Giftanschlag auf Putin-Kritiker Nawalny 2020: Wie eine Berliner Klinik den Kreml-Gegner damals rettete

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Das Moskau-Regime wurde einst eines Giftanschlags gegen Alexei Nawalny beschuldigt, der nun gestorben sein soll. Seine Rettung erfolgte damals in Berlin.

Berlin – Das Regime von Moskau-Machthaber Wladimir Putin ließ ihn wegsperren, jetzt soll Kreml-Kritiker Alexei Nawalny tot sein. Zur Todesursache gibt es bislang keine genauen Informationen. Die russische Gefängnisbehörde hat sein Ableben am Freitag (16. Februar) bestätigt.

Alexei Nawalny soll tot sein: Berliner Krankenhaus rettete Kreml-Kritiker einst

Der 47-jährige Regime-Gegner soll laut russischen Angaben am selben Tag nach langer Straflager-Haft bei einem Spaziergang in einer sibirischen Strafkolonie zusammengebrochen sein. Sanitäter hätten vergeblich versucht, ihn zu retten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte der Bild, Nawalny sei „Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands“ geworden. „Es ist furchtbar, dass mit ihm eine mutige, unerschrockene und sich für sein Land einsetzende Stimme mit fürchterlichen Methoden zum Verstummen gebracht wurde“, wird sie zitiert. Merkel kannte den Oppositionspolitiker. Als sie Kanzlerin war, rettete die Berliner Charité nach einem mutmaßlichen Giftanschlag sein Leben.

Am 22. August 2020 wurde der damals mutmaßlich vergiftete Kreml-Kritiker Alexei Nawalny in der Berliner Charité eingeliefert.
Am 22. August 2020 wurde der damals mutmaßlich vergiftete Kreml-Kritiker Alexei Nawalny in der Berliner Charité eingeliefert. © IMAGO / ITAR-TASS

Putin-Kritiker Alexei Nawalny angeblich tot: Vergiftung im Hochsommer 2020

Seine mutmaßliche Vergiftung warf im Hochsommer 2020 viele Fragen auf. Im Zentrum der Verdächtigungen: Ein Geheimdienst von Russland-Autokrat Putin. Das war passiert: Nawalny war am 20. August 2020 zwischen 8.30 und 8.50 Uhr morgens auf einem russischen Inlandflug von Tomsk in Sibirien nach Moskau bewusstlos zusammengebrochen, weswegen die Maschine am Flughafen Omsk, ebenfalls in Sibirien gelegen, notlanden musste.

Wie die britische BBC berichtete, hatte Nawalnys Team der Stiftung für Korruptionsbekämpfung (FBK) in Tomsk zuvor Untersuchungen im Vorfeld von Regionalwahlen im Föderationskreis Sibirien angestellt. In der Städtischen Klinik Nr. 1 von Omsk wurde Nawalny daraufhin in ein künstliches Koma versetzt, wie ebenfalls die Nachrichtenseite des britischen Senders BBC schrieb. Er sei mutmaßlich „vergiftet“ worden, hieß es schon damals.

Nachdem er den Giftanschlag überlebt hatte, gab Alexei Nawalny am 18. Oktober 2020 in Berlin ein Interview. (Archivfoto)
Nachdem er den Giftanschlag überlebt hatte, gab Alexei Nawalny am 18. Oktober 2020 in Berlin ein Interview. (Archivfoto) © IMAGO / ZUMA Wire

Alexei Nawalny: Rätselraten um Vergiftung von Putin-Gegner in Russland

Am 17. September hatte Nawalnys Team bei Instagram ein Video aus dem Hotelzimmer in Tomsk veröffentlicht. Ein deutsches Labor habe Nowitschok-Spuren an einer seiner Wasserflaschen nachgewiesen, hieß es weiter. Nowitschok ist ein starkes Nervengift, das in den 1970er Jahren in der Sowjetunion entwickelt wurde. Nawalny behauptete in einem Interview mit dem Spiegel vom 1. Oktober 2020, „dass hinter der Tat Putin steht“.

Wer die „russische Wirklichkeit“ kenne, der wisse, „FSB-Chef Alexander Bortnikow, SWR-Chef Sergej Naryschkin und auch der GRU-Chef können so eine Entscheidung nicht ohne Putins Anweisung treffen. Sie sind ihm unterstellt“, meinte Nawalny damals zur angeblichen Rolle der russischen Geheimdienste bei seiner Vergiftung. Am 14. Oktober 2020 hatte The New York Times berichtet, Nawalny sei das Nervengift womöglich durch das Wasser und später auch durch einen Tee am Flughafen in Tomsk verabreicht worden. Zu dieser Zeit war er längst in Deutschland zur Behandlung.

Alexei Nawalny: Berliner Charité behandelte Kreml-Kritiker nach Vergiftung

Nawalnys Ehefrau Julia hatte sich am 21. August direkt an Präsident Putin gewandt, damit ihr Mann in die Berliner Charité verlegt werden kann. Putin stimmte offenbar zu. Nawalny wurde am 22. August 2020, noch immer im Koma, mit einer Sondermaschine aus Sibirien nach Berlin gebracht. Erst am 7. September holten die Mediziner in der Charité ihn aus dem künstlichen Tiefschlaf. Anfang September hatte ein Labor der deutschen Bundeswehr einen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe als Giftstoff im Körper des russischen Oppositionellen ermittelt. 

Auf Veranlassung des Universitätsklinikums Charité habe ein Speziallabor der Bundeswehr eine toxikologische Untersuchung anhand von Proben Alexei Nawalnys durchgeführt, teilte die damalige Bundesregierung Merkels mit: „Hierbei wurde der zweifelsfreie Nachweis eines chemischen Nervenkampfstoffes der Nowitschok-Gruppe erbracht.“

Putin-Gegner: Nawalny wurde nach Russland-Rückkehr ins Straflager gesteckt

Nawalny kehrte am 17. Januar 2021 trotzdem nach Russland zurück und wurde direkt nach seiner Ankunft am Flughafen Moskau-Scheremetjewo festgenommen. Aus den fadenscheinigsten Gründen wurde er zu 30 Jahren Haft in Strafkolonien verurteilt. Jetzt ist Nawalny offenbar tot. Seine Ehefrau Julia Nawalnaja erklärte am Freitag auf der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko): „Wenn es wahr ist, will ich, dass Putin bestraft wird.“ (pm)

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