"Lanz"-Gäste nehmen AfD-Chef Chrupalla in die Mangel

AfD-Chef Tino Chrupalla ist am Donnerstagabend zu Gast bei "Markus Lanz" gewesen. Dort freute er sich über die Umfragewerte seiner Partei – und wurde scharf kritisiert.
AfD-Chef Tino Chrupalla schließt angesichts hoher Umfragewerte eine Kanzlerkandidatur seiner Partei bei der nächsten Bundestagswahl nicht aus. Das sagte der Bundestagsabgeordnete am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Daneben sorgte der generelle politische Kurs seiner Partei sorgte für scharfe Kritik der weiteren Gäste.
"Ich gehe nach den aktuellen Umfrageergebnissen, wo wir ja deutlich vor der aktuellen Kanzlerpartei stehen, davon aus, dass wir einen Kanzlerkandidaten stellen sollten", so der Parteivorsitzende. Laut einer aktuellen Umfrage ist die AfD in Ostdeutschland mit Abstand stärkste Kraft, mehr dazu lesen Sie hier. Chrupalla fügte hinzu: "Ich denke, das erwarten auch die Wähler." Wer Kanzlerkandidat werden solle, das entscheide aber die Partei.
"Hassen" sich Chrupalla und Weidel?
Dazu erklärte der Parteivorsitzende: "Schade, dass es nicht zwei Kanzlerkandidaten geben kann." Er bezeichnete die AfD-Parteispitze als "das erfolgreichste politische Duo, was wir aktuell in Deutschland haben". Moderator Markus Lanz hakte an dieser Stelle nach und verwies im Gespräch darauf, dass den beiden Politikern nachgesagt wird, "dass Sie sich hassen". Der AfD-Politiker entgegnete, dass er keinen Menschen hasse „und Frau Weidel schon überhaupt nicht“. Er bezeichnete die Gerüchte als "Unsinn".
Neben Chrupalla saßen der Historiker Michael Wolffsohn, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sowie die "Zeit"-Journalistin Anne Hähnig mit im Studio.
"Lanz"-Gäste und Moderator kritisieren AfD scharf
Die "Lanz"-Gäste, aber auch der Moderator selbst, übten scharfe Kritik an Chrupalla und der AfD. Wolffsohn warf der Partei vor, sich öffentlich mit Diktatoren zu identifizieren und diese zu verharmlosen. Als Beispiele nannte er Kremlchef Wladimir Putin und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Journalistin Hähnig attestierte der Partei eine "fortschreitende Radikalisierung".
Zudem kritisierten die Teilnehmer der Talkshow, dass die AfD ihrer Ansicht nach eine Abschottung von Nationalstaaten fordere. Die Kritik basierte auch auf Aussagen Chrupallas in der Sendung. Er warf der EU eine Dysfunktionalität vor, schränkte jedoch ein: "Wir wollen die Grenzen nicht schließen. Wir wollen die Grenzen kontrollieren." Der AfD-Vorsitzende sprach sich dabei für Freihandel aus.
"Ihr Vokabular zeigt, dass Sie die Wirklichkeit intellektuell nicht erfassen"
Besonders DIW-Chef Fratzscher nahm das Chrupalla offenbar nicht ab: Die Forderungen der AfD nach Abschottung würden zu einem "massiven wirtschaftlichen Schaden" bei Exporten und Fachkräften führen. "Das ist die Realität, wenn Sie das Europa durchsetzen, das Sie fordern", erklärte der Ökonom.
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Daneben kritisierte der Historiker Michael Wolffsohn die Äußerungen Chrupallas bezüglich des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober: "Ihr Vokabular zeigt, dass Sie die Wirklichkeit intellektuell nicht erfassen." Chrupalla sprach in Bezug auf die Opfer des Terrorangriffs von "Kriegstoten" und gab an, dass niemand ihm erklären könne, was Israel als deutsche Staatsräson bedeute.
Terroristen der Hamas hatten am 7. Oktober Israel angegriffen und ein beispielloses Massaker verübt. Dabei töteten sie rund 1.200 Israelis, der Großteil davon Zivilisten. Dazu verschleppten die Terroristen etwa 240 Menschen in den Gazastreifen, rund 100 von ihnen wurden seitdem im Austausch mit palästinensischen Gefangenen freigelassen. Israel greift seitdem Ziele der Hamas im Gazastreifen an.