Franziskus in Klinik - Insider spricht über Zustand von Papst Franziskus: „Wahrheit scheibchenweise“
Papst Franziskus wird derzeit wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt. Der 88-jährige Pontifex befindet sich seit Freitag (14. Februar) in einer Klinik in Rom, wie der Vatikan bestätigte. Am Dienstagabend gab ein Sprecher des Papstes ein Update zu seinem Gesundheitszustand. Unterdessen sind Millionen Katholiken weltweit in großer Sorge um ihr Kirchenoberhaupt
Der Historiker Jörg Ernesti, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Augsburg, erläutert im Gespräch mit FOCUS online drei mögliche Szenarien, die nun eintreten könnten.

Papst Franziskus denkt schon länger über Rücktritt nach
Dass der seit 2013 amtierende Papst im Falle einer schweren Erkrankung zurücktreten würde, hatte er bereits kurz nach seiner Wahl in einer Erklärung deutlich gemacht. Franziskus wäre damit nach Papst Benedikt XVI. der zweite Pontifex, der freiwillig aus dem Amt scheidet. Doch wie wahrscheinlich ist dieses Szenario aktuell?
„Der Papst ist zuallererst Bischof von Rom, und ein Bischof kann ohne Weiteres auf sein Amt verzichten. Auch Franziskus hat mehrere Male angedeutet, dass er diesen Schritt gehen würde, wenn er die Zeit für gekommen hält“, sagt Professor Ernesti, der 1997 in Rom in Kirchengeschichte promovierte und vor kurzem ein Buch mit dem Titel Geschichte der Päpste seit 1800" veröffentlicht hat.
Für solche Fälle gibt es im Vatikan klare Regeln. Was aber, wenn Franziskus die Entscheidung aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht mehr selbst treffen kann? „Für diesen Fall herrscht ein schlimmes Manko“, erklärt der Kirchenhistoriker weiter, „dann müsste wohl das Kardinalskollegium zusammenkommen und die Amtsunfähigkeit erklären. Dieser Fall ist in früheren Jahrhunderten so nicht vorgekommen.“

Experte: Vatikan plant bereits „Zeit nach Franziskus“
Es ist nicht das erste Mal in seiner zwölfjährigen Amtszeit, dass der Papst krankheitsbedingt kürzertreten musste. Erst im Juni 2023 unterzog sich Franziskus einer dringenden Operation. Doch diesmal scheint die Lage ernster zu sein, als der Vatikan selbst zugibt.
„Nach meiner Beobachtung rückt man im Vatikan immer nur scheibchenweise mit der Wahrheit heraus. Meistens waren die Päpste schon erheblich kränker, als es die täglichen Bulletins suggeriert haben“, ist sich der Kirchenexperte Jörg Ernesti sicher. Aus Rom höre er längst, dass man sich auf „mögliche Szenarien für die Zeit nach Franziskus“ vorbereite.
In den letzten Jahren habe Franziskus eine Reihe von Kardinälen ernannt, „die ihm inhaltlich nahestehen und seine Agenda vertreten“. Dazu gehöre auch die Sorge um Flüchtlinge, die der Papst zuletzt in einem Appell gegen Donald Trump betonte.
Dennoch gilt: „Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass deshalb nicht automatisch ein neuer Papst gewählt werden muss, der ganz auf der Linie mit dem alten Papst ist.“
Was passiert nach Papst Franziskus' Genesung?
Das optimistischste Szenario wäre natürlich, dass sich der Pontifex von seiner Lungenentzündung erholt und sein Amt wieder aufnimmt. Für den 88-Jährigen wäre das allerdings mit großen Anstrengungen verbunden. Könnte Papst Franziskus einfach kürzertreten und Aufgaben abgeben? Der Experte hält dieses Szenario für ausgeschlossen:
„Franziskus ist ein Jesuit. Er ist immer im Dienst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er kürzertritt oder Aufgaben stärker delegiert. Er hat ja auch in den letzten Wochen schon nicht auf seine Ärzte gehört, die ihm zu mehr Ruhe geraten haben.“