Mit Mut und Musik für Gleichberechtigung: Schulleiterin und Sängerin zeigt Haltung auf der Bühne

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Musikantin, Lehrerin und Feministin: Margreth Außerlechner möchte Mädchen dazu ermutigen, ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. © vm

Anlässlich des heutigen Weltfrauentags erzählt die Schulleiterin und Sängerin Margreth Außerlechner, warum sie nur bestimmte Lieder covert, wie sie sich in der Schule für Frauen stark macht und welche Rolle Spaghetti-Tops dabei spielen.

Dachau – Margreth Außerlechner sitzt an ihrem Klavier in ihrem Wohnzimmer in Dachau. Bevor sie ihren selbst komponierten Walzer anstimmt, grinst sie und sagt: „Frauen aus meinem Publikum, egal ob sie 15 oder 50 sind, wissen immer, was ich meine“.

Dann legt sie los. „G’stattn’s junge Frau, Sie können das ja nicht wissen. Schaun’s, da braucht’s a bissl a Gespür. Sein’s doch ned so verbissen“, singt sie eine Strophe ihres Lieds. Ihre Stimme ist hell und sanft.

Margreth Außerlechner macht seit 25 Jahren Musik. Das Klavier ist ihr Lieblingsinstrument.
Margreth Außerlechner macht seit 25 Jahren Musik. Das Klavier ist ihr Lieblingsinstrument. © Verena Möckl

Seit 25 Jahren macht Margreth Außerlechner Musik. Vor allem Jazz, Country, Swing. Lange Zeit habe sie nur gecovert. „Da wurde mir klar, viele Texte kann ich nicht unironisch singen.“ Lieder, die zum Beispiel davon handeln, dass eine Frau eine andere aussticht. Jolene. Aber sie stieß auch auf viele gute, alte Songs „von Frauen, die hintergründige Texte für sich genutzt haben, in einer Zeit, in der sie ganz sicher kein emanzipiertes Leben geführt haben. Das hat mich inspiriert.“

Dachauerin schreibt Songtexte über ihr Leben als Frau in einer Männerwelt

Mittlerweile schreibt Außerlechner auch Texte, wie jenen, den sie gerade in ihrem Wohnzimmer vorspielt. Lange habe sie nicht gewusst, worüber sie singen soll. Liebe war ihr zu trivial, sagt sie. Doch die 44-Jährige hat nun ein Thema: ihr Thema. Denn der Großteil ihrer Texte handelt davon, wie es ihr geht als Frau in einer Männerwelt. Der Stoff geht ihr nicht aus.

Männer wollen mir die Welt erklären. Ich bin jetzt aber in einer Führungsposition, und noch immer bekomme ich väterliche Tipps.

Margreth Außerlechner verarbeitet in ihren Liedern, was sie in ihrem Alltag erlebt. „Männer wollen mir die Welt erklären. Ich bin jetzt aber in einer Führungsposition, und noch immer bekomme ich väterliche Tipps“, sagt sie und schüttelt ihren schwarzen Lockenkopf.

Margreth Außerlechner ist Schulleiterin an der Mittelschule in Reichertshausen im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm. Sie habe das Gefühl, dass Kompetenz bei Männern vorausgesetzt werde, bei Frauen sei das nicht selbstverständlich. Bevor sie im Herbst vergangenen Jahres nach Reichertshausen wechselte, war sie Konrektorin an der Mittelschule in Karlsfeld.

Dachauerin setzt sich für Schülerinnen ein

Ihre Heimat ist aber woanders. In Österreich. Das verrät ihr Tiroler Akzent, der ihre Stimmfarbe umso stärker färbt, je mehr sie sich in Rage redet. Gerade ist dies der Fall. Sie erzählt davon, wie sie als Schulleiterin in Reichertshausen nach zwei Monaten die Schulordnung angepasst hat – Mädchen dürfen nun Tops mit Spaghetti-Trägern tragen.

Man nimmt ihnen wieder die Verantwortung. Es gibt noch genug Frauen, die vergewaltigt werden und wo danach gefragt wird: Was hast du denn angehabt.

„Warum sollen Mädchen so nicht gekleidet sein?“ Sie könne mit der Argumentation, man nehme den Jungs sonst die Konzentration, nichts anfangen. Dadurch würde man Jungs unterstellen, sich nicht beherrschen zu können, sagt sie empört. „Man nimmt ihnen wieder die Verantwortung. Es gibt noch genug Frauen, die vergewaltigt werden und wo danach gefragt wird: Was hast du denn angehabt?“ Nicht bei allen Kollegen kam die Änderung der Schulordnung gut an. Doch Außerlechner steht da drüber.

Mehr Wertschätzung für Frauen

Auch in der Kleinkunstbranche wünscht sich die Dachauerin mehr Wertschätzung für Frauen – vor allem für Sängerinnen. Ihr Eindruck: „Es wird vorausgesetzt, dass sich der Mann in der Technik auskennt und dass die Frau sich hinstellt, schön ausschaut und schön singt.“ Wenn sie als Sängerin und nicht als Instrumentalistin auf die Bühne geht, dauere es immer, bis sie von Tontechnikern ernst genommen würde, findet sie.

Ich will niemanden belehren auf der Bühne, das mache ich ja schon in der Schule.

Auch wenn sich Außerlechner hauptsächlich in ihren eigenen Songs mit feministischen Themen auseinandersetzt, will sie nicht als Ratgeberin verstanden werden. „Ich will niemanden belehren auf der Bühne, das mache ich ja schon in der Schule“, sagte sie und lacht. Es geht ihr nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger auf feministische Themen aufmerksam zu machen, betont sie. „Ich bin sicher keine plakative Feministin, die sich aktiv um Rechte von Frauen einsetzt.“

Haltung zeigen auf der Bühne für Frauen weltweit

Auf der Bühne würde sie aber nicht umhinkommen, Haltung zu zeigen. Nicht nur auf der Bühne und in der Schule, sondern auch im Alltag. Zum Beispiel bei der Wahl des Zahnarztes. „Wenn ich die Möglichkeit hab, wähle ich eine Frau, nicht weil sie besser ist, sondern weil ich der Meinung bin, dass Gleichberechtigung erst dann erreicht ist, wenn auch Frauen schlecht sein können.“

Der Weltfrauentag hat für die Sängerin – im Gegensatz zum Muttertag – eine Bedeutung. „Es geht mir nicht darum, dass ich einen Tag hab, und da kann ich dann als Frau machen, was ich will, und den Rest des Jahres bin ich wieder Heimchen am Herd“, sagt Außerlechner. Vielmehr gehe es um das Auffrischen einer Idee. „Alles, was am Frauentag passiert, ist, Frauen sichtbar zu machen.“

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