Kuleba sieht Trump-Team in Ukraine-Frage gespalten – wie beim „Super Bowl“
Bezogen auf den Ukraine-Krieg sieht der frühere ukrainische Außenminister in Trumps Umfeld zwei Lager: Und Trump, „sitzt im Stadion und genießt die Show“.
Washington D.C. – Was ein Treffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten angeht, scheint sich US-Präsident Donald Trump verkalkuliert zu haben: Kurz nachdem Trump verkünden lässt, Putin habe einem Treffen zugestimmt, grätscht der Kreml rein und spielt auf Zeit. Direkte Verhandlungen zwischen Putin und Selenskyj bremst der Kreml nach wie vor aus: – mit der Begründung, dass diese Gespräche zuvor auf niederer Ebene mit konkreten Vereinbarungen vorbereitet werden müssten.
Auch hält Moskau weiter an seinen Maximalforderungen für ein Ende des Krieges fest und fordert von Kiew weiterhin, auf das Ziel einer Nato-Mitgliedschaft zu verzichten und größere Gebiete für einen Frieden abzugeben. Teile der US-Regierung scheinen sich davon jedoch nicht beirren zu lassen; Vizepräsident JD Vance sprach jüngst gegenüber dem US-Sender NBC von „großen Zugeständnissen“, die Moskau gemacht haben soll.

Ex-Ukraine-Außenminister sieht Trump-Umfeld gespalten: Team-Russland vs. Team-Ukraine
Infolge des Gipfels in Alaska mit Trump und Putin und dem darauffolgenden Treffen zwischen Trump, Selenskyj und Vertretern europäischer Staaten sei der Kreml „in einigen seiner Kernforderungen flexibel“ gewesen, so Vance: in der Erkenntnis, dass man in Kiew kein Marionettenregime installieren könne und dass es eine gewisse Sicherheitsgarantie für die territoriale Integrität der Ukraine geben werde. Mit Blick auf russische Äußerungen finden sich für die von Vance angesprochenen „Zugeständnisse“ jedoch keine Belege.
Der frühere Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, sieht Trumps Umfeld mit Blick auf den Ukraine-Krieg gespalten in zwei Lager. Vance sowie Trumps Chefunterhändler Steve Witkoff würden dabei in einem „Team“ spielen, „das den russischen Anliegen und Ambitionen wohlwollender gegenübersteht“, erklärt Kuleba im Interview mit dem Spiegel.
In Trumps Umfeld gebe es jedoch noch ein weiteres Team, „das die ukrainische Position besser versteht und weiß, was für die Ukraine und Europa möglich ist und was nicht“. Zu diesem gehöre nach Einschätzung des ehemaligen ukrainischen Außenministers: „Außenminister Marco Rubio, General Keith Kellogg, meiner Meinung nach auch die CIA und Leute im Kongress“.
Trumps im Ukraine-Krieg zwischen den Stühlen? „Mal unterstützt er das eine, mal das andere Team“
Im Interview mit dem Magazin zieht Kuleba dabei den Vergleich zu einem US-Großevent: „Diese zwei Lager sind wie der Super Bowl, das Football-Finale in der amerikanischen Politik.“ Der US-Präsident „sitzt im Stadion und genießt die Show. Mal unterstützt er das eine, mal das andere Team, und so entsteht dieses Gleichgewicht der amerikanischen Politik.“
Dass Trump seit Beginn seiner Amtszeit nicht zuletzt mit Blick auf Russland und die Ukraine nicht gerade auf einen stringenten Kurs setzt, ist kaum von der Hand zu weisen: Seit Beginn seiner Amtszeit waren zahlreiche Kehrtwenden zu beobachten. Allein im vergangenen Monat bewegte sich Trump von direkten Drohungen gegen Russland und einem Ultimatum für Sanktionen hin zu Applaus für Putin, den er in Alaska auf einem roten Teppich begrüßte – um nur ein Beispiel zu nennen.
Kuleba glaubt nicht an schnelles Ende des Ukraine-Kriegs: „Alle erkennen, dass dies nicht der Fall ist“
Dass der Krieg in der Ukraine „weitergehen wird“, dessen seien sich jedoch auch Vance und Witkoff bewusst, glaubt Kuleba. „Alle tun so, als kämen wir dem Frieden näher, aber alle erkennen, dass dies nicht der Fall ist.“ Mit der Einschätzung, dass Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine nicht in absehbarer Zeit beenden will, steht nicht allein.
So warf etwa die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas Putin zuletzt vor, kein Interesse daran zu haben, „sich an einen Tisch zu setzen“: Die USA, Europa und die Ukraine wollten Frieden. Moskau jedoch setze auf Spiele und formuliere Hindernisse. Frankreichs Präsident äußerte sich deutlicher: Er sei überzeugt, dass Kremlchef Wladimir Putin „keinen Frieden will“, sagte Macron Mitte August nach der Videokonferenz mit Verbündeten der Ukraine. (pav)