„Nawalny wurde von Putin ermordet“: harte Reaktionen auf angeblichen Tod in Haft
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Die Nachricht über den Tod des Putin-Kritikers Alexej Nawalny sorgt international für Entsetzen. Die Reaktionen zeigen Wut, Trauer – aber auch Skepsis.
Update vom 16. Februar 2024, 14:36 Uhr: Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich gegenüber der Bild: „Er wurde Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands. Es ist furchtbar, dass mit ihm eine mutige, unerschrockene und sich für sein Land einsetzende Stimme mit fürchterlichen Methoden zum Verstummen gebracht wurde.“
Der Vizekanzler Robert Habeck (Grünen) reagierte ebenfalls bestürzt: „Alexander Nawalnys Tod erschüttert mich bis ins Mark“, so der Wirtschafts- und Klimaschutzminister gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Das Regime Putin hat ihn auf dem Gewissen“, erklärte Habeck weiter. „Er war ein Patriot, der sich für Demokratie und den Rechtsstaat einsetzte und sein Land und die Menschen dort liebte. Mehr als sein eigenes Leben.“
CSU-Politiker vermutet: „Ermordet vom feigen Diktator Putin“ – Nawalny-Team auf dem Weg zur Strafkolonie
Jürgen Hardt, der CSU-Bundestagsabgeordnete und Obmann im Auswärtigen Ausschuss, schrieb IPPEN.MEDIA: „Alexei Nawalnys Tod ist eine Tragödie und ein Verlust für die Demokratiebewegung und die Menschenrechte in Russland. Alexei Nawalny wurde ermordet vom feigen Diktator Putin.“ Hardt äußerte eine klare Vermutung, warum Nawalny nun tot sein soll: „Nawalny war so eine große Gefahr für Putin, weil er die andere Seite Russlands zeigte: Von Verantwortung statt von Größenwahn beseelt. Für Nawalny hatte das Individuum immer einen Wert und weiter kann man sich kaum entfernen von Putins Regime.“
Alexej Nawalnys deutscher Anwalt Nikolaos Gazeas zeigte sich, wie auch der Journalist Francis Scarr, gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger überrascht über den vermuteten Tod Nawalnys. Vor der gestrigen Videoschalte (Donnerstag, 15. Februar), wurde der Kreml-Kritiker am Mittwoch noch von einem russischen Anwalt besucht. „Da ging es ihm den Umständen entsprechend gut.“, so Gazeas. Der deutsche Anwalt gab an, dass ein russischer Anwaltskollege auf dem Weg ins Gefängnis sei, um sich vor Ort zu informieren. Er ließ jedoch bereits anklingen, dass Details zu den Hintergründen aus Rücksicht auf die Familie zunächst zurückgestellt würden.
Nawalny in Russland für tot erklärt
Erstmeldung vom 16. Februar: Moskau – Der Kremlgegner Alexej Nawalny soll im Gefängnis gestorben sein, behaupten russische Behörden. International reagieren nun Stimmen auf den angeblichen Tod des wohl bekanntesten Kreml-Kritikers. Nawalnys Team konnte den Tod noch nicht bestätigen, so die Sprecherin Kira Jarmysch auf X, ehemals Twitter.
Die Reaktionen reichen von Skepsis bis hin zu Bedauern und Wut. Innerhalb nicht einmal einer Stunde trendete der Hashtag #Nawalny auf Twitter. Einige machen den russischen Machthaber Wladimir Putin persönlich für den Tod Nawalnys verantwortlich. Teilweise werden Konsequenzen für die Verantwortlichen gefordert.
Bedauern in Deutschland und Europa: Nawalny ein „Held“
Deutschlands Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bezeichnete den angeblichen Tod des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny auf X als „Verbrechen“. Er habe großen Mut bewiesen, indem er sich gegen Wladimir Putin stellte und für Freiheit und Menschenrechte kämpfte. „Heute ist ein schwarzer Tag“, so die FDPlerin.
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„Heute spricht man nicht mehr von Helden. Aber für mich war #Nawalny ein Held“, schrieb Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Niemand darf sich über Putins mörderisches System täuschen“, forderte die Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Olaf Scholz, der sich am Freitag mit Wolodymyr Selenskyj zur Unterstützung der Ukraine traf, ging auch in der nachfolgenden Pressekonferenz anfänglich auf den Tod des Kreml-Kritikers ein. Er habe mit dem russischen Oppositionellen bei einem Besuch über den „großen Mut, den es erfordert, um wieder zurückzugehen in das Land“ geredet. „Wahrscheinlich hat er diesen Mut jetzt bezahlt, mit seinem Leben“, sagte der Bundeskanzler. Russland sei „längst keine Demokratie mehr“.
„Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie hat Alexej Nawalny sein Leben lang unglaublichen Mut bewiesen“, schrieb auch der britische Premierminister Rishi Sunak auf X. „Meine Gedanken sind bei seiner Frau und dem russischen Volk, für das dies eine gewaltige Tragödie ist.“ Der französische Außenminister Stéphane Sejourne teilte laut der dpa ebenfalls sein Bedauern mit: „Sein Widerstand gegen ein System der Unterdrückung hat ihn das Leben gekostet.“ Der Tod Nawalnys erinnere laut Sejourne an die Realität des Regimes.
Kritische Stimmen hinterfragen Nawalnys angeblichen Tod: Putin verantwortlich?
Der ehemalige stellvertretende Innenminister der Ukraine und jetzige Berater des Amtes, Anton Geraschchenko schrieb auf X: „Zu sagen ‚Nawalny starb‘ ist falsch. ‚Nawalny wurde von Putin ermordet‘, ist der richtige Weg.“ Auch der BBC-Journalist Francis Scarr zeigte sich skeptisch und schrieb, inklusive Videomaterial: „Gestern schien es Nawalny bei einer Gerichtsverhandlung gutzugehen.“ Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow bezeichnete den Tod des Oppositionellen ebenfalls als Mord.
EU-Ratspräsident Charles Michel sagte laut der Deutschen Presse-Agentur, die EU halte das „russische Regime für alleinverantwortlich“ für den vermeintlichen Tod des Kreml-Kritikers. Nawalny habe „für seine Ideale das ultimative Opfer“ gebracht. „Es ist für mich offensichtlich, er wurde getötet“, erklärte auch der ukrainische Präsident Selenskyj in der mit Scholz abgehaltenen Pressekonferenz.
Nawalny in Russland für tot erklärt: Forderung nach Konsequenzen
Nun wurden auch erste Forderungen nach Konsequenzen groß, zum Beispiel von dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda. Er schrieb laut der dpa, die Verantwortlichen müssten „vor Gericht gestellt werden“. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte: „Wir müssen alle Fakten klären.“
Auf dem russischen Finanzmarkt zeigen sich als Reaktion auf den angeblichen Tod Nawalnys bereits erste Veränderungen. Die Landeswährung Rubel fiel nach Bekanntwerden des vermeintlichen Todes drastisch ab, auf 93 Rubel zum Dollar. (lismah/dpa)