Unvernünftige Biker am Sudelfeld: Es wird immer schlimmer

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Kurvenspaß auf der Bundesstraße: Anders als diese gesittet fahrenden Biker übertreiben es auf der Sudelfeldstrecke viele mit der Kurvenlage - oftmals mit dem Ziel eines spektakulären Instagram-Fotos. © Archiv Thomas Plettenberg

Die Biker am Sudelfeld werden teilweise immer unvernünftiger. Die Problemstrecke war nun Thema bei einem Treffen der polizeilichen Kontrollgruppen.

Landkreis –Wäre das Wetter in diesem Sommer besser, da ist sich Jan Zangenfeind sicher, hätte es am Sudelfeld mehr Unfälle mit Motorradfahrern gegeben. Noch mehr. Denn schwer verletzte Biker verzeichnete die Polizei heuer schon genug, vor allem auf Rosenheimer Seite zwischen Tatzelwurm und Sudelfeldsattel.

Raserei am Sudelfeld nur schwer zu beenden

Zusammen mit Vorfällen am Samerberg hat das bei den Nachbarn zu neuerlichen Diskussionen um Verbote und Gegenmaßnahmen geführt. Auch im Gemeinderat Bayrischzell kam das Thema jüngst zur Sprache. Doch der Raserei beizukommen, sei schwierig bis unmöglich. „Wir tun, was wir können“, sagt Zangenfeind, der bei der Autobahnpolizeistation Holzkirchen stellvertretender Leiter der Kontrollgruppe Motorrad ist. Diese war nun federführend bei einem überregionalen Erfahrungsaustausch von Motorrad-Polizisten.

Die bittere Erkenntnis: Es wird eher schlimmer als besser. Wie Zangenfeind berichtet, spielen dabei insbesondere die sozialen Netzwerke eine Rolle. „Jeder will das noch spektakulärere Bild auf Instagram stellen.“ Offenbar besonders beliebt: extreme Schräglagen, bei denen die Fußraste über den Boden schrammt. Wer so tickt, lässt gerne mal alle Vorsicht fahren, bringt sich, aber auch andere in Gefahr. Mit Vernunft, so die Erfahrung der Polizei, braucht man dieser Klientel – wohlgemerkt: immer noch eine Minderheit – nicht kommen.

Motorrad-Kontrollgruppen tauschen sich überregional aus

Ihre Erfahrungen haben nun Kontrollgruppen aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Österreich bei einem mehrtägigen Treffen in Ainring ausgetauscht. Ein wertvolles Treffen, sagt Zangenfeind, denn im direkten Gespräch profitiere man am meisten von den Kenntnissen des anderen. Zum Beispiel, was technische Veränderungen an den Bikes betrifft. „Das steht in keinem Lehrbuch“, sagt Zangenfeind. Aufschlussreich auch die Einlassungen der Staatsanwaltschaft Traunstein zum Thema verbotene Kraftfahrzeugrennen. Hier ging es darum, dass die Polizei gerichtsverwertbare Beweise liefert. Denn auch für die Beamten ist es frustrierend, wenn daran eine (berechtigte) Verurteilung scheitert.

Was dieses Thema betrifft, blickt Zangenfeind etwas neidisch über die südliche Landesgrenze. Denn die österreichischen Kollegen dürfen die sogenannte Section Control einsetzen. Dabei werden Verkehrsteilnehmer am Anfang und Ende eines Streckenabschnitts erfasst und dann die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt – mit der Möglichkeit einer entsprechenden Sanktionierung. In Deutschland scheitere dies am Datenschutz, weil auch unbeteiligte Fahrzeuge erfasst werden. „Das wäre ein wertvolles Instrument“, meint Zangenfeind.

Biker sind gut vernetzt

Und noch etwas ist in Österreich möglich: das Motorrad bei entsprechenden Verstößen zu beschlagnahmen. Dauerhaft. Die drastischeren Maßnahmen jenseits der Grenze würden auch dazu führen, dass österreichische Biker quasi zum Rasen nach Bayern kommen. Ans Sudelfeld, gern aber auch über Achensee. Auch die B307 jenseits von Kreuth hat die Kontrollgruppe im Blick und registriert auf dem recht übersichtlichen Teilstück zwischen Bayerwald und Grenze schon mal Geschwindigkeiten von 180 km/h und mehr. „Eine Rennstrecke“, seufzt Zangenfeind. Im Übrigen auch für Pkw.

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Guter Rat ist und bleibt teuer. Denn nicht nur die Zahl der Unvernünftigen nimmt zu, sondern auch deren unmittelbare Vernetzung. „Nach zehn Minuten ist bekannt, wo wir stehen“, sagt Zangenfeind. Damit erübrigen sich stationäre Kontrollpunkte. Den Rasern für Videoaufnahmen hinterherzufahren, ist irgendwann zu gefährlich. In Hessen würden sie deshalb auf verdeckte Lasermessungen setzen. „Das ist am effektivsten“, sagt Zangenfeind. Womöglich werden die Biker am Sudelfeld damit künftig verstärkt Erfahrungen machen.

Gruppe rückt zu gemeinsamen Kontrollen aus

Bei ihrem Treffen sind die Polizei-Motorradgruppen auch gemeinsam zu Kontrollen ausgerückt. Das überraschte manchen wohl. Denn während die Mitglieder der Holzkirchner Gruppe von einschlägigen Bikerkreisen gleich erkannt werden, war dies bei deren württembergischen und hessischen Kollegen natürlich nicht der Fall. Entsprechend gingen den Beamten einige Raser ins Netz. Wobei ein solches Katz-und-Maus-Spiel nicht im Interesse der Polizei ist.

Zangenfeind, selbst auch gerne mal privat mit dem Motorrad unterwegs, würde lieber mit gemütlichen Bikergruppen ratschen, die sich am Sudelfeld oder auch am Spitzingsee treffen. Doch selbst diese würden sich im Feld der Raser nicht mehr wirklich wohlfühlen.

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