Optimismus wächst: Wirtschaftsbarometer für Deutschland steigt erneut an – Kommt jetzt die Wirtschaftswende?
Die Laune der deutschen Wirtschaft hellt sich seit mehreren Monaten klar auf. Erneut steigt ein renommiertes Stimmungsbarometer für die künftige Entwicklung an - ein kleiner Wermutstropfen bleibt aber.
Berlin – Zum elften Mal in Folge blicken Börsenexperten optimistischer auf die Konjunkturaussichten der deutschen Wirtschaft. Das teilte das renommierte Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mit. Demnach sei das Barometer für die Erwartungen in den kommenden sechs Monaten geringfügig um 0,4 Punkte auf nun insgesamt 47,5 Zähler angestiegen. Dass der Anstieg allerdings nur so gering ist, trübt ein wenig die Stimmung bei Ökonomen und Wirtschaftsexperten. Diese hatten für den Juni mit einem deutlich klareren Wachstum auf 50,0 Punkte gerechnet. Deshalb gibt es verhaltene Reaktionen: „Das Ergebnis ist ein klarer Dämpfer für bestehende Konjunkturhoffnungen“, sagte etwa Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
Das ZEW-Barometer erreichte zudem wie zuletzt den höchsten Stand seit Februar 2022, ehe der russische Krieg gegen die Ukraine die Konjunkturerwartungen abstürzen ließ. Die konjunkturelle Lage wurde allerdings unerwartet schlechter bewertet: Dieser Indikator fiel um 1,5 Punkte und rutschte mit minus 73,8 Zählern noch tiefer in den negativen Bereich. „Die Konjunkturerwartungen sowie die Lageeinschätzung für Deutschland stagnieren“, sagte ZEW-Chef Achim Wambach. „Die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft hellen sich auf, die Erholung gestaltet sich jedoch schwierig“, bilanzierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg.
„Ein Aufschwung steht ins Haus“ – Fachleute blicken mit leichter Vorfreude auf Quartalsergebnisse

Die deutsche Wirtschaft war Anfang 2024 um 0,2 Prozent gewachsen und damit nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Für das laufende Quartal erwarten viele Fachleute ebenfalls einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes. Vor allem die Verbraucher werden demnach mit mehr Ausgaben die Wirtschaft ankurbeln. „Der private Konsum dürfte in den kommenden Quartalen einen Gang hochschalten“, erläuterte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Denn die Inflation verliere an Schärfe und sorge für höhere Realeinkommen und so für mehr Kaufkraft. Der ZEW-Index habe sich im Juni zwar nur leicht erholt, dafür in den vergangenen Monaten deutlich. „Die Botschaft lautet: Ein Aufschwung steht ins Haus“, betonte Gitzel.
Für viel Dynamik reiche die Entwicklung allerdings nicht. „Es geht vielmehr darum, überhaupt wieder beim Wachstum nachhaltig über die null Prozent zu kommen“, sagte Gitzel. „Wachstumsraten von über ein Prozent zeichnen sich derzeit nicht ab.“ Die Bundesregierung rechnet für 2024 mit 0,3 Prozent Wachstum, das sich nach Worten von Wirtschaftsminister Robert Habeck im nächsten Jahr auf bis zu eineinhalb Prozent beschleunigen könnte.
Die zuletzt wieder etwas höheren Inflationsraten in Deutschland und im Euroraum dürften die Hoffnung auf zügig fortgesetzte Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank gedämpft haben, erklärte Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ Bank. Diese trübe die Stimmung der Börsenprofis. „Zudem zeigt die EU-Kommission China die gelbe Karte.“ Aufgrund von Subventionen wolle sie Zölle auf chinesische Elektroautos erheben. „Sollte China Gegenmaßnahmen ergreifen, wäre dies Sand im ohnehin nur langsam in Gang kommenden Konjunkturgetriebe.“ (reuters, lf)