Kommentar: Leider den Wahrheitsgehalt stark verdünnt
Mit einem einstimmigen Votum will Münchens Stadtrat das Landratsamt Miesbach auffordern, das Verfahren zur Ausweitung der Wasserschutzzone Thalham-Reisach-Gotzing im Mangfalltal umgehend fortzuführen. Eine Unterstützung auch dank zweifelhafter Darstellungen. Ein Kommentar von Merkur-Redakteur Dieter Dorby.
Wenn es um die Versorgung von 1,6 Millionen Münchnerinnen und Münchnern mit lebenswichtigem Trinkwasser geht, ist es klar, wo man bei Stadtrat und SWM zu stehen hat. Und wenn eine Historie wie die Wasserentnahme im Mangfalltal so lang, so vielschichtig und so komplex ist, ist es umso mehr verlockend, Zusammenhänge subjektiv und arg versimpelt darzustellen – gerade wenn es den eigenen Interessen nützt. Aber dennoch gibt es Grenzen.
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Bei der Diskussion in München wurde immer wieder formuliert und suggeriert, es gebe kein Wasserschutzgebiet für Münchens wichtigstes Quellgebiet. Falsch. Das Wasserschutzgebiet gibt es. Und in dieser Ausgestaltung garantiert es seit 1963 bestes Trinkwasser für München und seine Nachbargemeinden. Diese Versorgungssicherheit und Qualität bedeutet für das Quellgebiet aber jede Menge Einschränkungen, die nun vergrößert werden sollen. Wirklich zu Recht? Genau das gilt es zu klären, ohne vorab Tatsachen zu schaffen und Ängste zu schüren.
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OB Reiter ist bemerkenswert selbstbewusst unterwegs. Für jemanden, der vom Thema – wie er zugibt – wenig versteht, hat er recht polemische Worte gefunden. Schade. Gerade der Dialog mit ihm wäre gut.
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