Das Heizen der Zukunft: So kann es gelingen
Die Firma Stumbaum feiert heuer ihr 75-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Markus Stumbaum im Interview über das Heizen der Zukunft.
Eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen, steht bei allen Kommunen Bayerns per Gesetz auf der Agenda der kommenden Jahre. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zwingt viele aber schon früher zum Handeln. Ein Interview mit Markus Stumbaum, Geschäftsführer der Stumbaum GmbH in Schöngeising und stellvertretender Obermeister der Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik (SHK) München, über das Heizen in Zukunft und Amperwasser für die Wärmepumpe.
Herr Stumbaum, der nächste Winter kommt bestimmt. Wird sich das Heizverhalten der Landkreisbürger drastisch verändert haben, weil die Heizungs- und Sanitärbranche den ganzen Sommer Tausende Wärmepumpen eingebaut hat?
Bei den Bestandsbauten verlassen die fossilen Energieträger zunehmend die Heizungskeller und die regenerativen halten stattdessen Einzug – und das ist gut so, weil es zu einer signifikanten Einsparung an CO₂ führt. Auch bei den Neubauten sind die Regenerativen mittlerweile Standard. Trotzdem besagt die Statistik aller Energieträger, dass dort der Anteil an Öl-Heizungen gestiegen ist und die Wärmepumpe trotz steigender Zahlen Anteile verloren hat. Das hängt damit zusammen, dass Ölkessel momentan vorzeitig ausgetauscht werden und als Redundanz eingebaut werden. Der Wärmepumpenanteil, den unsere Firma einbaut, beträgt fast 80 Prozent. Wer nur seine alte Ölheizung gegen eine neue austauschen will, kriegt dafür von uns kein Angebot mehr.
In der Vergangenheit herrschte große Verunsicherung über die Notwendigkeit eines Heizungsaustausches – gibt es jetzt mehr Klarheit?
Die Unsicherheit entstand durch ein schwieriges Heizungsgesetz, mit dem niemand zufrieden war. Man kann es nicht völlig rückgängig machen, aber den Leuten ist klar geworden, dass man früher oder später auf regenerative Energieformen umsteigen muss. Theoretisch herrscht mittlerweile Klarheit, praktisch ist es aber noch nicht durchgedrungen. Leider hilft auch die Kommunale Wärmeplanung, die alle Städte und Gemeinden in den nächsten Jahren vorlegen müssen, dabei wenig. Wir von der Innung versuchen das mit vielen Info-Veranstaltungen aufzufangen. Mein persönlicher Tipp: Halten Sie sich an das GEG!
Wie wird sich denn das Heizen Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren verändern?
Im ländlichen Bereich, wo es eher keine Fern- oder Nahwärmenetze gibt, wird sich die Wärmepumpe durchsetzen, weil diese leicht zu realisieren ist und ich damit relativ unabhängig bin. Interessant sind auch Hybrid-Lösungen, also Wärmepumpen und als Backup Gas, wenn es sowieso da ist und es sich um größere, auch öffentliche Gebäude handelt. Auf dem Land geht vielleicht auch Holz, je nach individueller Einstellung und Verfügbarkeit. Die Fossilen werden aber bis in 15 bis 20 Jahren auslaufen. Ich persönlich bin ein Fan von PV-Anlagen mit Batteriespeicher in Verbindung mit einer Wärmepumpe.
Auch kleinere Gemeinden müssen bis in vier Jahren einen Plan für die kommunale Wärmeplanung erstellt haben. Eine gute Idee?
Davon halte ich nichts. In einer kleinen Gemeinde gibt es nicht viele Alternativen, und die Energiegewinnung soll – mit Unterstützung des GEG – bitte jeder selber entscheiden dürfen. Der Staat und die Kommune müssen sich nicht überall einmischen. In der Stadt München, wo es viele Optionen gibt und man dank genauer geologischer Grundlagendaten sogar gebäudescharf Temperatur und Tiefe des Grundwassers sagen kann, ist das etwas anderes.
Meine news
Der Schöngeisinger Bürgermeister Totzauer beklagte kürzlich den Förder-Wirrwarr bei der Wärmeplanung und will erst mal abwarten. Wie kann die Innung bei der Erstellung der Pläne unterstützen?
Die Innung hat eine Terminserie bei den Landräten ihres Innungsgebietes gestartet, steht aber auch für den Austausch mit Energieagenturen und Kommunen zur Verfügung. Wir sind aber keine Ingenieure, die die Wärmeplanungen für die Kommunen erstellen. Technisch möglich wäre vieles, in Schöngeising könnte man sogar das Wasser aus der Amper für die Wärmepumpe entnehmen und ein Niedertemperatur-Nahwärmenetz betreiben. Es wären aber irrsinnige Investitionen, die sich durch einen zurecht nicht vorhandenen Anschlusszwang womöglich nie amortisieren würden.
Täuscht der Eindruck, dass die Energiewende vielfach negativ besetzt ist?
Nein, sicher nicht, auch wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Steigerung der Temperaturkurve in den vergangenen Jahren nicht eine Laune vom lieben Gott ist. Grundproblem ist meiner Meinung nach, dass Energiewende immer mit Verzicht gleichgesetzt wird – und das stimmt einfach nicht. Man kann alles technisch lösen und da muss dann keiner mehr auf irgendetwas verzichten. Hinzu kommt, dass sich vielleicht gerade der ältere Mensch mit Veränderungen schwertut. Aber wer nach einem Hochwasser einmal einen auf geschwommenen Heizöltank gesehen hat, tut sich das nie mehr an.
Offene Werkstatt: Am Freitag, 12. Juli, von 12 bis 17 Uhr findet ein Tag der offenen Werkstatt im neuen Betriebsgebäude der Firma Stumbaum im Schöngeisinger Gewerbegebiet an der Gusso-Reuss-Straße 12 statt. Die Firma feiert heuer ihr 75-jähriges Bestehen. Es gibt Infos zu der im Haus verbauten, neuesten Technik bei der Energiegewinnung. Beim Speed Dating können Schul-Absolventen testen, ob die Heizungsbranche für eine Lehrstelle interessant wäre.