Amazfit hat neben Smartwatches nun einen Smart Ring im Angebot. Der Helio Ring sammelt am Zeigefinger Gesundheits- und Fitnessdaten. Unsere Fitness-Expertin hat ihn getestet.
Der Helio Ring von Amazfit ist ein komfortabler Smart Ring, der eine Fülle von Gesundheitsdaten sammelt, die über die zugehörige Zepp-App analysiert werden können. Wie er sich im Test geschlagen hat und was ihn vom bekannteren Oura-Ring unterscheidet, lesen Sie hier.
Meine news
Helio Ring von Amazfit: Tragegefühl und Verarbeitung
Der Helio-Ring ist mit 3,65 bis 3,82 Gramm sehr leicht und das Material (Titanlegierung) angenehm zu tragen. Zum Vergleich: Der Smart Ring von Platzhirsch Oura wiegt 4 bis 6 Gramm – je nach Ringgröße. Die Größenbestimmung läuft anders als bei der Konkurrenz. Amazfit bietet kein kostenloses Probier-Set an, sondern ein Tutorial, wie man die optimale Größe findet.
In meinem Fall hat die Ermittlung der idealen Ringgröße über das Tutorial nicht 100-prozentig gepasst. Der Ring in Größe 10 war mir ein bisschen zu groß.
Der Hersteller empfiehlt, den Ring am Zeigefinger zu tragen, damit die Daten besonders genau erfasst werden können. Außerdem gibt es eine Markierung am Ring, die zur Handinnenfläche zeigen sollte, damit die Sensoren an der idealen Stelle sitzen.
Das Tragen des Smart Rings am Zeigefinger empfand ich im Alltag als ungewohnt. Ob beim Griff an die Türklinke oder beim Fahrradfahren, ständig hatte ich das Gefühl, dass ich etwas verkratze. Als störend empfand ich ihn beim Krafttraining im Fitnessstudio. Wenn man fest an Hanteln, Klimmzugstange und Co. greifen muss, ist der Ring am Zeigefinger für mich ein No-Go.
Beim Relaxen oder nachts im Bett spielt der Helio Ring von Amazfit seine Vorteile aus: Hier schlägt der Smart Ring sein Uhren-Pendant in Sachen Tragegefühl eindeutig. Kein störendes Armband, kein großes Gehäuse, kein Display, das bei jeder Bewegung des Handgelenks aufleuchtet. Einfach ein kaum spürbarer Ring, der still Schlaf- und Gesundheitsdaten sammelt.
Funktioniert der Smart Ring Helio nur mit einer Amazfit-Smartwatch?
Anders als eine Smartwatch kann ein Smart Ring die gesammelten Daten nicht direkt anzeigen. Um die Daten sehen und in die Analyse einsteigen zu können, ist eine App notwendig. Sein volles Potenzial entfaltet der Helio Ring, wenn er mit einer Amazfit-Smartwatch gekoppelt ist. In unserem Test kam der Ring parallel mit der „Active“-Uhr zum Einsatz. In der Zepp-App (für Android- und iOS-Smartphones) laufen schließlich alle Informationen von Uhr und Ring zusammen. Dies soll ermöglichen, Gesundheit und Fitness 24/7 zu überwachen und die Leistungsdaten der Smartwatch mit Erholungsdaten des Helio Rings zusammenzuführen, zu analysieren und entsprechende Regenerationsmaßnahmen einzuleiten.
Heißt das im Umkehrschluss, dass man ohne Smartwatch kein Training tracken kann und ohne Smart Ring keine Erholungsdaten? Nein! Wer keine Smartwatch hat, sondern nur den Helio Ring, kann seine Workouts ebenfalls tracken, muss dazu aber über die App eine Aktivität starten und das Smartphone zum Beispiel beim Laufen dabei haben. Die Smartwatch kann auch Erholungsdaten wie Schwankungen der Herzfrequenz erfassen, aber nicht so genau wie der Ring. Außerdem haben viele Menschen ein Problem damit, eine Uhr 24 Stunden am Tag zu tragen.
Diese Gesundheitsdaten werden erfasst und in der App dargestellt
Der Helio Ring liefert seinen Nutzern eine Vielzahl von Gesundheitsdaten. Über die kontinuierliche Messung der Herzfrequenz wird die Herzfrequenzvariabilität (Heart Rate Variability; kurz: HRV) ermittelt. Dies ist die Variabilität in den Zeitintervallen zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen. Wie lange diese Intervalle sind, kann deutlich schwanken. Die HRV spiegelt die Anpassungsfähigkeit des Herzens an unterschiedliche Belastungen wider. Eine höhere HRV heißt, dass das autonome Nervensystem flexibler und anpassungsfähiger ist. Die ist ein Zeichen für einen guten Gesundheits- und Erholungszustand. Wer körperlich stark belastet oder mental gestresst ist, hat eine niedrigere HRV.
Die Werte, die sich aus der Herzfrequenz-Messung über den Helio Ring ergaben, entsprachen ziemlich genau denen aus der Messung über meine Laufuhr „Polar Vantage V3“ (am Handgelenk). Da ich großes Vertrauen in die Messgenauigkeit von Letzterer habe, scheint der Smart Ring diesbezüglich akkurate Ergebnisse zu liefern.
Daneben misst der Smart Ring u. a. die Blutsauerstoffsättigung (bei einem gesunden Menschen sollte sie zwischen 90 und 99 Prozent liegen; Gründe für eine zu niedrige Sättigung können z. B. eine schlechte Atmung im Schlaf oder Herzprobleme sein) und die Hauttemperatur.
Aber was passiert jetzt mit den gesammelten Daten? Wer sich nicht schon intensiv mit den Körper-Werten beschäftigt hat, wie etwa Leistungssportler oder Mediziner, wird damit wenig anfangen können. In der Zepp-App erhalten Nutzerinnen und Nutzer einen Überblick über die wichtigsten Informationen in Form von errechneten Scores.
Der Readiness-Score ist ein Indikator für den Erholungszustand und gibt an (anhand von körperlicher und mentaler Erholung, Schlaf-Ruheherzfrequenz und Schlaf-Herzfrequenzvariabilität, Atemqualität und Hauttemperatur), wie belastbar man für den anstehenden Tag ist. Diese Übersicht, die oben auf der Startseite der Zepp-App erscheint, ist hilfreich, um Trainings- und Erholungsroutinen zu optimieren.
Anders als die „Polar Vantage V3“ beispielsweise kann der Helio Ring kein EKG erstellen. Auch der Blutdruck lässt sich nicht messen, das kann aber auch die Konkurrenz von Oura nicht.
Ich habe die KI „Aura“ bzw. deren Schlaf- und Relaxfunktion in Kombination mit dem Helio Ring gern genutzt. Hier wird an die Herzfrequenz gekoppelt Musik oder Geräusche wie Wellen, Waldrauschen oder Regen abgespielt und der Körper so zur Entspannung und in den Schlaf gebracht.
Wie lange hält der Akku des Helio Rings?
Leider muss man den Helio Ring alle drei bis vier Tage aufladen (kabellos via mitgelieferter Ladestation), je nachdem wie viele Stunden am Tag man ihn trägt. Der Oura-Ring hält laut Testberichten da deutlich länger durch.
Was kostet der Helio Ring von Amazfit?
Der Helio Ring ist aktuell in drei Größen erhältlich (8, 10 und 12) und kostet im Online-Shop von Amazfit 299,90 Euro. Wer ihn im Bundle mit einer Smartwatch kauft, kann regelmäßig von Rabatt-Aktionen profitieren. Um die gesammelten Gesundheitsdaten umfangreich analysieren lassen zu können und Empfehlungen von der KI zu erhalten, braucht man allerdings noch ein Premium-Abo „Zepp Fitness“ bzw. „Zepp Aura“ in der Zepp-App für 19,90 Euro bzw. 29,90 Euro pro Jahr.
Die Zepp App lässt sich übrigens einfach mit anderen Fitness-Apps wie Strava, Adidas Running oder Komoot koppeln, um das Teilen von Leistungen in den jeweiligen Communities und auf Social Media zu erleichtern – wenn man das will.
Fazit: Ring für Recovery-Daten, Smartwatch für Trainingsanalyse
Der Helio Ring von Amazfit ist angenehm zu tragen und vor allem nachts zur Schlafüberwachung eine bequeme Alternative zur Smartwatch. Er liefert viele interessante Gesundheitsdaten, deren Werte akkurat zu sein scheinen (eine technische Überprüfung fand im Rahmen dieses Tests jedoch nicht statt, lediglich der Vergleich mit anderen Wearable-Produkten).
Die Aufbereitung der gemessenen Daten in der Zepp-App ist übersichtlich und liefert durch die verschiedenen Scores und Handlungsempfehlungen einen echten Mehrwert. Menschen, die sich noch gar nicht mit ihren Gesundheits- und Fitnessdaten befasst haben, könnten dennoch etwas überfordert sein, da es sehr viel ist und ins Detail geht.
Für mich war besonders spannend, mit der KI „Aura“ und dem „Zepp Trainer“ in Austausch zu gehen. Nach mehrmaligen Nachfragen zum Verständnis bestimmter Werte wie der „Gesamterholungszeit“ sind wir eigentlich immer zu einem Ergebnis gekommen.
Für wen der Helio Ring von Amazfit geeignet ist:
- Ambitionierte Sportlerinnen und Sportler, die ihre Fitness- und Gesundheitsdaten 24 Stunden am Tag für optimale Leistung und Regeneration überwachen und die auf Grundlage der Daten Training und Erholung anpassen wollen
- Gesundheitsbewusste Menschen, die zum Beispiel ihren Schlaf verbessern und dafür bestimmte Muster in Sachen Ernährung und Training erkennen wollen; eine gewisse Detailverliebtheit ist dafür jedoch notwendig, denn man sollte in der App akribisch dokumentieren, ob und wann man wie viel Kaffee getrunken, den letzten Snack zu sich genommen oder Alkohol getrunken hat; mit diesen Angaben kann die KI entsprechende Empfehlungen für eine Verbesserung geben
Mein Tipp: Trainingsdaten über eine klassische Sportuhr tracken und mit den Erholungsdaten, die der Helio Ring über Nacht sammelt, kombinieren und analysieren. Wer so ein bisschen Zeit investiert, kann wertvolle Schlüsse für Training und Regeneration ziehen. Wer keine Probleme damit hat, mit einer Sportuhr am Handgelenk zu schlafen, ist aber nicht zwingend auf einen Smart Ring angewiesen, denn viele dieser Uhren haben ebenfalls eine 24/7-Tracking-Funktion mit ähnlichen Daten.
Unsere kostenlosen Trainingspläne unterstützen Sie bei Ihrem strukturierten Training und sehen immer auch Regenerationsphasen vor. Schauen Sie doch mal in der PDF-Bibliothek vorbei und laden Sie sich Ihren Plan herunter – zum Beispiel Walken, Radfahren, Wandern oder Krafttraining im Gym für Anfänger.
Die Autorin ist eine ehemalige Leistungssportlerin, zertifizierte Skilehrerin und Fitnesstrainerin (B-Lizenz).