Um Verluste im Ukraine-Krieg auszugleichen: Russland setzt auf China-Golfcarts für die Flugabwehr
Eigentlich ist der Desertcross 1000-3 für touristische Zwecke gedacht. Doch wegen der Verluste im Ukraine-Krieg will Russland das Fahrzeug für die Flugabwehr nutzen.
Moskau – Das russische Militär hat chinesische Geländefahrzeuge des Typs Desertcross 1000-3 für den Einsatz im Ukraine-Krieg als improvisierte Flugabwehreinheit umgerüstet. „Dies spiegelt die anhaltenden Herausforderungen wider, mit denen Russland angesichts erheblicher Verluste auf dem Schlachtfeld konfrontiert ist“, schreibt das Nachrichtenportal Defensive Blog zur Lage im Krieg in der Ukraine.
Das neue provisorische Flugabwehrsystem besteht aus zwei PKT-Maschinengewehren, die auf dem Fahrgestell des Desertcross 1000-3 montiert sind. Die Fahrzeuge werden in China eigentlich als Transporter für den Tourismus-Bereich hergestellt. Die Umrüstung von solchen Vehikeln aus dem zivilen Bereich deutet auf einen Mangel an verfügbaren Militärfahrzeugen hin.

Unterstützung für die Russlands Flugabwehr im Ukraine-Krieg: Kleines Fahrzeug zum kleinen Preis
Der Desertcross 1000-3 ist ein Allrad-Fahrzeug (ATV) mit einem 72 PS starken Benzinmotor. Es verfügt laut Hersteller über einen 50 Liter Kraftstofftank. Mit einem Gesamtgewicht von 916 Kilogramm ist es verhältnismäßig leicht für seine Kategorie. Das Fahrzeug kann bis zu 300 Kilogramm Ladung transportieren.
Russland will insgesamt mehr als 1500 dieser Fahrzeuge für den Einsatz im Ukraine-Krieg beschaffen. Das Basismodell des chinesischen Fahrzeugs kostet 1,58 Millionen Rubel – etwa 16.000 Euro. Vollausgestattet kommt es auf 2,1 Millionen Rubel – etwa 22.500 Euro. Bereits im November 2023 lieferte China 2100 dieser Fahrzeuge an Russland. Zu diesem Zeitpunkt verfügte der Kreml über 537 der ATVs. Das berichtete der russische Nachrichtendienst TASS.
Der mittlerweile abgesetzte Verteidigungsminister Sergei Schoigu betonte Ende des vergangenen Jahres noch den „großen Nutzen“, den Russland durch das Fahrzeug habe. Die damals gelieferten ATVs verfügten über Modifizierungen, wie eingebaute Heizungen, Kuhfänger und mehr Komfort. Ob das bei den nun von der chinesischen Firma Odes Industries zu liefernden Desertcross 1000-3 auch der Fall ist, ist unklar.
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Um Russlands Verluste im Ukraine-Krieg auszugleichen: Desertcross soll nun vor Luftangriffen schützen
Im Vergleich zum russischen AM-1 ATV verfügt der Desertcross 1000-3 über eine um 50 Prozent höhere Ladekapazität, was einen effizienten Transport von leichter Ausrüstung und Vorräten im Ukraine-Krieg ermöglicht. Wie das Portal Global News Defence berichtet, ist das chinesische Fahrzeug damit vor allem für den Transport von Verletzten geeignet. Ob es sich mit seiner niedrigen PS-Stärke und insgesamt geringen Ladekapazität als Flugabwehr-System eignet, ist nicht klar.
In der Vergangenheit setzte Russland die Fahrzeuge für mechanisierte Angriffe im Ukraine-Krieg ein. „Ein kürzlicher Golf-Cart-Angriff endete in einer blutigen Katastrophe für eine Truppe von sieben russischen Infanteristen“, schreibt das Nachrichtenportal Forbes über den Einsatz der chinesischen ATVs im März 2024. Dabei griffen die russischen Kräfte Positionen um Berdychi an, westlich von Avdiivka in der Ostukraine.
Verluste im Ukraine-Krieg für Russland: Angriffe mit Golfcart enden häufig tödlich
Der Großteil dieser „Golfcart-Angriffe“ endet für die Besatzungen der Fahrzeuge in einem tödlichen Fiasko. Immer wieder werden diese Kommandos auch als „Banzai-Angriffe“ beschrieben – in Anlehnung an die Formulierung der US-Amerikaner im Zweiten Weltkrieg für fanatische Angriffe der Japaner, die meist tödlich für die Truppen des Kaisers endeten. Das könnte ein weiterer Grund sein, warum Russland sie jetzt eher als Luftabwehr im Ukraine-Krieg einsetzen möchte.
Sowohl Russland als auch die Ukraine nutzen in verschiedenen Sparten mittlerweile Produkte aus dem zivilen Bereich. Die Ukraine etwa setzt auf die DJI Mavic 3 als Kamikaze-Drohne im Ukraine-Krieg. Mit einem Verkaufspreis von etwa 2000 Euro ist sie im Vergleich zu für das Militär hergestellten Drohnen sehr günstig. Anders als bei dem Einsatz der chinesischen ATVs hat die Nutzung von für den Privatmarkt bestimmten Drohnen gute Gründe, wie die BBC berichtet. Denn im Gegensatz zu Militärdrohnen sind sie klein, wendig und schwer zu erkennen bei einem Angriff und decken damit eine weitere wichtige Komponente im Drohnenkrieg ab. (ske)