Schmerzhafte Kratzer im Lack: 50 Jahre alter Fiat Spider beschädigt
Seit über 50 Jahren pflegt Manfred Schießl seinen Fiat Spider. Der knallrote Sportflitzer begleitet ihn durch ein wechselvolles Leben. Jetzt ist der Oldtimer beschädigt.
Dorfen – Diese Liebe währt schon über 50 Jahre: Seit 1973 hegt und pflegt Manfred Schießl seinen knallroten Fiat 124 Spider. Obwohl das Cabrio weit über 200 000 Kilometer auf dem Tacho hat, schnurrt immer noch der erste Motor unter der Haube; Interieur und Exterieur sind ebenfalls im Originalzustand. Bis vor wenigen Tagen stand der Oldtimer noch wie neu da. Seit Montag, 26. Juli, ist viel vom Lack ab. Denn Unbekannte haben mehrere tiefe Kratzer in Kotflügel und Kofferraumdeckel gezogen. Für Hinweise, die zu dem oder den Tätern führen, hat der Dorfener eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Schießl. Als er bei einem Autohändler in München dieses Modell sah, wusste er sofort: „Ein Fiat 124 Spider muss es ein.“ Er bestellte das Auto, holte den Wagen wenige Wochen später selbst im Werk ab. Exakt 12 607 Mark hat das schöne Stück gekostet. „Es war der letzte Fiat Spider, der in Heilbronn vom Band gerollt ist“, erzählt er. Damals stellte Fiat seine Produktion dort ein.
Viele Erinnerungen verbinden den 78-jährigen Rentner mit seinem Gefährt. Gemeinsam mit der Familie tourte er durch ganz Europa. „Mein Sohn liebte es, mit offenem Verdeck zu fahren“, erinnert er sich. Sein Kind starb schon in jungen Jahren, auch seine Frau ist mittlerweile tot. Als einziges Familienmitglied blieb ihm sein treuer Spider.
Aus der früheren Zeit blieb nur das Cabrio
Lange Zeit lebte Schießl in Italien, bei dem schweren Erdbeben im August 2016 wurde sein Haus zerstört. „Das Auto blieb unbeschadet – das war für mich wie ein kleines Wunder.“ Nun hieß es für ihn: Zurück in die Heimat, in Dorfen fand er die passende Wohnung und zog samt Büchern, Wein und dem roten Spider ein.

Gerade angekommen, lernte er die Nachbarin kennen. Schon am gleichen Abend stand er mit einer Weinflasche in der Hand vor ihrer Tür. Er habe keinen Korkenzieher, log Schießl. „Ich fand ihn ziemlich aufdringlich“, erinnert sich seine heutige Lebensgefährtin.
Ein gutes halbes Jahr brauchte Schießl, um das Herz seiner Angebeteten zu erobern. „Wir mussten beide schwere Verluste verkraften, das verbindet irgendwie“, meint er. Heide Neß ist die Witwe des bekannten Tischtennisspielers Martin Neß, der bei der Weltmeisterschaft 1969 mit der Herrenmannschaft das Finale erreichte und viermal Deutscher Meister im Doppel wurde. Er wurde 1987 von einem Zug erfasst und tödlich verletzt.
Meine news
Nach vielen Gesprächen und einigen Cabrio-Fahrten hatte es dann auch bei ihr gefunkt. Seither sind Neß und Schießl ein Paar, auch wenn jeder in seiner Wohnung lebt. Gemeinsam präsentierten sie ihren Klassiker bei Ausstellungen, auch beim Oldtimer-Korso beim Dorfener Volksfest wollen sie dabei sein. Umso größer sein Frust, als er die Kratzer entdeckte. „Der Lack ist 52 Jahre alt, die Farbe bekomme man nicht mehr hin“, habe ihm der Kfz-Meister mitgeteilt. Eigentlich müsste das ganze Fahrzeug neu lackiert werden, die Reparatur kostet mehr als 3200 Euro. „Das kann ich mir aktuell nicht leisten“, sagt er offen.
Die Werkstatt bestätigte ihm, dass keine Kinder die Urheber des Schadens seien, dafür seien die Kratzer viel zu tief. Schießl hofft auf Zeugen, in der Nachbarschaft hängte er Zettel auf, unter Tel. (01 72) 8 14 72 99 ist er erreichbar.