„Russland kann nicht durchhalten“ – Russlands Wirtschaft wackelt unter dem Druck der Sanktionen

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„Russland kann nicht durchhalten“ – Ökonom sieht Schwäche von Russlands Wirtschaft und rät zur Geduld © IMAGO / ITAR-TASS/Vladimir Gerdo

Russland weitet seine Allianzen aus. Wirtschaftlich steht es trotzdem auf wackeligen Beinen. Ein Ökonom empfiehlt dem Westen, standhaft zu bleiben.

Moskau – Russland gelingt es durch verschiedene Strategien und wirtschaftliche Allianzen, einige der westlichen Sanktionen zu umgehen. Insbesondere China und der Iran leisten erhebliche Unterstützung. Aus Russland hört man immer wieder, dass die Sanktionen unwirksam seien und keine Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft hätten. Ein Wirtschaftsexperte erklärt jedoch, warum dies eine reine Täuschung ist.

Sanktionen würgen Russlands Wirtschaft ab – Westliche Nationen müssen „strategische Geduld“ zeigen

Holger Schmieding, der Chefökonom der Berenberg-Bank, ist der Ansicht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Präsident Wladimir Putin den westlichen Sanktionen nachgeben muss. „Russland kann die Kriegswirtschaft, die immer mehr Ressourcen bindet, nicht auf Dauer durchhalten.“ In seinem Podcast „Schmiedings Blick“ rät der Ökonom zur Gelassenheit. Die westlichen Industrienationen sollten sich nicht vor dem Bündnis fürchten, das Russland derzeit mit China, dem Iran und Nordkorea eingeht. Stattdessen fordert er „strategische Geduld“, wie Business Insider den Ökonomen zitiert.

Der Grund dafür ist, dass alle neuen Partner Russlands „wirtschaftlich eher auf einem absteigenden Ast“ seien. Nordkorea sei eine „Dauerkatastrophe“, der Iran würde „ärmer und ärmer“. Auch China stehe vor „riesigen Problemen“. Die Nation unter dem Staatsoberhaupt Xi Jinping leide unter hohen Binnenschulden, massiver Kapitalverschwendung und einer demografischen Lücke, die nicht durch Einwanderung ausgeglichen werden könne. Für China sei der Zugang zu westlichen Märkten viel wichtiger als umgekehrt – einschließlich des westlichen Interesses an Rohstoffen in China.

Schmieding warnt auch vor prorussischen Subversionstaktiken, die darauf abzielen, die Waffenlieferungen zu stoppen. „Vorschläge, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern, laufen letztlich darauf hinaus, das Land zur Kapitulation vor dem Angreifer aufzufordern“, erklärt der Experte. Auf lange Sicht übertrifft die Produktionskapazität des Westens die Kapazitäten der russischen Wirtschaft.

NATO sieht erhebliche Ungleichgewichte in Russlands Wirtschaft

Die NATO Parliamentary Assembly hat in ihrem aktuellen Bericht „The State of Russia‘s Wartime Economy“ detailliert dargelegt, wie es um Russlands Wirtschaft steht. Der Bericht zeigt, wie Russland es durch cleveren Ölhandel und die Erschließung neuer Energiemärkte geschafft hat, seine Energieeinnahmen auf das Niveau von 2021 zu bringen. Darüber hinaus habe der schwächere russische Rubel es ermöglicht, den Export trotz der westlichen Sanktionen aufrechtzuerhalten.

Die fast vollständige Umstellung auf Kriegswirtschaft habe die Verteidigungsausgaben in die Höhe getrieben, finanziert durch Energieeinnahmen. Russland musste auch einen großen Teil seiner Reserven aufbrauchen – der russische Staatsfonds schrumpft dramatisch. „Die expansive Finanzpolitik hat jedoch zu erheblichen wirtschaftlichen Ungleichgewichten geführt, einschließlich Inflation und einem sehr angespannten Arbeitsmarkt“, teilt das Militärbündnis mit. Die Wehrpflicht und die Abwanderung „Hunderttausender junger Menschen“ haben diese Dynamik noch weiter verschärft. „Diese Herausforderungen werfen Fragen zur längerfristigen Nachhaltigkeit der aktuellen Wirtschaftspolitik auf“, so die NATO.

Sanktionen auf jeder Ebene in Russlands Wirtschaft – Banker besorgt wegen „Ruin“

Die Auswirkungen der westlichen Sanktionen werden in Russland immer deutlicher spürbar. So haben die USA erst kürzlich die Börse in Moskau sanktioniert, was – zusammen mit dem Ausschluss Russlands vom SWIFT-Zahlungssystem – zu einer enormen Isolation der russischen Wirtschaft führt. Wladimir Tschistjuchin, stellvertretender Vorsitzender der russischen Zentralbank, warnte bereits vor dem „Ruin“. In Kreml-Kreisen herrscht Besorgnis.

Ein weiteres Problem, das der Westen Putin bereitet, sind drohende Verluste im LNG-Geschäft. Neue Sanktionen sind bereits in Kraft getreten, und in Zukunft sollen die europäischen Häfen für den Umschlag von russischem LNG (Liquified Natural Gas) geschlossen werden. Aufgrund der Sanktionen hat das finnische Unternehmen Gasum bereits angekündigt, den Import von russischem LNG einstellen zu wollen. „Gasum hält alle von der EU verhängten Sanktionen ein und wird ab dem 26. Juli weder russisches LNG kaufen noch importieren“, so Gasum.

Aufgrund der westlichen Sanktionen hat der russische Staatskonzern Gazprom zuletzt von enormen Verlusten berichtet. „Wenn wir den Willen aufbringen und durchhalten, wenn wir die strategische Geduld mitbringen, dann arbeitet die Zeit für uns im Westen und gegen die vier Störenfriede“, so der Ökonom Schmieding.

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