„Wir waren im OP“: Mitarbeiterin schildert Moment, als russische Rakete in Kinderklinik einschlägt
Verzweiflung herrscht nach dem russischen Raketenangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew. Eine Mitarbeiterin schildert den Moment, als die Rakete die Klinik trifft.
Kiew – Die Bilder gehen um die Welt: Am Montag hat Russland zahlreiche Raketen auf Kiew abgefeuert. Die ukrainische Hauptstadt wurde schwer getroffen, etliche Menschen starben. Einen Raketeneinschlag gab es auch in einem Kinderkrankenhaus. Zwei Erwachsene kamen dort ums Leben. Hunderte Retter und Freiwillige suchten in den Trümmern nach Verschütteten. Kinder, teils schwer an Krebs erkrankt und an Infusionsgeräte angeschlossen, mussten auf der Straße im Freien weiter behandelt werden.
Die brutalen Szenen aus dem Ukraine-Krieg sorgen in der Hauptstadt für Verzweiflung. Bilder zeigen ausgelaugte, fassungslose Helfer. Rettungskräfte, die sich um Kinder und Verletzte kümmern. Auch Augenzeugen schildern dramatische Szenen. Im Gespräch mit dem ZDF etwa beschreibt eine Krankenhaus-Mitarbeiterin den Moment, als die russische Rakete in die Klinik einschlägt. Das Interview wurde am Montagabend in einem Beitrag der ZDF-Nachrichtensendung „heute-journal“ gezeigt.
Kinderklinik in Kiew beschossen: Mitarbeitern schildert, wie Rakete einschlug – „Waren im OP“
„Wir haben gerade das Kind für die Operation vorbereitet“, erzählt die Kardiotechnikerin am ZDF-Mikrofon. Geplant sei eine Herz-OP gewesen. Gleichzeitig schildert sie, dass im Operationssaal nebenan bereits eine Operation bei einem Kind im Gange gewesen sei. „Wir, die Ärzte, die Patienten waren also im OP, als die Druckwelle den OP-Saal traf“. Ob es Tote oder Verletzte in den genannten Sälen gegeben hat, erwähnt sie nicht.

Die Schäden am Krankenhaus sind jedenfalls gewaltig. Die Intensivstation und auch die Dialysestation sind schwer beschädigt. Und auch andere Teile der Stadt wurden vom russischen Raketenhagel – an dem auch Hyperschallraketen des Typs Kinschal beteiligt gewesen sein sollen – nicht verschont. Die Militärverwaltung berichtet von 27 Toten und 82 Verletzten alleine in der Hauptstadt der Ukraine. Bei weiteren Angriffen etwa auf die Stadt Dnipro seien zudem elf Menschen getötet und 59 weitere verletzt worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht sogar von noch mehr Todesopfern. Unabhängig überprüfen lassen sich die Informationen nicht. Die Brutalität des Angriffs ruft nun sogar den UN-Weltsicherheitsrat auf den Plan. In einer Dringlichkeitssitzung will dieser sich jetzt mit den Attacken befassen.
Nach russischem Angriff auf Kinderkrankenhaus in Kiew: UN-Weltsicherheitsrat schaltet sich ein – „abscheulich“
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verurteilte die Raketenangriffe. „Unter den Opfern waren die kränksten Kinder der Ukraine“, sagte er in Genf. Schockierender Weise sei bei einem der Angriffe die Intensivstation des größten Kinderkrankenhauses der Ukraine schwer beschädigt und die Dialyseabteilung zerstört worden. „Das ist abscheulich“, sagte Türk. „Wer Einfluss hat, muss alles tun, damit diese Angriffe sofort aufhören.“
Entsetzt zeigte sich auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. „Mit dem brutalen Angriff auf eine Kinderklinik zeigt Putin uns erneut seine Grausamkeit“, sagte sie. „Wer immer noch behauptet, Putin wolle verhandeln, ist erschreckend realitätsfern und grenzenlos naiv.“ Niemand, der Augen habe, könne sich jetzt noch dem Liefern von Taurus-Marschflugkörpern in das angegriffene Land widersetzen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dies bisher unter anderem mit der Begründung abgelehnt, Deutschland dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden.
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Selenskyj fortert Nato-Länder nach Raketeneinschlag in Kiewer Kinderkrankenhaus zum Handeln auf
Russland hat derweil die Raketenangriffe auf das Land bestätigt, nicht allerdings den Angriff auf das Kinderkrankenhaus. Das russische Verteidigungsministerium behauptete, die Angriffe hätten angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen in der Ukraine gegolten. „Wir müssen Russland für den Terror zur Rechenschaft ziehen und Putin für die Befehle zur Durchführung der Angriffe“, forderte indes Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj während eines Besuchs in Warschau. „Wann immer jemand versucht, mit ihm über Frieden zu sprechen, antwortet Russland mit Angriffen auf Wohnhäuser und Krankenhäuser.“ Erst vor wenigen Tagen war Ungarns Premier Viktor Orbán für eine „Friedensmission“ zu Wladimir Putin gereist – jedoch ohne Mandat der EU.
Selenskyj ist indes auch auf dem am Dienstag startenden, dreitägigen Nato-Gipfel zu Gast. Dort erhofft der Präsident sich weitere Unterstützung des Westens im Abwehrkampf gegen Russland. Es kann erwartet werden, dass Selenskyj nach dem dramatischen Krankenhaus-Vorfall vor allem für weitere Unterstützung bei der Luftverteidigung werben wird. Erst kürzlich hatte Deutschland hierfür ein drittes Patriot-System an die Ukraine geliefert. (han/mit Material der dpa)