Nach dem Tod des Putin-Kritikers Alexej Nawalny meldet sich seine Ehefrau öffentlich zu Wort. Sie kündigt große Pläne bezüglich der „Mörder“ an.
Moskau - Andere russische Oppositionelle würden spätestens ab diesem Zeitpunkt leise werden. Julia Nawalny wird laut. Die Ehefrau des verstorbenen Oppositionsführers Alexej Nawalny kündigte in einer Videobotschaft an, den Tod ihres Mannes in einem russischen Straflager nicht kampflos hinzunehmen. „Ich werde die Sache von Alexej Nawalny fortsetzen, kämpfen um unser Land. Ich rufe Euch auf, an meiner Seite zu stehen“, sagte die Witwe teils unter Tränen in dem Video, das am Montag auf YouTube veröffentlicht wurde.
Nawalny wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin öffentlich Mord an ihrem Ehemann vor. „Vor drei Tagen hat Wladimir Putin meinen Mann Alexej Nawalny getötet“, sagte sie. Der Präsident habe damit nicht nur seiner Familie einen geliebten Menschen genommen, sondern auch vielen Russen die Hoffnung auf einen politischen Wandel. Während ihrer Ansprache werden in dem Video private Bilder und vergangene Aufnahmen von Nawalnys öffentlichen Auftritten abgespielt.
Russische Oppositionsführer Alexej Nawalny tot: Ehefrau berichtet Details aus seiner Haftzeit
Drei Jahre lang sei Alexej Nawalny in einem Straflager am Polarkreis „gequält und gefoltert worden“, berichtet die Witwe. Man habe ihn in Einzelhaft in einem kleinen Betonkasten eingesperrt, mit nichts außer einem kleinen Hocker, einem Loch im Boden als Toilettenersatz und einem Waschbecken. Selbst das Bett sei an die Wand gekettet worden, um ihm die Möglichkeit zum Hinlegen zu nehmen. „Ein Becher, eine Zahnbürste und ein Buch waren sein ganzer Besitz“.
Ein Foto auf der offiziellen Instagram-Seite des Oppsitionsführers zeigt seine Familie:
Nun verstecke das Regime sogar die Leiche des 47-Jährigen, sagte Nawalnaja. Damit wolle der Kreml verhindern, dass man das Gift Nowitschok im Körper nachweisen kann. Sie zeigte in dem Video ein Bild der Mutter, die in der Polarregion nach ihrem toten Sohn sucht. Die Regierung warf die Vorwürfe unterdessen zurück. Nach offiziellen Angaben brach der körperlich geschwächte Nawalny bei einem Hofgang in dem Lager nördlich des Polarkreises bei eisigen Temperaturen zusammen. Wiederbelebungsversuche waren laut dem Strafvollzug erfolglos.
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Ehefrau von verstorbenen Oppositionellen kündigt große Pläne und Kampf gegen Russland an
In der Videobotschaft folgte auch eine große Ankündigung: Julia Nawalny wolle den Namen desjenigen, der den Mord im Auftrag Putins ausgeführt habe, in Kürze veröffentlichen. „Wir werden euch Namen nennen und Gesichter zeigen“, versprach sie. Außerdem werde sie in Zukunft den Kampf ihres Mannes fortführen. „Ich habe keine Angst“, sagte sie mit Blick auch auf eine Aussage Nawalnys, der die Menschen in Russland immer wieder zum Widerstand gegen Putin aufgerufen hatte. Unklar war aber, ob sie nach Russland zurückkehrt.
Alexej Nawalny galt als einer der wichtigsten Oppositionsführer in Russland. Bereits im August 2020 wurde der Kremlkritiker in Sibirien mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet und fiel ins Koma. Seine Frau kämpfte damals darum, dass er in Deutschland statt in Russland behandelt wird. Nach nur wenigen Monaten kehrte Nawalny mit hoch erhobenen Haupt und gemeinsam mit seiner Frau nach Russland zurück, wo er direkt nach der Landung verhaftet wurde. Es war der letzte Tag, an dem Julia Nawalny ihren Mann persönlich gesehen hat. (nz/dpa/afp)