Experte rät: Ukraine soll im Krieg gegen Russland die Initiative ergreifen

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Kiew müsse aus der Defensive kommen, sagt ein ISW-Experte. Doch dafür fehlt es an Material und Taktiken, die russischen Linien zu durchbrechen.

Kiew – Die ukrainische Führung sei „zu optimistisch“, wenn sie im Ukraine-Krieg vorerst ausschließlich auf Verteidigung setze, sagte George Barros, Militärexperte der US-Denkfabrik Institut for the Study of War dem Business Insider. Die Militärführung in Kiew plane, so Barros, frühestens 2025 in die Offensive zu gehen. Seit Wochen bereitet sich das ukrainische Militär auf eine russische Sommeroffensive vor. Dabei mangelt es massiv an Munition und anderem Kriegsmaterial. Barros riet deshalb zu „kleineren und mittelgroßen“ Operationen, um Russland „die Initiative zu entziehen“.

Russland hat das „Momentum“ im Ukraine-Krieg und muss trotzdem „aus dem Gleichgewicht“ gestoßen werden

Aktuell habe Russland das „Momentum“ auf dem Schlachtfeld, sagte der Experte. Allerdings blendete er aus, dass die Ukraine einen beträchtlichen Teil ihrer militärischen Fähigkeiten für den Schutz ihrer Zivilbevölkerung vor russischen Luftangriffen aufwende. In erschreckend kurzem Takt meldete die Ukraine zuletzt die schwersten russischen Angriffe seit der Invasion am 24. Februar. Barros glaubt, dass die ukrainische Armee die Truppen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit gezielten Angriffen „aus dem Gleichgewicht“ bringen könnte. Russland hat bereits ab 2022 im Osten der Ukraine schwer befestigte Verteidigungsstellungen errichtet, die ukrainische Truppen in ihrer Offensive meist wochenlang ausbremsten.

Explosion an der Ukraine-Front: Russland hat bei einer Offensive zehn Dörfer beschossen.
Explosion an der Ukraine-Front: Russland hat bei einer Offensive zehn Dörfer beschossen. © Efrem Lukatsky/dpa

Mangel an Material: Experte sieht Hürden für ukrainische „Manöverkriegsführung“

Auch der ISW-Experte Barros sieht Hürden für die von ihm vorgeschlagene „Manöverkriegsführung“. Die Ukraine müsse einen eigenen Ansatz der beweglichen Kriegsführung entwickeln. Methoden von NATO-Streitkräften seien bereits an bei der letzten Offensive gescheitert. Auch weil die Ukraine an zu vielen Fronten gleichzeitig Gelände gewinnen wollte, so Barros. Das deutlich größere Problem sei schlicht der fehlende und unstete Nachschub aus dem Westen. Gerade westliche Panzer, die normalerweise als „unscheinbare taktische Systeme“ behandelt würden, müssten vom ukrainischen Generalstab deshalb als „strategische Ressource“ betrachtet werden.

Zuletzt fehlte insbesondere die US-Militärhilfe für das angegriffene Land, da die Republikaner im Kongress US-Präsident Joe Biden seit Monaten die Zustimmung zur Freigabe der entsprechenden Gelder verweigern. Aus Deutschland sollen nun weitere Leopard-1A5-Kampfpanzer geliefert werden. Wann diese in der Ukraine eingesetzt werden können, ist allerdings unklar. (kb)

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