Bad Tölz – In großen Städten wie Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Bamberg fanden am vergangenen Sonntag Demonstrationen mit mehr als 1.000 Teilnehmern statt. Mit dabei auch Bad Tölz, wo laut Polizei rund 1.500 Menschen auf die Straße gingen, um gegen die AfD und Rechtsradikale zu protestieren.
Organisiert hatte die Demo der 38-jährige Tölzer Familienvater Mario Hentrich. 200 Teilnehmer hatte er beim Landratsamt angemeldet, aber als er am Sonntag gegen 14 Uhr vom Winzerer-Denkmal aus die Tölzer Marktstraße hinabschaute, waren es weit mehr und laufend kamen neue Familien und Einzelpersonen dazu.
Der Demonstrationszug unter dem Motto „Zusammen gegen Rechts“ bewegte sich dann vom Ort der Zusammenkunft über die Hindenburgstraße, Nockher- und Säggasse hinab zur Isarbrücke und zum Amortplatz, vom dort gen Kreisverkehr zurück zur Marktstraße. Am Winzerer-Denkmal war dann erneut Zusammenkunft, wozu sich eine große Menschenmenge einfand. Mit an der Spitze des Zuges ging 2. Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), mehrere Stadträte waren dabei, darunter 3. Bürgermeister Christof Botzenhart, Ulrike Bomhard und Ulrich Fottner (FWG) sowie Matthias Winter und Karsten Bauer (CSU). bo
„Nie wieder Faschismus und Rassismus“, „Vielfalt statt Einfalt“, „Der Isarwinkel ist bunt“
Auch von auswärts waren Demonstranten gekommen. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel kam aus Kochel und auch Bürger aus Lenggries hatten sich angeschlossen. Einige hatten vorgehabt, nach München zu fahren und freuten sich, nicht den langen Weg auf sich nehmen zu müssen.
Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt, Kinder waren ebenso dabei wie Senioren, die sich noch an die NS-Zeit erinnern können. Viele trugen Schilder mit sich, ein Dackelbesitzer hatte sogar Luftballons an der Leine seines Vierbeiners angebunden, auf denen zu lesen war „Dackel für Demokratie“. Die Stimmung war insgesamt sehr gelöst, viele Bürger freuten sich auch, Bekannte zu treffen. Kein Vergleich zu einer Demonstration vor Jahren, als man gegen die Gegner der Corona-Maßnahmen zu Felde zog und lautstarke Beleidigungen und Beschimpfungen angesagt waren.
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Auch wenn die Demonstranten ihre Standpunkte deutlich zum Ausdruck brachten, mit Slogans wie „Vielfalt statt Einfalt“, „Der Isarwinkel ist bunt“, „Nie wieder Faschismus und Rassismus“ oder „Klare Kante - Nazis raus“, so ging es wohl in erster Linie darum, ein Zeichen zu setzen für die Demokratie, von der mancher Politiker inzwischen glaubt, man müsse sie sich zurückholen.
Ich freue mich, dass so viele zur Demo gekommen sind, bin aber traurig, dass es so weit gekommen ist und man demonstrieren muss.
Eine Tölzerin war im Gespräch der Meinung, man müsse mehr miteinander reden, dies wäre auch die vordringliche Aufgabe der Politik: „Nicht in die Vergangenheit schauen, sondern versuchen, die Zukunft positiv zu gestalten“. Ein anderer Tölzer, der mit seiner ganzen Familie gekommen war, sagte gegenüber dem Mitarbeiter vom Gelben Blatt: „Ich freue mich, dass so viele zur Demo gekommen sind, bin aber traurig, dass es so weit gekommen ist und man demonstrieren muss.“
Insgesamt hatte man den Eindruck, dass viele Bürger dankbar waren, am Sonntagnachmittag zu einer Demonstration gegen Rechte Tendenzen im Land gehen zu können, ohne weite Wege auf sich nehmen zu müssen.
Friedliche Demonstration in Bad Tölz
Nachdem der Zug sehr geordnet und schnell seinen Weg hinter sich gebracht hatte, konnte die ursprünglich auf zwei Stunden angesetzte Demonstration bereits vorzeitig beendet werden. Nach Auskunft der begleitenden Tölzer Polizei kam es zu keinerlei Vorfällen. Karl Bock