Über 80 Oldtimer rollten wieder durch den Pfaffenwinkel

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Am Hauptplatz in Peiting wurden die Teilnehmer der Pfaffenwinkel Classic wie immer auf die Strecke geschickt. Die Startflagge zeigte ihnen Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder. © Hans-Helmut Herold

Ein ausgesprochen tolles Rezept: Man nehme 83 tolle Oldtimer, lasse diese an zwei Tagen durch den Pfaffenwinkel rollen und unterziehe Fahrer und Beifahrer verschiedener Wertungsprüfungen. Das ist die Pfaffenwinkel Classic, eine bei Motorsport-Enthusiasten sehr beliebte Rallye, die am Wochenende stattgefunden hat.

Peiting – Da stehen sie, die „heißen Kisten“ der Oldtimerszene. Alles, was das Herz motor- und kolbenmäßig höher schlagen lässt, ist am Peitinger Hauptplatz vertreten. Von den Chromteilen und Monza-Plaketten gar nicht zu sprechen. Fein aufgereiht stehen sie da: 83 Fahrer mit ihren Beifahrern nehmen an der elften Auflage der Paffenwinkel Classic teil, die seit 2007 alle zwei Jahre von den Mitgliedern des Lions-Club Schongau-Pfaffenwinkel organisiert und veranstaltet wird.

Erster Wagen ist ein gelber Trabant

Vor der großen Ausfahrt hat Lothar Wirth die Aufgabe, die Fahrzeuge auf Herz und Nieren zu prüfen, und dann den Fahrern die Freigabe zu erteilen. Ohne sein O.k. rollt kein Oldtimer, tuckert kein Motor. Wirth findet alles, was nicht hupt oder blinkt.

Mit dabei auch in diesem Jahr wieder Kurt Vialon mit der Startnummer 31. Das „Roadbook“ ist fest in den Händen seiner Ehefrau Friederike, die neben ihm in der „Gangster-Limousine“ Platz genommen hat. Warum wird der pechschwarze „Citroen Traction Avant“ so genannt?

Vialon in der „Gangster-Limousine“

Vialon klärt auf: „Die ,Gangster-Limousine‘ hatte sechs Zylinder, die Polizeiversion nur vier“, so seine Antwort. Noch schnell der letzte Kommentar vor dem Start der „Gangsterbraut Friederike“: „Mittlerweile geht es ganz gut. Jetzt glaubt er auch, wenn ich ,links‘ sage, dass es auch nach ,links‘ geht.“

Alois Mühlegger mit Tochter Verena beim Start in ihrem Triumph. Er ist mit Hannes Hirschvogel der Gründervater der Pfaffenwinkel Classic.
Alois Mühlegger mit Tochter Verena beim Start in ihrem Triumph. Er ist mit Hannes Hirschvogel der Gründervater der Pfaffenwinkel Classic. © Hans-Helmut Herold

Start um 13.31 Uhr am Peitinger Hauptplatz. Halt, bevor die blinkenden Schmuckstücke von Bürgermeister Peter Ostenrieder auf die Reise geschickt werden, ergreift er neben der Starterfahne in schwarz-rot-gold noch zum Mikrophon. „Diese Veranstaltung ist ein Höhepunkt in unserer Gemeinde, und der Hauptplatz bietet einen würdigen Rahmen für den riesigen Aufwand.“ Sagt es und schickt zusammen mit Rallyeleiter Bernhard Steigenberger vom MSC Bayerischer Rigi den ersten Wagen auf die Strecke: Den knallgelben „Trabant“ von Andreas Ranft, das in der ehemaligen „DDR“ gebaute Kult-Auto als offene Version.

290 Kilometer in zwei Tagen

Im Minutentakt überfahren danach die Fahrzeuge die Startlinie zu den Gleichmäßigkeitsfahrten. Das Besondere am Start: Jeder der noblen Oldtimer wird den zahlreichen Zuschauern von „Stadionsprecher“ Florian Kern im Detail vorgestellt. Dann werden Fahrer mit ihren „Franzern“, die das „Roadbook“ lesen und die Richtungen bestimmen, so um die 290 Kilometer an beiden Tagen zurücklegen.

Am Ende wird zusammengerechnet

Das sehr aufwendig gestaltete „Roadbook“ selbst ist vom Peitinger Manfred Meichelböck ausgearbeitet worden. Er selbst hat viele Jahre als Fahrer eines „500er Fiat Abarth“ an der Pfaffenwinkel Classic teilgenommen. Jetzt hat er die Fronten gewechselt. In seiner Lektüre ist alles genau beschrieben, man muss es nur lesen können.

Bei den verschiedenen Durchfahrtskontrollen wird immer wieder überprüft, ob die Fahrer auch die vorgeschriebene Strecke gefahren sind. An anderen Stationen gibt es Zeitkontrollen und Wertungen auf Gleichmäßigkeit. Alles wird gewertet, am Ende wird zusammengerechnet.

Manche haben die Seite gewechselt

Mit der Startnummer 57 ist ein alter Haudegen in Sachen Pfaffenwinkel Classic am Start: Alois Mühlegger, mit Wurzeln in Peiting, hat damals mit Hannes Hirschvogel diese Rallye aus der Taufe gehoben. Auch er hat die Seiten gewechselt und ist vom Mitorganisator zum Mitfahrer geworden.

Mit seiner Tochter Verena an der Seite ist er in diesem Jahr wieder mit seinem Triumph am Start. „Es ist ein Traum, völlig stressfrei den Pfaffenwinkel in seiner Blüte zu erleben“, so Mühlegger. Und was sagt die Tochter? „Es ist jedes Mal spannend. Manchmal will er nicht so, wie ich will. Aber wir kommen immer an.“

Wagen im Wert von Einfamilienhäusern

Mittendrin ein ganz heißes und knallrotes Eisen: ein BMW 507. Da wird getuschelt, da wird spekuliert. Auf alle Fälle ein ganz rares Stück. Der Gegenwert des Wagens liegt so bei zwei bis drei Einfamilienhäusern. Nicht täglich auf der Straße zu sehen, aber auf der Pfaffenwinkel Classic.

Gewonnen haben am Ende der diesjährigen Pfaffenwinkel Classic Manuel und Hannes Kuhn aus Wiggensbach im Oberallgäu mit einem Alfa Romeo 105 GT Junior aus dem Baujahr 1971. „Dieses Team war bereits Gesamtsieger der Rallye im Jahr 2023“, weiß Ulrike Ramsauer vom Organisationsteam zu berichten.

Alle Vorkriegsmodelle halten durch

Der zweite Platz ging ebenfalls an ein Team mit einem Alfa Romeo Bertone 2000 (Baujahr 1975): an Rainer Weidenbach und Max Holzmann aus Roßhaupten. Platz drei belegten Tobias und Jutta Gschwend aus Bernbeuren auf einem Volvo PV 544 Sport aus dem Jahr 1962.

Insgesamt sind 83 Oldtimer an den Start gegangen. „Drei Autos mussten wegen technischer Probleme aufgeben. Wenige Tage vor dem Start wurden ebenfalls noch Autos aufgrund technischer Störungen zurückgezogen. Dies kommt bei Oldtimer-Rallys immer wieder vor“, so Ramsauer.

Nach vielen Schaltvorgängen Muskelkater

Aber alle fünf Vorkriegsfahrzeuge haben die Touren-Abschnitte ohne technische Probleme bewältigt. Ein Schmankerl am Rande: „Allerdings klagte der Fahrer eines Vorkriegsfahrzeugs über Muskelkater, weil er viel schalten und Zwischengas geben musste“, so Ramsauer.

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