Schwere Verluste an Front: Neue Todeszahlen zu Nordkorea-Soldaten veröffentlicht

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Hunderte Tote und tausende Verletzte nordkoreanische Soldaten soll die Kim-Putin-Allianz bisher gefordert haben. Trotzdem könnte Pjöngjang weitere Unterstützung entsenden.

Kiew/Moskau – Tausende nordkoreanische Soldaten kämpfen nach Angaben aus Kiew, Washington und Seoul seit Monaten an der Seite der russischen Truppen gegen die Ukraine. Nun gibt es Informationen, wonach bereits 1.000 nordkoreanische Soldaten im Ukraine-Krieg gefallen sein sollen. Rund 3.000 sollen verwundet sein, berichtete der russische Dienst der BBC am Mittwoch (22. Januar) unter Berufung auf anonyme westliche Beamte.

Außerdem haben Kiew und Seoul mittlerweile die Gefangennahme zweier nordkoreanischer Soldaten bekannt gegeben. Moskau und Pjöngjang hingegen haben die Stationierung nordkoreanischer Soldaten in der Ukraine bisher nicht offiziell zugegeben. Als der russische Präsident Wladimir Putin zu diesem Thema befragt wurde, weigerte er sich, die Berichte zu bestätigen oder zu dementieren. Stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Kritik an der westlichen Militärunterstützung für die Ukraine, berichtet die Moskau Times.

Von Kiew veröffentlichte Aufnahmen sollen aber zeigen, dass die Nordkoreaner mit russischen Uniformen und Ausweispapieren ausgestattet wurden - was darauf hindeuten könnte, dass Moskau ihren Kriegseinsatz zu verschleiern versucht.

Die Kim-Putin-Allianz: Mehr als 4.000 nordkoreanische Soldaten bereits tot, verwundet oder vermisst

Hintergrund: Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 haben Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ihre Zusammenarbeit verstärkt. Der Westen wirft Pjöngjang schon seit Längerem vor, Russland mit Raketen und anderem Rüstungsmaterial für den Krieg zu versorgen. Ende vergangenen Jahres sorgten dann Geheimdienstinformationen für Aufsehen, wonach auch nordkoreanische Soldaten zum Kriegseinsatz entsandt wurden.

Nach Angaben aus der Ukraine, Südkorea und den USA wurden mehr als 10.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland verlegt, um Moskau im Krieg zu unterstützen. Die geschätzte Gesamtzahl der nordkoreanischen Opfer – einschließlich der Toten, Verwundeten, Vermissten und Gefangenen – soll mittlerweile 4.000 betragen und entspricht 36 Prozent der eingesetzten Truppen. Noch ist unklar, wo verwundete nordkoreanische Soldaten medizinisch versorgt werden.

Kim-Putin-Allianz: Tausende nordkoreanische Soldaten kämpfen nach Angaben aus Kiew, Washington und Seoul seit Monaten an der Seite der russischen Truppen gegen die Ukraine. (Montage) © Uncredited/KCNA via KNS/dpa, IMAGO / ITAR-TASS

Wie die New York Times am Mittwoch (22. Januar) unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten hochrangigen US-Verteidigungsbeamten berichtet, soll Russland dennoch „innerhalb der nächsten zwei Monate“ mit der Entsendung zusätzlicher Verstärkung durch Nordkorea rechnen.

Truppen ohne Kampferfahrung: Nordkorea-Soldaten dienen Putin laut USA nur als „Kanonenfutter“

Laut südkoreanischen Informationen sollen die nordkoreanischen Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk im Einsatz sein, in welche die ukrainische Armee im vergangenen August eingerückt war und in der sie weiterhin Gebiete besetzt hält.

Für ihren mutmaßlichen Kriegseinsatz bringen Kims Kämpfer aber wohl keine praktische Erfahrung mit, denn die nordkoreanische Armee hat seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 nicht mehr gekämpft. Seoul und Washington erheben den Vorwurf, die nordkoreanischen Soldaten seien als „Kanonenfutter“ an die Front geschickt worden.

Einer der nun angeblich von der Ukraine gefangen genommenen Nordkoreaner soll nach ukrainischen Angaben ausgesagt haben, er habe geglaubt, nur zu einer Übung nach Russland entsandt zu werden. Erst bei seiner Ankunft habe er gemerkt, dass er in den Kampf geschickt worden sei.

Selbstmord statt Gefangenschaft: Nordkorea-Soldaten sollen Befehle im Ukraine-Krieg erhalten haben

Der südkoreanische Abgeordnete Lee Seong Kweun berichtete, die nordkoreanischen Soldaten hätten den Befehl, sich bei einer drohenden Gefangennahme das Leben zu nehmen. Bei toten Soldaten gefundene Notizen sollen darauf hingedeutet haben, dass sie unter Druck gesetzt worden seien, „Suizid zu begehen oder sich selbst in die Luft zu sprengen, bevor sie gefangen genommen werden“.

Laut ukrainischen Angaben wurde zuletzt ein Soldat aus Nordkorea gefangen genommen, der verletzt auf seinem Bett in einer Zelle sitzt.
Ein Ukrainer an der Front berichtet über Erfahrungen mit nordkoreanischen Truppen. © IMAGO / Newscom / EyePress

Dennoch nahm die Ukraine nach Angaben ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor wenigen Tagen zwei nordkoreanische Soldaten gefangen. Selenskyj veröffentlichte Fotos von zwei verletzten Männern mit asiatischen Gesichtszügen auf X - allerdings keinen Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um Nordkoreaner handelt.

Selenskyj schlug vor, gefangen genommene Soldaten aus Nordkorea an Pjöngjang zu übergeben - im Austausch für in Russland festgehaltene ukrainische Kriegsgefangene. Sollten die Nordkoreaner jedoch nicht in ihre Heimat zurückkehren wollen, könnten sie als Alternative „die Wahrheit über diesen Krieg auf Koreanisch verbreiten“, sagte der ukrainische Präsident (bg/dpa).

Auch interessant

Kommentare