„Wir können das tun“: Iran droht mit Uran-Anreicherung auf Waffenniveau

Ein hochrangiges Mitglied des iranischen Parlaments hat laut dem amerikanischen Nachrichtenportal „Newsweek“ erklärt, dass Iran auch nach den US-amerikanischen und israelischen Angriffen auf seine Nuklearanlagen in der Lage sei, Uran auf 90 Prozent anzureichern, was für Atomwaffen erforderlich ist. 

„Wir können Uran auf 90 Prozent anreichern, um Treibstoff für unser Ozeanschiff zu liefern. Wir können das tun. Die einzige rote Linie ist die Atombombe“, sagte der Abgeordnete der Kommission für Nationale Sicherheit und Außenpolitik, wie „Newsweek“ weiter berichtet. 

Iran will Uran auf 90 Prozent anreichern und spricht von Trumps „Illusion“

Er bezeichnete die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach null Anreicherung als „Illusion“. Iran betont, dass sein Nuklearprogramm zivilen Zwecken diene, hat jedoch seine Haltung nach den Angriffen deutlich verschärft.

Schäden an Nuklearanlagen unklar

Das Ausmaß der Schäden an Irans unterirdischen Nuklearanlagen sind weiterhin unklar. Trump sprach von der „Vernichtung“ des Programms, doch Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), schätzt den Rückschlag auf wenige Monate. 

Die IAEA hatte festgestellt, dass Iran Uran auf 60 Prozent angereichert hat, nahe der 90 Prozent für Waffenniveau, und wies auf unklare Aktivitäten und fehlende Kooperation bei der Umsetzung des Nichtverbreitungsvertrags hin.

Satellitenbilder über dem unterirdischen Fordow-Komplex vor und nach dem Angriff der USA auf die unterirdische Nuklearanlage in der Nähe von Qom, Iran, am 20. Juni 2025 (L) und am 22. Juni 2025 (R).
Satellitenbilder über dem unterirdischen Fordow-Komplex vor und nach dem Angriff der USA auf die unterirdische Nuklearanlage in der Nähe von Qom, Iran, am 20. Juni 2025 (L) und am 22. Juni 2025 (R). AP/dpa

Deutscher Nuklear-Experte über 400 Kilo verschwundenes Uran

Geheimdienstberichte deuten auf eine Evakuierung von 400 Kilogramm Uran aus der iranischen Anlage Fordo hin. Der deutsche Nuklear-Experte Clemens Walther erklärt im Interview mit FOCUS online, dass Iran dieses Uran möglicherweise bereits auf 90 Prozent angereichert haben könnte. Denn der Sprung von 60 auf 90 Prozent – dem Schwellenwert für Waffenfähigkeit – sei technisch „nicht mehr gewaltig", so Walther.

Diplomatische Gespräche stocken

Nach den Angriffen zeigen weder Iran noch die USA laut „Newsweek“ Interesse an sofortigen Verhandlungen. Der iranische Abgeordnete Alaeddin Boroujerdi erklärte: „Von nun an werden wir Uran nach unseren Bedürfnissen anreichern, ohne irgendwelche Bedingungen zu akzeptieren.“ 

Italien und Oman, Gastgeber früherer Gespräche, versuchen, Verhandlungen wiederzubeleben, doch die Aussichten bleiben ungewiss, da Iran sein Programm möglicherweise beschleunigen könnte, trotz der Schäden.