Waldbesitzervereinigung Kempten Land und Stadt warnt vor dem „größten Feind“ des Allgäuer Waldes
Bei der Versammlung der Waldbesitzervereinigung Kempten ging es u. a. um Steuern im Wald, positive Geschäftszahlen und Herausforderungen durch Gesetze, den Papierholzmarkt und ein Tier.
Kempten/Oberallgäu – „Steuer im Wald“ lautete der Fachvortrag bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung Kempten Land und Stadt. Dieser wurde von Alexander Kimmerle (Steuerberater, Dip. -Finanzwirt (FH) bei Ecovis) gehalten. Übersichtliche Schaubilder und prägnante Erläuterungen erleichterten es den Besuchern, viele Anregungen und Wissen aus dem „trockenen Thema“ mitzunehmen. Kimmerle spannte den Bogen vom Waldkauf, der resultierenden Grundsteuer, bis zu den steuerlichen Grundlagen bei privatem Waldbesitz oder in Kombination mit Landwirtschaft.
Besitzart, Besitzgröße und umsatzsteuerliche Veranlagung sind wichtige Kenngrößen für die steuerliche Veranlagung und Umsatzsteuerberechnung. In einem kurzen Exkurs erfuhren die Zuhörer, was beim Verkaufen oder Vererben zu beachten ist. Der vollständige Vortrag steht zum Download auf der Homepage der WBV Kempten zur Verfügung.
Abnehmende Vermarktungswege für Papierholz bereiten WBV-Vorstand Sorgen
WBV-Vorstand und -Geschäftsführer Konstantin Lenk berichtete zum Geschäftsjahr 2024 Positives. Feuchte Witterung und das Fehlen von Extremereignissen führten zu Schadholzmengen auf inzwischen üblichem Niveau. Bei auskömmlichen Rundholzpreisen konnten ca. 36.000 Festmeter Holz und Hackschnitzel vermarktet werden. Sorgen bereiten die abnehmenden Vermarktungswege für Papierholz, da weitere Papierfabriken im Süddeutschen Raum geschlossen wurden.
Das umfangreiche Informationsangebot für die WBV-Mitglieder (Homepage, Soziale Netzwerke, Rundschreiben, Waldbegänge, Lehrfahrt, Motorsägenkurse …. ) wird auch im aktuellen Jahr fortgesetzt.
Zahlreiche Vorgaben und Gesetze
Eine ungeheure Gesetzesflut (laut BWV 115 Richtlinien, Gesetze und sonstige Vorgaben aus EU, Bund und Land in den letzten zwei Jahren, die die Forstwirtschaft betreffen) führte zu noch engerer Zusammenarbeit mit dem Allgäu Holz Markenverband, ein Verbund aus Privatwald, Staatsforsten und den AELF im Allgäu, der die forstpolitischen Themen im Sinne des Waldbesitzes bearbeitet.
Mit der letzten Bundesregierung hat sich auch die von den Waldbesitzern befürchtete und mit der Kampagne „Hände Weg vom Bundeswaldgesetz“ bekämpfte Überarbeitung des alten Bundeswaldgesetz BWaldG verabschiedet. Während alle den Streit innerhalb der bayerischen Staatsregierung zur Reform des Bayerischen Jagdgesetzes verfolgen, freut man sich lokal über eine gute Zusammenarbeit mit den jagdlichen Organisationen, auch wenn die Ergebnisse aus dem letztjährigen Verbissgutachten nicht überall als „günstig“ erachtet werden konnten.
Entwaldungsfreies Lieferkettengesetz
Die Bemühungen auf nationaler und EU-Ebene bezüglich der EUDR, der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte, seien bisher nicht erfolgreich gewesen. Auch wenn in Deutschland und insbesondere in Bayern der Holzvorrat auf der Fläche steigt, drohe hier allen Waldbesitzarten ein Bürokratiemonster, mit dem ab 2026 alles Holz, was in Verkehr gebracht wird, geolokalisiert und nach Baumart und Menge gemeldet werden muss, hieß es in der Versammlung.
Bernhard Schmieder, Abteilungsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF Kempten), berichtete über aktuelle Entwicklung im Förderwesen. Vorgestellt wurde auch ein weiteres Projekt „Initiative Zukunftswald Naturverjüngung“ (IZW-Projekt), welches die Waldflächen von Durach und Oy in den Fokus nimmt. Anna Notz (AELF Kempten) als Projektleiterin wird nun in diesen Flächen gemeinsam mit den Waldbesitzern den Umbau zu stabilen Mischwäldern vorantreiben und Fördermöglichkeiten vermitteln.
Die Waldbesitzervereinigung Kempten Land und Stadt wählt eine neue Vorstandschaft
Großer Dank sprach die Versammlung den scheidenden Vorstandsmitgliedern, Rupert Weixler (29 Jahre), Hugo Wirthensohn (30 Jahre) und Reinhard Haug (8 Jahre) für ihre Tätigkeit aus. Ebenso den Kassenprüfern Johannes Ganser und Josef Kiechle, die nicht mehr zur Verfügung stehen.
Die routinemäßig anstehenden Neuwahlen führten zu folgenden Ergebnissen:
1. Vorstand Franz Prestel (wie bisher)
2. Vorstand Herbert Kiechle (wie bisher)
Beisitzer wie bisher: Thomas Feneberg (Kempten) und Hannes Sommerauer (Durach)
Neu gewählt: Norbert Grotz (Kempten), Bernhard Kiechle (Krugzell), Alexander Burger (Kimratshofen)
Als Kassenprüfer wurden Christoph Roggors und Hugo Wirthensohn bestätigt.
Vorstand Franz Prestel sieht die WBV mit einem aktiven und professionellen Team gut aufgestellt. Mit der zusätzlichen Kraft Nina Weißmann bei der Tochtergesellschaft Wald-Dienst-Leistung eG (WDL) könnten weitere Dienstleistungen ausgebaut werden, so Prestel.
Warnung vor dem größten Feind des Allgäuer Waldes
Warnend musste abschließend doch noch auf den aktuell größten Feind des Allgäuer Waldes verwiesen werden. Die massive Invasion des Borkenkäfers hat im letzten Jahr bei den Waldbesitzer-Nachbarn in Memmingen und Mindelheim bereits massive Schäden angerichtet. Eine trockene Witterung erhöht die Borkenkäferaktivität und schwächt zugleich den Wald, weshalb dieses Thema von jedem einzelnen Waldbesitzer mit große Aufmerksamkeit verfolgt werden sollte.
kb
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.