Ulrichsritt in Steingaden: Hoch zu Ross dreimal um die Pestkirche
Das Wetter hielt diesmal: 59 Reiter auf ihren prächtig geschmückten Rössern ritten am gestrigen Sonntag beim traditionellen Ulrichsritt in Steingaden dreimal um das Pestkirchlein auf dem Hügel über dem Biberschwöller See. 500 Gläubige feierten den Gottesdienst am Kreuzberg andächtig mit.
Steingaden – Zur Ehre Gottes und des Bistumsheiligen St. Ulrich waren die Bauern schon früh aufgestanden und putzten ihre Rösser sauber heraus. Unbeeindruckt drohender dunkler Wolken setzte sich der stattliche Reiterzug unter der Führung der Musikkapelle Steingaden pünktlich um 9.15 Uhr in Bewegung – begleitet vom Geläut aller Glocken des Welfenmünsters.
Ältester Teilnehmer mit 82 Jahren
Seit über sechs Jahrzehnten immer noch freudig dabei ist Raimund Christa: Mit seinen nun 82 Jahren ist er inzwischen der älteste Teilnehmer. 30 Jahre lang trug Christa die Standarte, war zuvor zwölf Jahre lang Begleiter und hilft immer noch gerne aus, wenn er gebraucht wird. Florian Echtler indes durfte heuer neben Bürgermeister Max Bertl in der Ehrenkutsche von Karl und Toni Schmerold Platz nehmen. Insgesamt 62 Mal war Echtler beim Ulrichsritt dabei, davon 23 Jahre als Vorreiter.

Die Ehrenkutsche für die Geistlichkeit stellte wiederum Konrad Gruber, und den Musikantenwagen Thomas Pfeiffer und Martin Streif. Der neue Ortsgeistliche Pater Joyice machte sich erstmals am Patrozinium des Bistumsheiligen St. Ulrich auf den Prozessionsweg im Glauben, in der Gemeinschaft und in der Hoffnung. Ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit dem Heiligen, der sich nicht scheute, weite Wege bis zu den entferntesten Weilern zu gehen.
Der Heilige Ulrich als Vorbild im Glauben
Den Heiligen Ulrich als Vorbild im Glauben stellte Pater Joyice in den Mittelpunkt seiner Predigt. „Ulrich war nicht nur Verkünder des Glaubens und riskierte sein Leben für seine ihm anvertrauten Menschen, sondern erneuerte die Kirche von innen“, betonte er. Seine Botschaft sei auch heute aktuell: „Gott sucht auch heute Menschen, die aufstehen und Zeugnis geben. Jesus will, dass seine Botschaft der Liebe alle erreicht.“
Im Vertrauen auf die Fürsprache des Heiligen Ulrich wandten sich die Ulrichsreiter in den Fürbitten an ihn: Für den Frieden in der Welt, die Verantwortung, unsere Erde lebenswert zu erhalten, Wertschätzung für die Erzeuger unserer Lebensmittel, gegenseitigen Respekt und eine verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Politik. Ein besonderes Anliegen ist allen, Jesu Botschaft lebendig werden zu lassen und seine Barmherzigkeit in unsere Zeit zu tragen.
Seelisch gestärkt geht es talwärts
Eine Improvisation über das Ulrichslied „Streiter in der Not“ hatte Kirchenmusiker Erik Konietzko bereits vorab beim Orgelkonzert in der Kreuzbergkirche erklingen lassen. Den Festgottesdienst umrahmte in bewährter Weise die Musikkapelle Steingaden, dirigiert von Christoph Weiß.
Trauer um Echtler und Kirchmeir
„Die Reihe derer, an die wir uns beim Totengedenken erinnern, wird immer größer“, stimmt Josef Ried mit Josef Bassetti überein. Allein im vergangen Jahr verließen die Ulrichsreiter für immer Peter Echtler, der vier Jahrzehnte das Vorreiterross stellte, und der frühere Wieskurat Georg Kirchmeir. Altbürgermeister Xaver Wörle erinnert sich noch gerne an die vielen Jahre, in denen er zusammen mit seinem Bruder Manfred und Kirchmeir von der Wies herüberritt.
Erfreulich die Teilnahme der Jugend
Als es um die Mittagsstunde wieder talwärts ins ehemalige Klosterdorf zurückging, waren alle Teilnehmer seelisch gestärkt. Sie hatten Anteil an einem der ehrwürdigsten Festtage der kulturell bedeutenden Gemeinde Steingaden. Erfreulich, dass auch die Jugend zahlreich und mit Begeisterung dabei war.