Deutschland züchtet zu viele Mitläufer: Ein Blick nach Polen zeigt, was uns fehlt

Wer kein Geld verdient, kann weder Miete zahlen noch den Kühlschrank füllen. Dafür braucht es nicht Bürgergeld, sondern Jobs – und die gibt es nur, wenn Unternehmer auch Unternehmen gründen und diese erfolgreich führen. Ohne sie sieht es für uns alle düster aus.

Wir züchten Mitläufer statt Macher

Doch unser Bildungssystem produziert kaum Unternehmer oder mutige Gestalter. Es bringt vor allem eines hervor: brave Angestellte, die Fehler vermeiden, sich gerne anpassen und ihre Work-Life-Balance optimieren wollen. Wir züchten Mitläufer statt Macher.

Kinder lernen früh: Folge den Regeln, vermeide Fehler, lerne auswendig. Doch was sie wirklich brauchen, sind Mut, kritisches Denken und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Ein Blick nach Polen zeigt, was möglich ist

Der internationale Wettbewerb schläft nicht. Wer sich im Mittelmaß einrichtet, verliert den Anschluss.

Ein Blick nach Polen zeigt, wie es anders geht. Meine Frau ist Polin. Wir haben Freunde und Familie dort und sind öfters in unserem Nachbarland. Dort spüre ich einen Hunger nach Erfolg, eine Energie, die in Deutschland immer seltener wird. 

Wenn ich meine Bekannten sprechen höre, klingt es wie in einem Bienenstock: Alle krempeln die Ärmel hoch, packen an, wollen erfolgreich sein und Wohlstand aufbauen.

Neue Bundesjugendspiele stehen symbolisch für fatalen Zeitgeist

Doch in Deutschland scheint sich der Glaube zu verbreiten, Erfolg falle vom Himmel. Dabei kennt der harte Wettbewerb und die Gesetzmäßigkeiten unseres wirtschaftlichen Handelns keine Gnade. 

Man muss sich anstrengen, um Erfolg zu haben. Hartnäckig bleiben, wenn nicht auf Anhieb alles läuft, wie erhofft. Fehler und Rückschläge gehören zum Erfolg dazu. 

Doch statt Kinder darauf vorzubereiten und sie auf die Härten des Lebens vorzubereiten, senken wir lieber die Standards.

Peter Holzer unterstützt seit 2009 Führungsteams in anspruchsvollen Veränderungen – mit klarem Blick für Leadership, Generationenwechsel und Haltung: konsequent in der Sache, wertschätzend im Miteinander. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Die neuen Bundesjugendspiele stehen symbolisch für diesen fatalen Zeitgeist. Heute geht es mehr um „Freude an Bewegung“ als um Wettbewerb. Gewinnen scheint für unsere Gesellschaft etwas Negatives zu sein, denn wo es einen Gewinner gibt, gibt es ja auch Verlierer. Und Verlierer fühlen sich schlecht. 

Also sollten wir alles dafür tun – so die abstruse Meinung – solche Situationen zu vermeiden, damit sich alle gut fühlen und Spaß haben. Eine Petition forderte sogar die komplette Abschaffung der Spiele – zu viel Leistungsdruck für Kinder.

Deutsche Sprache? Wir orientieren uns notgedrungen am Schwächsten

Mathe-Abitur? Zu schwer, also weg damit – so die Forderung. In Bayern können Schüler ab 2026 tatsächlich darum herumkommen.

Lesen und Schreiben? Etwa 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können es nicht oder nur unzureichend. Dieser Analphabetismus gefährdet den Lernerfolg in anderen Fächern, die berufliche Integration und gar die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Deutsche Sprache? Wir haben die Migrationswelle mit einer Willkommenskultur zwar euphorisch zu uns motiviert, jedoch bei der dann notwendigen Integrationsarbeit versagt. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund liegt bei über 40 Prozent; in manchen Gegenden liegt er bei achtzig Prozent. 

Regulärer Unterricht ist vielerorts bei den vorherrschenden Sprachbarrieren unmöglich. Entsprechend sinkt das Leistungsniveau ganzer Klassenzüge. Wir orientieren uns notgedrungen am Schwächsten.

Vorgänge an deutscher Privatuni: brandgefährlich

Es gibt sogar eine deutsche Privatuniversität, die für sich den Anspruch hat, den Führungsnachwuchs von morgen auszubilden – und dabei ihre Absolventen wie kleine Kinder behandelt. Wer am Tag der Graduierungsfeier noch Klausuren offen hat, wird trotzdem im Talar auf die Bühne gerufen. Und das obwohl diese Studenten ihren Abschluss noch gar nicht in der Tasche haben. Man möchte eben niemanden ausgrenzen. 

Die Bachelor-Urkunde wird vorsorglich allen Absolventen per Post nach Hause geschickt, anstatt sie auf der Bühne zu überreichen. Schließlich könnten die Absolventen sie ja verlieren.

Diese Entwicklungen sind brandgefährlich. Wer aus einem falschen Verständnis von Fairness alle Menschen in Bezug auf Leistung gleichstellt, senkt das Niveau einer ganzen Gesellschaft. Die Pisa-Studie zeigt es: Deutschlands Schüler schneiden schlechter ab als je zuvor. Und trotzdem steigt der Anteil der Einser-Abiture. 

Bessere Noten bei sinkenden Ansprüchen – eine Illusion von Leistung. Wie sollen wir in der Wirtschaft mit solchen Fachkräften Spitzenleistung erzielen? Wollen wir überhaupt noch Spitzenleistung bringen und zu den Topländern gehören?

Heute gibt es in unseren Büros nur noch Wohlfühlkultur

Der Geist ist aus den Bildungsstätten längst in unserer Arbeitswelt angekommen. Kritik wird verpackt wie ein Geschenk: „Das gefällt mir schon gut, vielleicht könntest du hier und da noch etwas verbessern“ – anstatt klar den Unmut zu formulieren: „Das reicht nicht!“. 

Ich erlebe mittlerweile Führungskräfte, die Kritikgespräche so weichgespült formulieren, dass der Mitarbeiter denkt, er wird bald befördert, obwohl er kurz vor der Abmahnung steht.

Meetings drehen sich um Kaffeesorten und die Farbe von Bänken im Innenhof; es werden gendergerchte Sprachrichtlinien (ja, auch noch im Sommer 2025) entwickelt und den Mitarbeitern vorgeschrieben, wie sie zu sprechen haben. 

Während Kundenorientierung, Effiziensteigerungen und Excellenz auf der Strecke bleiben (ich schreibe das Wort absichtlich falsch mit „c“, da der Begriff inflationär geworden ist; die meisten Programme jedoch im Tagesgeschäft versumpfen).

Wir verziehen unseren Nachwuchs und gefährden unsere Zukunftsfähigkeit

Unternehmen werden zu Wohlfühloasen. Dabei sind sie keine Spielplätze, sondern Orte, an denen Leistung gegen Geld getauscht wird. Die Daseinsberechtigung von Unternehmen ist nicht, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter glücklich sind. Der einzige Zweck ist, Kunden einen Nutzen zu stiften und dabei profitabel zu sein.

Wir verziehen unseren Nachwuchs mit Sozialexperimenten und gefährden unsere Zukunftsfähigkeit. Die Bundesjugendspiele sind nur ein Symptom: Wir spielen Freude und Fairness gegen Anstrengung aus, als seien sie Gegensätze. 

Man sieht die Folgen schön beim Thema Handwerk. Die Meisterprüfungen sind eingebrochen. Stattdessen träumen fast 50 Prozent der Abiturienten davon, Influencer zu werden. Wie die Influencer in Zukunft Toilette, Dachrinne oder Elektroinstallationen reparieren wollen, bleibt eine spannende Frage.

Erfolg gibt es nur mit Einsatz, Schweiß und Rückschlägen

Deutschland muss sich entscheiden: Wollen wir Macher oder Mitläufer sein? Erfolg gibt es nur mit Einsatz, Schweiß und Rückschlägen. Und genau das macht ihn wertvoll. Denn nur, wer zäh ist und bereit ist, auch durch den Schmerz zu gehen, wird ihn erreichen. 

Klingt nach „Old School Motivation“? Für mich ist es die Anforderung des realen Lebens. Wer meint, Erfolg entsteht ohne Anstrengung, lebt in einer Traumwelt.

Wo Schulen versagen, müssen Unternehmen einspringen

Unser Bildungssystem sollte Kindern nicht nur Selbstwertgefühl geben, sondern auch Selbstvertrauen: „Ich kann etwas schaffen, wenn ich bereit bin, mich anzustrengen!“ 

Wo Schulen bisher versagen, müssen Unternehmen einspringen, und die Charakterbildung nachholen. Sie schaffen das, indem sie eine Kultur etablieren, die Menschen fordert und ermutigt, über sich hinaus zu wachsen – und nicht nur tröstet.

Denn eins ist klar: Passive Mitläufer gefährden unsere Zukunft. Wir brauchen mehr Macher. Und die beginnen damit, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, um dem Mittelmaß-Weichspüler ein Ende zu bereiten.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.