Klage von Tchibo - Aldi gibt bei Kaffee-Streit nach - Preise steigen jetzt überall
Die Zeit der Tiefstpreise ist vorbei. Aldi-Kunden müssen ab sofort für Kaffeebohnen tiefer in die Tasche greifen. Der milde Mahlkaffee der Eigenmarke Barissimo verteuerte sich von 4,79 Euro auf 4,99 Euro. Die Preisanpassung erfolgte bereits zum 3. Januar 2025, wie FOCUS online aus Unternehmenskreisen erfuhr.
Die Kaffeepads der gleichen Marken verteuerten sich von 3,99 Euro auf 4,39 Euro. Die 200-Gramm-Packung mit löslichem Kaffeepulver verteuerte sich um satte 50 Cent. Der Preis stieg in den Filialen von 4,79 Euro auf 5,29 Euro.
Auch bei den ganzen Kaffeebohnen gab es eine spürbare Preiserhöhung. Das Kilogramm Café Crema der Eigenmarke Tizio verteuerte sich um 50 Cent (von 8,49 Euro auf 8,99 Euro). Das Kilo ganze Bohne der Kaffeesorte Caffé Gustoso verteuerte sich um 30 Cent. Die Packung kostet nun 9,29 Euro. Ende des Jahres verlangte Aldi dafür noch 8,99 Euro.
An Weihnachten hatten Aldi Süd und Aldi Nord für eine Vielzahl von Kaffeesorten die Preise drastisch gesenkt. Die Angebote waren so attraktiv, dass Aldi in manchen Filialen gezwungen war, den Verkauf zu rationieren. Pro Kunde wurden maximal drei Packungen Kaffee ausgegeben, um den Andrang zu bewältigen und möglichst vielen Kunden die Schnäppchen zu ermöglichen.
Tchibo klagte gegen Aldi-Kaffeepreis
Doch die aggressive Preispolitik hatte auch Folgen. Der Preiskrieg eskalierte, als Tchibo rechtliche Schritte einleitete. Das Unternehmen warf Aldi „unlauteren Wettbewerb“ vor. Die Dumpingpreise hätten den Markt verzerrt und kleinere Anbieter unter Druck gesetzt. Die Richter des Düsseldorfer Landgerichts sollen ihr Urteil am 16. Januar 2025 verkünden. Die Klageschrift liegt FOCUS online vor.
Nun scheint sich eine außergerichtliche Lösung anzubahnen. Nach Informationen von FOCUS Online sorgte bei Tchibo insbesondere der Einfluss des Discounters auf die Preisgestaltung im Kaffeebereich für Unmut.
Bislang war es traditionell die Hamburger Rösterei, die als Marktführer den Takt in der Branche vorgab – ein Privileg, das durch die aggressive Preispolitik von Aldi infrage gestellt wurde. Eine aktuelle Prospekt-Analyse von FOCUS online zeigt: Aldi lenkt ein – die Preise steigen wieder.
Erste Reaktionen auf Kaffee-Preiserhöhungen von Aldi Süd und Aldi Nord
Aldi-Kunden müssen künftig tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihre Lieblingsbohnen genießen möchten. Doch die Preiserhöhung beim Discounter könnte weitreichende Folgen für den gesamten Kaffeemarkt haben.
Experten prognostizieren einen Dominoeffekt: Auch andere Supermärkte und Discounter könnten ihre Preise anpassen. Tatsächlich haben bereits zum 4. Januar namhafte Händler wie Rewe, Edeka, Norma, Netto Marken-Discount, Penny und Lidl die Preise für zahlreiche Eigenmarken-Kaffeeprodukte erhöht. Sogar Markenprodukte sind von den Preisanstiegen betroffen, wie ein Blick in die Regale zeigt.
So wird der beliebte Marken-Kaffee „Krönung“ von Jacobs (500 Gramm, gemahlen) bei einigen Händlern mittlerweile für über 7,49 Euro angeboten. Zum 31. Dezember lag der Preis noch bei 6,99 Euro. In München kletterte der Preis sogar auf 7,99 Euro – ein Anstieg um einen ganzen Euro. Ein Edeka-Insider: „Wenn die Preise weiter so steigen, kostet das gemahlene Pfund locker acht Euro.“
Rohkaffee auf dem Handelsmarkt so teuer wie lange nicht
Der Rohkaffeepreis ist binnen eines Jahres um 65 Prozent gestiegen, während der Absatz in Deutschland seit 2023 schrumpft. Größere Kaffeeröster sehen sich angesichts der Entwicklung gezwungen die Preise zu erhöhen.
Der an der Rohstoffbörse ICE in New York gehandelte Preis für Arabica-Bohnen stieg Ende Dezember auf mehr als 320 US-Cent für ein US-Pfund (454 Gramm). Dies sei der höchste Preis seit 1977, sagte Mera, ohne Berücksichtigung der Inflation. Allein im Vorjahr waren die Rohkaffeepreise um rund 70 Prozent gestiegen. Die Folgen zeigen sich für Endverbraucher im Frühjahr 2025.
Der Börsenpreis bildet eine Grundlage für den weltweiten Kaffeepreis. Nur ein Teil der weltweiten Bestände wird direkt an der Rohstoffbörse gehandelt. Die meisten sogenannten Terminkontrakte werden nicht tatsächlich geliefert. Für Hersteller und Weiterverarbeiter sind sie oft eine Absicherung von Preisen und Liefermengen.
Menschen in Deutschland trinken im Schnitt 164 Liter Kaffee im Jahr
Kaffeetrinker mussten zuletzt bereits tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Pads und Kapseln stiegen von 2020 bis2023 um 25 Prozent, Bohnenkaffee war gut 20 Prozent teurer. Wie viele Branchen haben auch die Kaffeeerzeuger mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Laut einer 2022 veröffentlichten Studie von Schweizer Wissenschaftlern könnten die Anbauflächen, die am besten für Arabica-Kaffee geeignet sind, bis 2050 etwa um die Hälfte zurückgehen.
Auf die beiden Sorten Arabica und Robusta entfällt nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes fast 99 Prozent der weltweiten Produktion. Arabica ist dabei am weitesten verbreitet. 60 Prozent des Kaffees, der nach Deutschland importiert und hierzulande konsumiert wird, stammt aus Brasilien und Vietnam. In Deutschland werden jedes Jahr pro Kopf durchschnittlich 164 Liter Kaffee getrunken.