Demos gegen rechts machen die AfD nervös

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Hunderttausende Menschen gehen seit mehreren Wochen auf die Straße. Die in Teilen rechtsextreme AfD verliert seitdem nicht nur in Umfragen.

„Ganz Hamburg hasst die AfD“, rufen am vergangenen Sonntag tausende Menschen auf der Ludwig-Erhard-Straße. Sie sind Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer der vielen Demos gegen Rechtsextremismus, die seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche vor mehr als drei Wochen in ganz Deutschland stattfinden. Zeigen sie Wirkung? Ja, findet der Kommunikationsexperte Marc Raschke.

Sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und zeigen der CDU, was passiert, wenn sie auch nur überlegen sollte, in einem der ostdeutschen Bundesländer mit der AfD zu koalieren. Und sie sorgen auch für eine nervöse AfD, die einen Fehler nach dem anderen mache, sagt Raschke BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von Ippen.Media.

Demo gegen rechts in Hamburg (links im Bild) und Tino Chrupalla (rechts im Bild).
Demo gegen rechts in Hamburg (links im Bild) und Tino Chrupalla (rechts im Bild). © Imago/Political-Moments/Middle East Images

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Woran sich zeigt, dass die AfD wegen der Demos gegen rechts hektisch wird

„Die Partei lebt von Erzählungen und merkt gerade, dass ihnen die Erzählung, dass sie angeblich für die schweigende Mehrheit im Land sprechen, aus der Hand genommen wird“, erklärt Raschke. Sie versuche, die Demos kleinzureden und gehe dabei sehr ungeschickt vor. „Die Partei reagiert hektisch. Das zeigt sich daran, dass sich Erzählungen wie die, dass die Demobilder gefaked seien, schnell auflösen lassen“, so der Experte.

Zu sagen, da standen nicht so viele Leute in Hamburg am Jungfernstieg am 19. Januar sei eine Beleidigung gegenüber den Leuten, die da standen. Laut Polizei kamen 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu der Demonstration, aufgrund der Menschenmassen könne man aber die Menge schlecht schätzen. Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund Hamburg, der zu den Organisatoren der Kundgebung gehörte, waren es 80.000 Demonstrierende. 

„Und die, die da demonstrierten, haben es ja auch Leuten in ihrem Umfeld erzählt. Es ist nicht lange darüber nachgedacht worden und daran merkt man, die werden nervös“, sagt Raschke. Die aktuellen Erzählungen der Partei würden nicht mehr kongruent zu dem laufen, was realistisch wäre, sondern fast fiktional werden. „Die Partei wird zu einem Gruselfilm.“

AfD betreibe laut Experten „sehr ungeschicktes Gaslighting“

Was die AfD derzeit versuche, erinnere Raschke an Gaslighting, also Menschen gezielt das Vertrauen in ihre eigenen Sinne abzusprechen. Wenn die AfD versuche selbst Leuten, die bei den Demos gegen rechts waren, einzureden, dass sie nicht da waren, dann sei das „sehr ungeschicktes Gaslighting“.

Es gebe eine Dreiteilung, wie die Partei vorgehe, wenn sowas passiert, wie die Correctiv-Berichterstattung: „Zuerst Leugnen, dann Relativieren und wenn das nicht klappt: Diskreditieren. Und jetzt war alles auf einmal“, sagt der Kommunikationsexperte. Das zeige, wie sehr sie getroffen waren. „Sie haben es nicht mal geschafft, in dieser Reihenfolge zu bleiben. Die einen waren noch dabei es zu leugnen, während die anderen schon gesagt haben, das ist ein Versprechen.“

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Widersprüche in Interviews und schlechte PR-Gags der AfD nach Demos gegen rechts

Am 23. Januar, knapp zwei Wochen, nachdem Correctiv bekannt gemacht hatte, dass sich Mitglieder der AfD mit Rechtsextremen trafen, um die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland zu planen, meldete die Partei einen Mitgliederzuwachs. Ein Sprecher weist jedoch darauf hin: Aufgrund einer einmonatigen Widerspruchsfrist resultierten im Januar vollzogene Eintritte in die AfD aus Anträgen, die bereits 2023 gestellt worden sind.

Am Abend desselben Tages ist AfD-Co-Chef Tino Chrupalla bei „Maischberger“ zu Gast. Er verstrickt sich in Widersprüche, rudert zurück, relativiert. „Widersprüche in Interviews, schlechte PR-Gags mit Mitgliederzahlen – das zeigt, wie deren innerer Maschinenraum tickt“, sagt Raschke.

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