau des Deininger Kindergartens. Zum Teil lag das auch an der Substanz des alten Gebäudes. Da kam es zu unschönen Überraschungen. Aber wenn man jetzt das Gesamtprojekt betrachtet, ist das ziemlich stimmig geworden. Nicht nur als Ort für die Kinder, sondern als Ort für die ganze Dorfgemeinschaft. Ein Ort, an dem Vereine einen Platz haben und an dem das ein oder andere Vereinsfest abgehalten werden kann.

Im Rückblick auf 2024: Worauf sind Sie als Eglinger Bürgermeister besonders stolz?

Neben den zwei Leuchtturmprojekten gibt es in der Gemeinde zahlreiche kleine Sachen, die fast nebenbei laufen. Da bin ich schon ziemlich stolz auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wirklich alle an einem Strang ziehen und dafür sorgen, dass wir ein so gutes Team sind.

Von welchen „kleinen Sachen“ sprechen Sie?

Allein jeder Bauantrag, der kommt, muss auf Herz und Nieren geprüft werden. Dazu kommen Liegenschaften der Gemeinde, die man weiterentwickeln, sanieren und reparieren muss. Genauso wie Bauleitpläne, mit denen man Baurecht schafft. Genauso wie in der Kinderbetreuung und am Bauhof.

Im Interview im Januar 2024 nannten Sie die Etablierung der Ganztagsbetreuung eines der größten Projekte der Gemeinde. Wie ist dort der aktuelle Stand?

Wir hatten praktisch eine fertige Schulhausplanung, leider war die unterm Strich nicht finanzierbar. Konkret geht es ja um die Schaffung der Ganztagsbetreuung und die Sanierung des alten Schulhauses. Das muss zu einem Projekt zusammenschmelzen. Gerade sind wir dran, die bestehende Planung von den Kosten her zu reduzieren und die Förderung zu prüfen. Vom Zeitplan ist das bestimmt eine Verzögerung, aber wenn man die aktuelle Zinsentwicklung und die Entwicklung der Baukosten sieht, ist das sicherlich kein Nachteil. Unser Ziel ist, 2025 den Bauantrag einzureichen.

(Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Abgesehen davon: Was passiert in Egling heuer sonst noch?

Weiter begleiten wird uns die Sanierung des alten Schulhauses in Thanning. Da entstehen auch einige gemeindliche Wohnungen, und den Altbestand möchten wir auch erhalten. Da hoffen wir auf eine Förderung. Kosten wird das Ganze etwa 1,4 Millionen Euro. Ein weiteres Projekt, das wir in Egling umsetzen: die Erschließung des Gewerbegebiets in Öhnböck. Im Frühjahr beginnen die Bauarbeiten. Gerade laufen die Submission und die Ausschreibung. Im zweiten Zug, wenn man weiß, welche Kosten entstehen, kann man die Grundstücke vergeben.

Bei der Haushaltsplanung 2024 bereiteten dem Gremium die Kita-Finanzen Bauchschmerzen. Die Einnahmen waren viel geringer als die Ausgaben. Müssen sich Eglinger Eltern auf immens steigende Gebühren einstellen?

Es wurde immer in der Bürgerversammlung und in den Kindergartenversammlungen offen kommuniziert, dass wir uns mit den Kindergartenbeiträgen auseinandersetzen müssen. Bis zum 1. September läuft das aktuelle Kindergartenjahr, danach werden die Gebühren neu kalkuliert. Billiger werden die sicher nicht. Aber wenn man sieht, was wir in dem Bereich investieren, wie viele Mitarbeiter wir haben, wie sich dort die Tarife entwickelt haben: Es gibt keinen anderen Weg. So ehrlich muss man sein.

Abschlussfrage: Was waren Ihre persönlichen Egling-Highlights 2024?

Unwahrscheinlich schön fand ich die vielen Feuerwehrfeste, zu denen alle zusammengekommen sind. Einmal im kleineren Rahmen, einmal im größeren, einmal nur gemeindliche Feuerwehren, einmal überregional. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen. kof

Auch interessant

Kommentare