„Bomben über Freising“ ist der Titel einer Stadtführung durch Freising, die am Freitag an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert. Dabei geht es nicht nur um einen Blick in die Vergangenheit, sondern auch Gegenwart und Zukunft.
Freising – Mit mehreren Veranstaltungen wird in Freising an den 80. Jahrestag des Kriegsendes erinnert. Eine davon ist die Stadtführung „Bomben über Freising“ mit Christina Metz an diesem Freitag, 9. Mai, um 18.15 Uhr. Vorab hat die Stadtführerin von den Stadtbären dem FT erklärt, warum damals nur physische Bomben niedergingen, wie sie sich auf diese besondere Führung vorbereitet hat und was für sie das Spannendste daran ist.
Frau Metz, „Bomben über Freising – der 18. April 1945 und seine Folgen“ ist der Titel der Stadtführung. Nicht umsonst geht es los am Bahnhof, oder?
Der Ort ist tatsächlich bewusst gewählt. Der Bahnhofsbereich mit der Gießerei Schlüter und der Maschinenfabrik Stein㈠ecker in der Nähe waren die Hauptangriffspunkte der Flieger. Wobei in der Schlussphase des Krieges auch das sogenannte „moral bombing“ von Bedeutung war: ein Zermürben der Bevölkerung.
Wie bringen Sie den Teilnehmenden das Freising vor 1945 nahe?
Auf das Freising vor 1945 werde ich in meiner Führung gar nicht sonderlich eingehen. Das würde die Informationsfülle sprengen. Mir geht es darum, aufzuzeigen, wie viel in so kurzer Zeit zerstört werden kann. Heute gibt es kaum mehr Spuren vom Bombenangriff. Verändert hat er damals das Leben viele Freisinger nachhaltig.
Welche Quellen und Unterlagen haben Sie für Ihre Stadtführung ausgewertet?
Ich habe Unterlagen des Stadtarchivs gesichtet, generell Literatur zum Zweiten Weltkrieg und bereits Publiziertes zur Geschichte unserer Stadt in dieser Zeit gelesen. Das Team des Stadtarchivs hat mich sehr unterstützt.
Haben Sie denn auch noch Zeitzeugen gefunden und mit ihnen geredet?
Gelesen habe ich die entsprechenden Einträge im Tagebuch Kardinal Faulhabers. Geredet habe ich mit Norbert Zanker, der ja unwahrscheinlich viel über Freising weiß.
Was ist das besonders Spannende an diesem Thema?
Das mag seltsam klingen: die eigentliche Unvorstellbarkeit. Man weiß, dass Krieg grausam ist, dass das Gefühl der Menschen während des Angriffs pure existentielle Angst war. Aber für die meisten unserer Zeit ist das – zum Glück – ein sehr theoretischer Begriff. Der Großteil darf sich glücklich schätzen, gar nicht erahnen zu können, welche Dimensionen das Gefühl Angst annehmen kann. Sich damit und mit der leichten Manipulierbarkeit vieler auseinanderzusetzen, hilft vielleicht ein wenig zu verstehen, wie all die Gräuel, die wir mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung bringen, real werden konnten. Vielleicht hilft das, heute Weichen rechtzeitig richtig zu stellen. Deswegen widme ich mich auch so schweren Führungsthemen: weil sie wichtig sind. Auch wenn sie für mich weit herausfordernder sind als die heiteren, kurzweiligen Stadtrundgänge, mit denen ich meistens unterwegs bin.
Werden Sie auch auf die aktuelle politische Situation in Deutschland eingehen?
Nein. Das ist nicht meine Aufgabe bei dieser Führung. Ich hoffe aber, dass meine Schilderung des 18. April 1945 – ebenso wie meine Führung „Stolpersteine“, die ich bereits seit vielen Jahren mache – bei den Teilnehmern lange nachklingt.
Wie lange wird die Stadtführung ungefähr dauern? Braucht man besonders gute Kondition?
Das ist ein wenig schwierig zu sagen. Ich gehe von 90 Minuten aus, eventuell ein wenig länger. Das Gehtempo wird angenehm sein und immer wieder machen wir Stopps. Die Route ist weitgehend barrierefrei. Es dürften keine Stufen unterwegs zu überwinden sein.
Die Führung findet jetzt einmal zum Gedenkjahr statt. Ist daran gedacht, sie zu wiederholen?
Das Konzept ist da und ich wiederhole sie gerne, wenn es gewünscht wird. Auch für einzelne Gruppen oder gekürzt für Schulklassen.