Seit zehn Jahren betreibt Ingrid Goetzeler einen Second-Hand-Laden. Im Lollipop gibt's hochpreisige Markenklamotten und Designerstücke.
Icking – Rechts hinten steht ein riesiges Nilpferd aus Plüsch, davor eine Reihe von Schlappen, auch flauschig, in Weiß. An den Wänden hängen überall Kleiderständer mit Kinderklamotten, Röcken, Jacken, Hosen und Pullis für Damen und eleganten Kleidern. In der Mitte platziert sind Tische mit Lampen, deren Fuß eine Flasche ist, Kerzen und andere Accessoires.
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Neben der improvisierten Umkleide weiter hinten im Raum sitzt Ingrid Goetzeler im hellgelben Pulli, mit rosa lackierten Fingernägeln, bunt gemusterter Hose und sagt: „Ich mache das super gern hier.“ Ihr Geschäft, das Lollipop, gibt es jetzt seit zehn Jahren in Icking. Es ist ein Second-Hand-Laden. Ingrid Goetzeler hat Buchhalterin gelernt, 40 Jahre war sie in Poing bei einer Firma angestellt. „Das war völlig fad“, sagt sie. Langweilig ist es im Lollipop eher selten.
Ballettstudio nebenan erweist sich als Glücksfall
Angefangen hat die dreifache Mutter damit, gebrauchte Kindersachen zu verkaufen. Weil sie aus eigener Erfahrung wusste, wie schnell Kinder rauswachsen aus Hosen und Jacken. Der Ladenblock neben dem Rathaus war damals ganz neu, der Discounter noch nicht lange weg. Irgendwann kam jemand zu ihr und sagte: „Nebenan zieht jetzt ein Ballettstudio ein.“
„Ich dachte erst, das ist ein Witz“, erzählt sie und lächelt, aber „es war ein Sechser im Lotto“. Sie ahnte sofort, dass Mütter bei ihr reinschauen würden, während sie auf ihre Kinder warten. Und genau so kam es. Die Mamas suchten aber nicht nur nach Outfits für ihren Nachwuchs, sie fragten auch: „Haben Sie nicht auch etwas für Erwachsene?“
Wenn ich finde, dass einer Kundin etwas nicht steht, sage ich das aber auch.
So veränderte sich das Sortiment. Inzwischen hat Ingrid Goetzeler, die in Oberhaching wohnt, zwei Drittel Damen- und ein Drittel Kinderkleidung. Das meiste ist gebraucht und wird ihr gebracht. Sie verkauft aber auch neue, handgenähte Röcke aus Baumwollstoffen von Alexandra Wolff, weil ihr die so gefallen. Die plüschigen Schlappen vor dem Nilpferd sind ebenfalls First Hand – „vom Label ,by Vivi‘“, wie Goetzeler verrät.
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Im Sortiment sind auch hochpreisige Marken
Wenn man sich mit ihr unterhält, fallen ziemlich viele Markennamen. Kleidungsstücke von unbekannten Herstellern würden nämlich nicht gehen. „Je hochpreisiger die Marke, desto besser“, sagt die Geschäftsfrau. Sie steht von ihrem Barhocker auf, durchsucht die Sachen an einem Ständer und zieht ein knielanges Kleid raus. „Zum Beispiel das hier, bestickte Seide, ist von Shuting Qiu, einer chinesischen Designerin.“
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Das Kleid ist rosa geblümt, hat Glockenärmel und kostet 199 Euro. „Das wird hier nicht lange hängen“, ist sie sich sicher. Auch bei ihr, in einem Second-Hand-Laden, kosten manche Dirndl und Taschen 200 Euro. Goetzeler verlangt das Doppelte von dem, was ihre Lieferantinnen für das gebrachte Stück haben wollen. Oft geht sie aber mit dem Preis dann noch runter. „Ich verdiene mir keine goldene Nase, aber es läuft“, räumt sie ein.
Kundin kauft Second-Hand-Mantel, um professionell zu wirken
Eine Kundin kommt rein, sie heißt Barbara. Sie bekommt mit, dass man nach netten Geschichten aus den letzten zehn Jahren gefragt hat. Sie habe bei Goetzeler mal einen Mantel von Trixi Schober gekauft, verrät Barbara, „den hätte ich mir neu nie leisten können.“ Er habe sich unheimlich schön „angeschmiegt“. Sie hatte dann eine Prüfung, bei der sie professionell wirken wollte, und überlegte lange, was sie tragen könnte.
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Barbara nahm den Mantel. Die Prüfung bestand sie. Jetzt kauft sie zwei Hosen und sagt zu Ingrid Goetzeler: „Du bist halt auch immer so freundlich.“ Die Landeninhaberin entgegnet: „Wenn ich finde, dass einer Kundin etwas nicht steht, sage ich das aber auch.“ Von Andrea Kästle