Zwei Gründe, warum Deutschlands Wirtschaft nun überraschend stark wächst

Die Nachricht, dass die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres doppelt so stark gewachsen ist wie zunächst angenommen, überrascht auf den ersten Blick stärker als sie dies sollte: ein Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2024 vermeldet das Statistische Bundesamt nun. Ende April hatte es 0,2 Prozent geschätzt. Einer der Hauptgründe dafür sitzt, wie derzeit so oft, im Weißen Haus.

Der vorübergehende Effekt: Trumps Zölle

Gut anderthalb Monate ist es her, dass US-Präsident Donald Trump Anfang April immens hohe Zölle gegen fast alle Länder der Welt verkündet hatte. Die Öffentlichkeit reagierte geschockt. Doch die US-Wirtschaft hat sich offenbar vorbereitet.

  • Zölle verteuern für Firmen in den USA den Einkauf von Produkten aus dem Ausland. Sie müssen niedrigere Gewinne akzeptieren, womöglich sogar Verluste. Oder sie erhöhen ihre Preise und vergraulen Kunden. Beides schlechte Lösungen.
  • Die Firmen wussten also, dass Trumps Zölle ihnen schaden. Die Frage war nur, wie stark.
  • Also füllten die Firmen ihre Lager. Sie kauften möglichst viele Produkte aus dem Ausland, bevor der US-Präsident seine Zölle verhängte.
  • "Insbesondere die Ausfuhren von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie von Kraftwagen und Kraftwagenteilen – beide sind bedeutende Exportgüter für den US-Markt – legten deutlich zu", vermeldet das Statistische Bundesamt nun.

Trumps Zölle haben also dazu geführt, dass US-Firmen im ersten Quartal 2025 mehr in Deutschland bestellten. Das stützte die Wirtschaft. 

Dieser Effekt dürfte aber nicht anhalten. Nun sind die Lager voll. Trumps Zölle verteuern deutsche Exporte in die USA bereits um zehn Prozent. Dieser Wert könnte bald auf 50 Prozent steigen. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) kritisiert Trumps „verantwortungslose Handelspolitik“ und versichert: „Das dicke Ende kommt noch überall auf der Welt.“

Gekommen um zu bleiben: Die immensen Zölle, die Donald Trump Anfang April gegen fast alle Länder der Welt verhängte, schwächt er auch bei "Deals" nur teils ab. Im Kern bestimmt seine Zollpolitik weiter die Weltwirtschaft.
Gekommen um zu bleiben: Die immensen Zölle, die Donald Trump Anfang April gegen fast alle Länder der Welt verhängte, schwächt er auch bei "Deals" nur teils ab. Im Kern bestimmt seine Zollpolitik weiter die Weltwirtschaft. Mark Schiefelbein/AP/dpa

Der langfristige Effekt: Haushalte geben mehr Geld aus

Mehr Hoffnung auf eine langfristige Erholung macht der zweite Grund, warum die Wirtschaft stärker wuchs als erwartet: Die Menschen in Deutschland geben wieder mehr Geld aus. 

  • Die privaten Konsumausgaben stiegen preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2024. Geben die Haushalte mehr Geld aus, deutet dies allgemein auf eine bessere Stimmung im Land hin: mehr Optimismus, mehr Glauben an die Zukunft. Davon profitiert die Wirtschaft, weil sie mehr verkauft.
  • Die Konsumausgaben des Staates sanken hingegen um 0,3 Prozent. Durch die ungeklärte Haushaltslage in der Übergangsphase von Ampelkoalition zur Union-SPD-Regierung gaben der Bund und einige Länder weniger für Sachaufwendungen aus.
  • Da die neue Bundesregierung bereits Investitionen in Höhe Hunderter Milliarden Euro beschlossen hat, dürften die Ausgaben des Staates auf absehbare Zeit steigen. Geben gleichzeitig auch die Haushalte weiter mehr aus, verbessert das die Aussichten der deutschen Wirtschaft deutlich. USA hin oder her.

Unterm Strich: Anzeichen für Besserung nach schwachen Jahren

Wichtig ist diese Erholung auch, weil die deutsche Wirtschaft in den Jahren 2023 und 2024 um insgesamt 0,8 Prozent geschrumpft war. Auch im ersten Quartal 2025 exportierte sie im Vergleich zum ersten Quartal 2024 weniger. Auch das BIP sank.

Hoffnung macht nun, dass im Vergleich zum vierten Quartal 2024 gerade zuletzt belastete Wirtschaftsbereiche mehr Wert schöpften:

  • Baugewerbe (+0,9 Prozent),
  • Verarbeitendes Gewerbe (+1,0 Prozent),
  • Information und Kommunikation (+1,7 Prozent),
  • Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+1,1 Prozent).