Genug von Easy Ridern: Bayrischzell will sich gegen Raser wehren
Mai, Juni und Juli 2024: In allen drei Monaten verunglückten wieder Motorradfahrer auf der unter Bikern beliebten und überregional bekannten Sudelfeldstrecke. In vielen Fällen meldete die Polizei als Grund „nicht angepasste Geschwindigkeit“.
Auch wenn sich das Gros der Fahrer wohl an die Verkehrs- und Geschwindigkeitsregeln auf der stark frequentierten Straße halten mag – so stechen die Raser aus der Statistik heraus und sorgen immer wieder für neue Schlagzeilen. Aufgemotzte Maschinen, die den Berg hinaufröhren, tun ihr Übriges. Das Unbehagen und die Wut der Anwohner wächst.
Der Druck auf die betreffenden Gemeinden, auf Landesebene etwas gegen die Raser-Szene im Motorsport in der Region zu unternehmen, blieb seit Jahrzehnten nahezu erfolglos. Bekanntermaßen trotz zahlreicher Maßnahmen wie baulichen Eingriffen zur Entschärfung von Kurvenradien und Rüttelstreifen sowie Versuche, per Beschilderung riskante Überholverbote und rasante Fahrten zu unterbinden. Wie berichtet, rücken seit einiger Zeit sogar illegale Rennen auf der Sudelfelstrecke in den medialen Fokus, die mit den eingeführten Sperrzeiten für Motorradfahrer am Kesselberg in Verbindung gebracht werden. Daher drängen noch mehr Biker aufs Sudelfeld.
In der jüngsten Bayrischzeller Gemeinderatssitzung machte Florian Müller (parteilos) seinem Ärger Luft. Kürzlich sei er mit dem Rad von Brannenburg aufs Sudelfeld getreten. „Es war erschreckend und unfassbar“, teilte er über das hohe Verkehrsaufkommen der Motorradfahrer mit. „Die Straße ist schon ganz schwarz von deren Reifenabrieb.“ Müller mahnte auch „die irrsinnige Lärmbelästigung“ durch die Tuning-Szene an. „Keiner gewährt dem Einhalt.“ Willy Kravanja (parteilos) berichtete von seiner Frau, die des Öfteren die Strecke übers Sudelfeld fährt. „Bei schönen Wetter hat sie brutale Angst wegen der Motorradrennen.“ Diesbezügliche Meldungen bei der Polizei könnten aufgrund von Personalmangel nicht verfolgt werden, sagte er.
Auch Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) teilte dem Gremium seinen eigenen Augenzeugenbericht mit. So habe er bei seinem letzten Fahrradausflug aufs Sudelfeld gesehen, wie sich die Raser weit in die Kurven hineinlegten, so tief, dass die Fußrasten auf dem Asphalt Funken geschlagen hätten. Riskante Fahrmanöver, die von Kameraden der Szene dann fotografiert und gefilmt würden. Und wenn dann die Polizei anrücke, würden dies wiederum andere melden, die auf dem Sudelfeldsattel und am Tatzelwurm Schmiere stehen. „Dann löst sich das Ganze schnell auf“, erklärte er.
Ein Problem dabei, die schwarzen Schafe der Motorradfahrer dingfest zu machen, sei die rechtliche Handhabe der bekannten Halterhaftung, erklärte Kittenrainer. Die Polizei müsse den Raser blitzen und vor Ort anhalten. Andernfalls könne der Halter der Maschine sagen, er sei nicht selbst gefahren. Auch wenn die halbseitige Sperrung der Strecke für Motorräder in den vergangenen Jahrzehnten keine Ergebnisse gebracht hätte, solle diese wieder in Erwägung gezogen werden. Dazu wolle sich der Bürgermeister mit der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig aus Rosenheim abstimmen, die sich derzeit für einen erneuten Anlauf zum Thema Motorradfahrer auf der Sudelfeld-Bergstrecke stark macht (wir berichteten). „Wir schauen, dass wir uns da dranhängen.“