TV-Debatten im Ticker - Viererrunde der Kanzlerkandidaten im ZDF mit Bürgerfragen
Alle TV-Debatten vor der Bundestagswahl finden Sie in unserem Überblick .
Viererrunde der Kanzlerkandidaten mit Bürgerfragen
Donnerstag, 13. Februar, 07.20 Uhr: In einer Viererrunde treffen die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU/CSU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) aufeinander. Am Donnerstag stellen sie sich in der ZDF-Sendung „Klartext“ um 19.25 Uhr den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern.
In einem ersten TV-Duell am vergangenen Sonntag hatten sich Scholz und Merz einen Schlagabtausch geliefert. Nun kommen zwei weitere Kanzlerkandidaten dazu.
In den Umfragen liegt Merz seit Beginn des Wahlkampfs mit deutlichem Vorsprung vorn. Die Union kommt derzeit auf etwa 29 Prozent, Scholz und die SPD liegen dagegen mit 16 Prozent nur auf Platz drei hinter der AfD mit 20 bis 21 Prozent. Die Grünen liegen laut Umfragen derzeit bei 12 bis 14 Prozent.
Für die Zuschauer gibt es im TV-Duell einen knappen Sieger
Montag, 10. Februar, 06.18 Uhr: Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat das TV-Duell mit Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) laut Wahlforschern knapp für sich entschieden. In der Befragung der Forschungsgruppe Wahlen gaben 37 Prozent der wahlberechtigten Zuschauer an, Scholz habe sich besser geschlagen als Merz, wie das ZDF mitteilte. 34 Prozent sahen den CDU-Chef vorn - 29 Prozent keinen Unterschied. Die Umfrage ist nicht für alle Wahlberechtigten Deutschlands, sondern nur für die Zuschauer des Duells repräsentativ.
Scholz kam für die Zuschauer demnach auch glaubwürdiger (42 Prozent) und sympathischer (46 Prozent) rüber. Merz konnte in den Kategorien Glaubwürdigkeit und Sympathie nur 31 beziehungsweise 27 Prozent der Befragten von sich überzeugen. Beim Thema Sachverstand unterschieden sich die beiden Kontrahenten aus Sicht der Zuschauer nicht, beide erhielten je 36 Prozent der Stimmen. 27 Prozent der Befragten konnten hier kein Unterschied ausmachen.
Während Scholz bei Frauen besser ankam und 43 Prozent (Merz: 29 Prozent) der Zuschauerinnen von sich überzeugte, konnte CDU-Chef Merz mit 40 Prozent (Scholz: 30 Prozent) die Männer eher von sich überzeugen. Unter den jüngeren Befragten lag Scholz wiederum deutlich vorn: Von den 18- bis 34-Jährigen entschieden sich 47 Prozent für Scholz und nur 25 Prozent für Merz.
Einen hauchdünnen Vorsprung hatte Merz dagegen bei den 35- bis 59-Jährigen, die sich mit 35 Prozent für Scholz und 36 Prozent für Merz aussprachen. Ähnlich sah das Bild laut Umfrage bei den über 60-Jährigen aus: 34 Prozent sahen den Kanzler vorn, 36 Prozent Merz.
Die Forschungsgruppe Wahlen hat für die Umfrage 1.374 zufällig ausgewählten wahlberechtigte Zuschauer des TV-Duells online und telefonisch befragt.
1. TV-Duell zwischen Scholz und Merz im Tickerprotokoll
Zum Start geht Scholz auf Attacke - Merz zückt anschließend einen Zettel
Der Start: Die Moderatorinnen Maybrit Illner und Sandra Maischberger verlieren keine Zeit und starten direkt rein. Wir werden die Kandidaten hier heute über verschiedene Themen reden hören. Migration, Wirtschaft, Persönliches, um nur einige zu nennen. Letzteres ist auch gleich der erste Themenpunkt. „Fritze Merz“ in die eine Richtung, „Leichtgewicht“ in die andere. Dann geht es aber gleich zur Sache, die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD. Kann Merz versprechen, dass das nicht nochmal passiert? Die Bürger glauben ihm nicht wirklich, zeigen neueste Umfragen. Merz versucht es trotzdem: „Wir werden das nicht tun. Uns trennen in den Sachfragen Welten. Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen der Union und der AfD.“
Scholz betont, ihm nicht zu glauben. Als Reaktion zückt Merz plötzlich einen Zettel und zitiert Scholz, der im letzten Jahr sagte: „Niemand sollte sich davon abhängig machen, wie die AfD abstimmt.“ Scholz widerspricht „vehement“ und versucht seine Aussage von damals zu erklären, so richtig gelingen will ihm das nicht.
Thema Migration: Scholz antwortet ausführlich - aber nicht auf Illners Frage
Der Asyl-Showdown und das Thema Migration: Der Übergang in das erste große Thema ist damit fließend. Der Asyl-Showdown vorletzte Woche im Bundestag. Merz habe „das Tor zur Hölle“ geöffnet, sagte SPD-Fraktionschef Mützenich danach. Der CDU-Chef ist sehr darum bemüht, die Distanz zur AfD immer wieder zu betonen, Scholz wiederum ist sehr bemüht zu betonen, dass er Merz nicht glaubt. Der Kanzler spricht von einem „Tabubruch“.
Ab dann geht es eigentlich auch um das Thema Migration im Allgemeinen. Was hat die Bundesregierung geschafft und was davon ist nicht Scholz zuzurechnen, fragt Illner provokant. „Die Bundesregierung hat ja nicht nichts getan“, sagt Merz, Scholz sagt sarkastisch „danke, sehr großzügig“. Merz betont, dass bei weitem jedoch nicht genug getan worden wäre. Als es um Merz' Vorstoß zur Zurückweisung geht, wird es spannend. Ist der Vorstoß europarechtswidrig? Diesen Vorwurf hatte Scholz im Vorfeld mehrfach erhoben. Scholz antwortet sehr ausführlich, aber auf die Frage im Endeffekt nicht wirklich. Ein sehr schwieriges Thema, das auch unter Experten schon für Konflikte gesorgt hat. Der Kanzler greift Merz stattdessen lieber an. Und die Moderatorinnen fragen auch nicht nochmal nach. Schade.
„Warum soll man so doof sein“, fragt Scholz - Merz bleibt sachlich und kontert den Kanzler
Die erste große Attacke und Merz' Konter: Dann wird es zum ersten Mal etwas lauter. „Warum soll man so doof sein?“, fragt Scholz zwei Mal in Bezug auf das Abweisen von Asylbewerbern an der Grenzen. Scholz meint, endlich sei sich die EU auf Druck von Europa einig geworden, dass man die Asylregeln nun durchsetzt, Asylbewerber richtig erfasst und in die Länder des Erstantrags zurückschicken könne. Und nun schlage Merz die Abweisung von Asylbewerbern an der deutschen Grenze vor, anstatt sich an die beschlossenen EU-Regeln zu halten. „Kurz vor Schluss halten wir uns nicht an das Recht und machen Ausnahmen geltend, die vor mehreren Gerichten schon mehrfach gescheitert sind. Herr Merz würde nach einer Woche damit leben müssen, dass alles nur noch Makulatur ist.“
Merz reagiert ruhig, sachlich - und zitiert den bekannten Historiker Heinrich August Winkler (passenderweise SPD-Mitglied), der in einem am Sonntag erschienenen Artikel das Thema aufgreift - und bekennt, dass eine Abweisung an der Grenze laut Grundgesetz möglich sei, „spätestens mit der Änderung im Jahr 1993", wie Merz betont. „Es ist möglich, Asylbewerber an der Grenze abzuweisen. Lesen Sie es doch einfach mal nach“, wendet sich Merz direkt an Scholz.
Scholz sagt kurz später, er habe allen Tricks, einer Abschiebung zu entgehen, einen Riegel vorgeschoben. Friedrich Merz wartet auf seine Chance und spricht dann Klartext: Er erklärt, dass die SPD gemeinsam mit den Grünen in der Ampel-Koalition beschlossen hätten, dass Menschen in Abschiebegewahrsam noch einmal einen Pflichtverteidiger zur Seite gestellt bekommen, um nochmal alle Tricks auszuprobieren, um der Abschiebung zu entgehen. Dann wird der CDU-Chef sehr deutlich. „Herr Scholz, Sie leben nicht in dieser Welt. Das ist ein Märchenschloss. Es ist Wahlkampf. Aber es hat mir der Realität der Menschen nichts zu tun.“
Mehr zum TV-Duell zwischen Scholz und Merz finden Sie auf der nächsten Seite.