„War wirklich verrückt“: Neue Bücherstuben-Inhaberin erzählt vom Start – und ärgert sich über Bürokratie

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Die neue Chefin von Barbaras Bücherstube: Stella Macri hat zum 1. Mai das Traditionsgeschäft am Moosburger „Gries“ übernommen. Ihre Vorgängerin, Gabriele Kellner, unterstützt das Team noch eine Weile als Angestellte. © Forster

Stella Macri hat mit Barbaras Bücherstube ein Moosburger Traditionsgeschäft übernommen. Bevor Neueröffnung gefeiert werden konnte, galt es manche Hürde zu überwinden.

Moosburg – Dass mit Barbaras Bücherstube in Moosburg eine Instanz und zudem die letzte Buchhandlung zwischen Freising und Landshut verschwinden soll, hatte Ende 2024 viele erschüttert. Umso größer war die Freude, als im März bekannt wurde: Wenn die bisherige Inhaberin Gabriele Kellner in Ruhestand geht, wird das Geschäft von einer mutigen Quereinsteigerin weitergeführt. Das FT hat die neue Chefin, Stella Macri (33), zum Interview gebeten, um mit ihr über die Erlebnisse rund um die Neueröffnung zu sprechen – und über weniger schöne Erfahrungen.

Frau Macri, am Wochenende wurde die Übernahme perfekt gemacht: Wie geht es der frischgebackenen Bücherstuben-Chefin?

Es ist immer noch super surreal – und ich bin überglücklich. Am Eröffnungstag hab‘ ich, glaube ich, zehn Stunden durchgequatscht, weil so viele gekommen sind und jeder sich bei mir vorstellen wollte (lacht). Wahnsinnig viele haben auch Willkommensgeschenke wie Blümchen oder Schokolade mitgebracht und sich die Zeit für ein Gespräch mit mir genommen. Es ist klasse, dass die Kundschaft, die die Gaby toll fand, auch mir so einen Vertrauensvorschuss gibt. Das hat mich nochmal in meiner Entscheidung bestätigt.

Dass es mit der Bücherstube doch weitergeht, war Ende März tagelang Stadtgespräch. Wie haben Sie den Rummel nach der Verkündung erlebt?

Den ersten Tag hab‘ ich fast nur damit verbracht, Nachrichten zu beantworten (lacht). Auch damals kamen schon viele Kunden in den Laden, haben mir Geschenke vorbeigebracht und sich richtig gefreut. Es war wirklich verrückt und überwältigend, mit so einer Resonanz hätte ich nicht gerechnet.

Was hat Sie in den letzten Wochen besonders herausgefordert?

Ich hatte schon damit gerechnet, dass einige Zeit dafür nötig sein wird, Gespräche mit Lieferanten zu führen, Verträge neu zu verhandeln und Organisatorisches für den Verkauf zu regeln. Dass es derart viel Zeit kostet, hab‘ ich aber unterschätzt. In Deutschland ist es natürlich generell so, dass man 12.000 Sachen regeln und anmelden muss. Aber ich hatte überall hilfsbereite Menschen – und Gaby, die mich tatkräftig unterstützt und mir vieles abgenommen hat.

Die neue Bücherstuben-Inhaberin Stella Macri (l.) mit ihrem Geschäftspartner Stefan Maier und der scheidenden Buchhändlerin Garbiele Kellner
Schreiben die Geschichte von Barbaras Bücherstube fort: Die neue Inhaberin Stella Macri (l.) mit ihrem Geschäftspartner Stefan Maier und der scheidenden Buchhändlerin Garbiele Kellner. © Forster

Sie haben vermutlich die volle Ladung Bürokratie abbekommen?

Ja, das kann schon richtig demotivierend sein, vor allem, wenn man das zum ersten Mal macht. Ich persönlich bin sehr strukturiert und habe mich deshalb oft gefragt: Wie machen das andere, die zwar eine coole Idee und Lust auf eine Geschäftsgründung haben, den horrenden Bürokratieteil aber neben ihrem Alltag erledigen müssen? Ich weiß nicht, ob wir uns da so einen Gefallen tun als Wirtschaftsstandort.

Was war schön in der Zeit bis zur Übernahme?

Immer wenn ich mit Menschen beieinander bin, in diesem Fall mit Gaby und den anderen Mitarbeitern, geht mir das Herz auf. Es ist immer gute Stimmung hier. Ich liebe auch das Kreative und organisiere einfach gerne. Es ist schon eine erste Lesung geplant (siehe Textende), denn mir ist wichtig, dass die Leute sehen: Da findet direkt was statt und es rentiert sich, regelmäßig in den Laden oder auf unsere Instagram-Seite zu schauen.

In einem Ihrer aktuellen Schaufenster stellen Sie sich selbst vor. Erzählen Sie uns von der Idee dahinter.

Ich rede ja immer davon, dass es es ein Ort der Begegnung sein soll – also muss ich den Leuten als Person auch offen signalisieren, dass man mich immer ansprechen kann, ganz ohne Hürden. Die persönlichen Dinge über mich im Fenster können den Leuten schon mal als Anhaltspunkt für ein Gespräch dienen.

Schaufenster der Barbaras Bücherstube
Mit einer ganz persönlichen Buchauswahl inklusive Bemerkungen stellt sich die neue Bücherstuben-Chefin in ihrem Schaufenster den Moosburgern vor. © privat

Was haben Sie im Laden bislang verändert?

Die erste Änderung ist ein Regal mit unseren aktuellen Lieblingen. Jeder aus dem Team hat ein eigenes Fach mit einer Karteikarte, die das Buch vorstellt. Wer weiß, vielleicht haben auch mal Stammkunden Lust, ein Fach zu füllen. Nach Auswertung der Kundenwünsche, die derzeit in einer Box gesammelt werden, wird es noch weitere Änderungen geben.

Überall in Deutschland müssen Buchhandlungen schließen. Mit welchem Konzept wird die Bücherstube gegen den Trend erfolgreich?

Ich setze ganz stark auf das Persönliche und Miteinander. Anders als online gibt‘s hier Inspiration und Beratung. Je mehr wir alle im Homeoffice sitzen und uns nicht mehr real austauschen, desto mehr wünschen wir uns doch das Zwischenmenschliche zurück. Man muss bei uns im Laden nicht immer was kaufen: Ich wünsche mir, dass die Leute wieder mehr zum Stöbern vorbeikommen und mit uns und anderen in Kontakt treten.

Gut zu wissen

Eine Lesung mit Wolfgang Maria Bauer gibt‘s am Mittwoch, 28. Mai, in der Bücherstube (Auf dem Gries 6). Ab 19.30 Uhr stellt der Schauspieler und Regisseur sein Erstlingswerk als Autor vor: den Krimi „Kaltblut“. Anmeldung und Tickets (fünf Euro) im Laden.

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