„Mit Herzblut dabei“: So meistert eine Bäuerin den Alltag auf dem Hof

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Fleisch, Käse,Öl und Nudeln: In ihrem Hofladen in Ottersberg verkauft Bäuerin Lisi Burkhart ausschließlich regionale Produkte. Jeden Samstag bietet die 43-Jährige zudem Kaffee und Kuchen für Besucher an. © J.Dziemballa

Ackerbau, Färsenmast, Hofladen, Catering: Lisi Burkhart hat in ihrem Alltag viel zu stemmen. Für die 43-jährige Bäuerin aus Ottersberg scheint das aber kein Problem zu sein. Denn ihren vielen Tätigkeiten tritt die dreifache Mutter mit viel Herzblut und mit noch mehr Organisationstalent entgegen.

Ottersberg – Es ist bereits später Nachmittag, als Lisi Burkhart an diesem schwülen Julitag das erste Mal in ihren Gartenstuhl am Hauseingang sinkt und einmal tief durchschnauft. Seit kurz vor 6 Uhr morgens ist die 43-jährige Bäuerin aus Ottersberg bereits auf den Beinen. „Ich bin froh, dass erstmal alles erledigt ist“, resümiert sie die vergangenen Stunden, in denen sie für ihr Catering noch im Rekordtempo Gemüse geschnippelt, Salate gewaschen, Beilagen auf Tabletts angerichtet, nebenbei noch die Tiere versorgt und sich um ihre drei Kinder gekümmert hat.

Doch so ermüdend die Arbeit auf ihrem Hof an manchen Tagen auch sein mag, missen möchte Burkhart die anstrengenden Stunden nicht. Schließlich ist die Bäuerin bei all ihren Tätigkeiten mit Herzblut dabei. „Anders würde das auch gar nicht gehen“, kommentiert sie gelassen und greift mit der Hand zur Wasserflasche auf dem Gartentisch.

Färsenmast: Bäuerin setzt auf Direktvermarktung im Hofladen

Die ursprünglich aus Ismaning (Landkreis München) stammende Hauswirtschaftlerin hat schon früh in der Landwirtschaft ihre Berufung gefunden. Nicht verwunderlich also, dass sie für den gemeinsamen Hof mit Ehemann Christian von Anfang an viele Ideen gehabt hat. Angefangen bei der Färsenmast über einen Hofladen bis hin zum Catering und der Teilnahme am Lehrprogramm „Erlebnis Bauernhof“ der Bayerischen Staatsregierung. „Über die Jahre sind immer mehr Projekte dazugekommen“, sagt die Bäuerin lachend – und ein Schlussstrich ist noch lange nicht in Sicht.

Dreh- und Angelpunkt ihres Hofes ist und bleibt jedoch die Färsenmast. Rund 40 Jungkühe leben im Maststall auf einem kleinen Hügel über dem Hof. Das Futter für die Tiere baut die Familie auf ihren Ackerflächen selbst an. Ob Mais, Roggen, Soja oder Weizen: „Für mich ist es wichtig zu wissen, was die Tiere fressen“, betont Burkhart mit Blick auf die Direktvermarktung des Fleisches in ihrem Hofladen. Dass sie sich durch den reinen Selbstanbau des Futters zusätzliche Arbeit aufbürdet, macht der 43-Jährigen nichts aus. „Ich kann so guten Gewissens Fleisch essen“, argumentiert sie.

Rund 40 Färsen leben im Stall der Familie Burkhart. Alle vier bis sechs Wochen wird geschlachtet.
Rund 40 Färsen leben im Stall der Familie Burkhart. Alle vier bis sechs Wochen wird geschlachtet. © J.Dziemballa

Rund zehn Färsen bringt die Familie im Jahr zum Schlachter. Alle vier bis sechs Wochen gibt es Fleischnachschub für den Hofladen. Für Lisi Burkhart sind die Termine beim Metzger bereits ein Jahr zuvor fest im Kalender markiert. Schließlich begleitet sie die Jungkühe auf ihrem letzten Weg, hilft sogar bei deren Verarbeitung im Schlachthaus. Fast fünf Stunden steht die 43-Jährige dafür jedes Mal im Metzgerbetrieb. „Daheim vakuumiere ich das Fleisch dann noch portionsweise“, zählt die Ottersbergerin die zeitaufwendigen Arbeitsschritte auf.

Vertrieb von regionalen Produkte im Hofladen – und Kuchen am Wochenende

In ihrem Hofladen, direkt neben dem Wohngebäude der Familie, verkauft Burkhart dann das frische Färsenfleisch. „Wenn die Kunden wissen, woher das Fleisch kommt und wie die Haltung der Tiere ist, lohnt sich das alles für mich“, sagt die Bäuerin stolz. In dem Hofladen bietet Burkhart neben den sorgfältig verpackten Fleischportionen auch Eier, Nudeln, Käse und Öl an. Die Produkte bezieht sie dabei vorwiegend von Bauernhöfen aus der Umgebung. „Fast jede Woche bekomme ich Ware geliefert, bestelle nach oder hole etwas ab.“

Bunte Eier: In einer Schale präsentiert Lisi Burkhart die Ausbeute aus ihrem Hühnerstall.
Bunte Eier: In einer Schale präsentiert Lisi Burkhart die Ausbeute aus ihrem Hühnerstall. © J.Dziemballa

Jeden Samstag serviert die Bäuerin ihren Kunden zudem noch Kaffee und Kuchen. „Ich backe aus Leidenschaft. Das ist für mich keine Arbeit, das ist mein Hobby“, sagt sie Ottersbergerin, die dafür einmal die Woche den ganzen Vormittag in der Küche steht. Zwischen drei und sechs Kuchenbleche zaubert sie dort, je nach Saison mit dem jeweiligen Obst. Hinzukommen einige Stunden am Schreibtisch, die Burkhart für die bürokratischen Pflichten des Hofladens aufbringen muss.

Neben Tieren und Hofladen: Lisi Burkhart baut sich mit Catering zweites Standbein auf

„Dabei hasse ich Bürokratie“, betont Burkhart lachend. Als Subunternehmerin des „Schmankler Service“ der Erdinger Landfrauen habe sie diese Aufgabe daher liebend gerne an eine eigens dafür angestellte Bürokraft delegiert. „Ich bin froh, wenn ich mein Fax bekomme und ich einfach kochen kann“, sagt die Bäuerin über den Cateringservice, den sie neben Hof und Hofladen zusätzlich betreibt.

Wie bei den Schlachtterminen, setzt Burkhart auch hier auf die richtige Organisation: „Zuerst schreibe ich mir einen Arbeitsplan“, erklärt sie. „Dann fahre ich einkaufen und bereite so viel, wie möglich schon vor.“ Bis zu 100 Personen kann die Bäuerin in ihrer Küche bekochen. An manchen Tagen steht sie dafür von frühmorgens bis spätabends vor dem Herd. „Danach brauche ich aber auch eine Auszeit“, betont Burkhart lachend.

Trotz durchgetaktetem Terminkalender: Bäuerin führt Schulklassen über ihren Hof

In dem durchgetakteten Terminkalender jedoch einmal einen freien Tag zu finden, sei nicht so einfach. Schließlich führt die Bäuerin heuer auch erstmals Schulklassen über ihren Hof. Mit dem Progamm „Erlebnis Bauernhof“ möchte Burkhart dabei Kinder über das Leben und die Arbeit auf dem Bauernhof aufklären. „Es ist erschrecken, wie viele noch nie eine Kuh angelangt haben“, sagt sie kopfschüttelnd.

Die beiden Nandus Franzi (li.) und Flori (re.) lassen sich abgezupfte Brennnessel in ihrem Gehege schmecken.
Die beiden Nandus Franzi (li.) und Flori (re.) lassen sich abgezupfte Brennnessel in ihrem Gehege schmecken. © J.Dziemballa

Zeit für sich selbst, bleibt der Bäuerin bei all den Verpflichtungen kaum. „Ich habe gelernt, mich zwischendurch auch einfach mal hinzusetzen und nichts zu tun“, berichtet sie. „Für mich ist so ein Moment auch entspannend, ich muss dafür nicht dauernd furt fahren.“ So genießt Lisi Burkhart in ihrem Gartenstuhl auch an diesem Tag gerne die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut, ehe die alltäglichen Pflichten eines Bauernhofs mit Färsenmast, Hofladen und Catering wieder nach ihr rufen.

Öffnungszeiten Hofladen

Der Hofladen von Lisi Burkhart hat immer dienstags und samstags von 14.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Frisches Färsenfleisch gibt es alle vier bis sechs Wochen. Die genauen Termine finden Interessierte auf der Webseite des Burkharthofs unter https://burgharthof.de/

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