Familien in Deutschland: Was Söhne, Töchter und Enkel durch den Wehrdienst erwartet

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die schwarz-rote Koalition verabschiedet den neuen Wehrdienst und hält an der Option einer Wehrpflicht fest. Das betrifft bundesweit sehr viele Familien.

Berlin - Er ist beschlossen, der neue Wehrdienst für Deutschland. Die schwarz-rote Bundesregierung hat das Modell von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an diesem Mittwoch (27. August) bei einer Sitzung in dessen Ministerium abgesegnet. Aber: Das Kabinett schließt nach wie vor eine Wehrpflicht für den Dienst in der Bundeswehr nicht aus, sollte nicht genügend Personal rekrutiert werden.

Die Bundeswehr braucht eigenen Angaben zufolge viel mehr Soldaten. Ein neuer Wehrdienst soll bei der Rekrutierung helfen. (Symbolfoto)
Die Bundeswehr braucht eigenen Angaben zufolge viel mehr Soldaten. Ein neuer Wehrdienst soll bei der Rekrutierung helfen. (Symbolfoto) © IMAGO / Mike Schmidt

Was für hunderttausende Familien in Deutschland bald folgt: Ab Januar 2026 erhalten alle 18-jährigen Männer eines Jahrgangs Post von der Bundeswehr. Sie sind verpflichtet, einen Online-Fragebogen auszufüllen, in dem Interessen, Fitness, Bildungsabschlüsse und die Bereitschaft zum Wehrdienst abgefragt werden. Wer Interesse zeigt und nach einer Überprüfung durch die Behörden als geeignet erscheint, wird zu einer freiwilligen Musterung eingeladen. Entzieht sich jemand der Befragung, droht indes ein Bußgeld.

Neuer Wehrdienst in Deutschland: Bundesregierung behält sich Wehrpflicht vor

Junge Frauen ab 18 Jahren können den Fragebogen online freiwillig ausfüllen, während etwa CSU-Chef Markus Söder eine verpflichtende Wehrpflicht fordert - trotz des Beschlusses der Bundesregierung. Auch manchen CDU-Politikerin ging Pistorius‘ Gesetzesentwurf zuletzt nicht weit genug. Die Sorge: Durch die Freiwilligkeit könnten nicht ausreichend neue Soldaten und im zweiten Schritt Reservisten rekrutiert werden, während der Ukraine-Krieg international große Bedenken bereitet.

Der Personalbestand der Bundeswehr soll von aktuell rund 182.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten auf 260.000 erhöht werden. Mittelfristig soll durch Reservisten ein Bestand von 460.000 Soldatinnen und Soldaten erreicht werden. Ab Juli 2027 wird die zunächst freiwillige Musterung für alle 18-jährigen Männer verpflichtend. Geschätzt 200.000 junge Männer jährlich, die heute noch Jugendliche sind, sollen in Zukunft eine sechsstündige Untersuchung durchlaufen, damit ihre Tauglichkeit für einen Wehrdienst festgestellt werden kann.

Folgt dem Wehrdienst die Wehrpflicht? Bundeswehr braucht zehntausende Soldaten

So sieht es der Gesetzesentwurf von CDU/CSU und Sozialdemokraten unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) vor, auch, um Nato-Vorgaben aus deutscher Perspektive erfüllen zu können. Reuters zufolge hatte die Verteidigungsallianz die Bundesregierung jüngst aufgefordert, Deutschland müsse bis 2030 sieben neue Kampfbrigaden für das Militärbündnis aufstellen. Dabei dürfte es um rund 35.000 neue Soldatinnen und Soldaten für Panzer-Kampfverbände gehen, da eine Brigade nach Bundeswehr-Verständnis in der Regel 5000 Mann hat.

Während die schwarz-rote Bundesregierung ferner einen Nationalen Sicherheitsrat auf den Weg gebracht hat, zeigt ein Rechenbeispiel, wie viele Familien in Deutschland von der aktuellen Wehrdienst-Entscheidung betroffen sind. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden 2008 etwa 675.000 Kinder in Deutschland geboren. Und: Hierzulande sind im Schnitt jährlich 51 bis 52 Prozent aller Neugeborenen männlich. Heißt für den Jahrgang 2008: Zwischen 347.000 und 351.000 junge Männer bekommen nächstes Jahr Post von der Bundeswehr.

Jahrgang: junge Männer mit deutscher Staatsbürgerschaft:
2008 347.000 bis 351.000
2009 332.000 bis 338.500
2010 345.800 bis 352.500

Noch zwei Beispiele: Laut Destatis gab es 2009 etwa 651.000 Geburten in Deutschland, sind derselben Rechnung zufolge zwischen 332.000 und 338.500 junge Männer, die im Verlauf von 2027 einen Fragebogen zur Musterung erhalten werden. 2010 waren es 678.000 Neugeborene. Somit sind es geschätzt zwischen 345.800 und 352.500 junge Männer, die 2028 eine Musterung machen müssen. Im Grundgesetz ist verankert, dass ausschließlich junge Männer, nicht aber Frauen zu einem gesetzlich verbindlichen Wehrdienst verpflichtet werden können. (pm)

Auch interessant

Kommentare