Hans Holnburger auch mit 90 jeden Tag im Betrieb: „Mir macht die Arbeit einfach Spaß“

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Auch mit 90 Jahren immer noch im Geschäft: Hans Holnburger macht die Arbeit Spaß – und sie hält ihn fit. © THOMAS PLETTENBERG

Metzgermeister Hans Holnburger ist eine der prägenden Persönlichkeiten von Miesbach. Heute feiert der erfolgreiche Geschäftsmann und ehemalige Sportler seinen 90. Geburtstag.

Zum Gespräch in der Miesbacher Redaktion kommt Hans Holnburger gewohnt sportlich: Jeans, schwarzes Polo-Shirt, schwarze wattierte Jacke. 90 Jahre? Sieht man ihm nicht an. Seit 76 Jahren ist er Metzger und arbeitet damit fast doppelt so lang wie der Durchschnittsbürger heute. Warum? Das verrät er im Interview.

Herr Holnburger, 90 Jahre und immer noch jeden Tag in der Firma. Wie sieht der typische Arbeitstag bei Ihnen aus?

Um 6 Uhr aufstehen, dann bin ich gegen 6.30 Uhr im Büro. Ich schaue, dass alles passt, kümmere mich um Lieferscheine und Rechnungen. Um 9 Uhr geht‘s rüber zu meiner Frau in die Riezlerstraße, wo wir gemeinsam frühstücken. Nach zehn bis zwölf Stunden im Betrieb geht‘s wieder nach Hause. Die Arbeit macht mir immer noch Spaß. Ich freue ich mich jeden Tag, wenn ich rüberfahren kann. Ich muss mich ja nicht mehr plagen, und ich habe gute Leute, die mich unterstützen. Was soll ich denn auch sonst tun?

Manch einer würde jetzt sagen: reisen, es sich gut gehen lassen.

Meine Frau Kathi und ich, wir sind keine Urlauber. Es gibt nur wenige, die weniger Urlaub gemacht haben als wir. Vielleicht mal ein paar Tage in Südtirol, dann freuen wir uns aber wieder auf daheim. Und auf unseren Hund.

Dafür sind Sie Metzger mit Herzblut und Überzeugung.

Ja, ich bin mit Leib und Seele Metzger. Und das seit 76 Jahren. Mit 14 Jahren habe ich bei meinem Onkel Toni in Miesbach die Lehre begonnen. Mit 35 Jahren habe ich dann das Geschäft übernommen.

Erfolgreiches Unternehmen aufgebaut

Und es zu einem überaus erfolgreichen Unternehmen ausgebaut.

Mei, wir haben mit einem Gesellen und einem Lehrbuam angefangen. Heute haben wir 165 Mitarbeiter. Wir waren damals die kleinste Metzgerei – des hod mi so genervt. Dann haben wir angefangen, Supermärkte zu beliefern, auch den Alpengroßmarkt damals in Hausham. Und dann is aufganga. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, und die Aufträge sind immer mehr geworden. 1978 haben wir dann unsere Halle gekauft, weil der Platz an der Riezlerstraße nicht mehr gereicht hat. Und bald war es wieder zu eng.

Man kennt Sie ja auch als Sportler. Sie spielten Fußball und Eishockey und fuhren sogar Autorennen.

Ich habe 20 Jahre Eishockey beim TEV Miesbach gespielt und 20 Jahre Fußball beim FC Miesbach. Das war eine wilde Zeit. Aber ich habe aufgehört, als ich das Geschäft übernommen habe.

Freude am Rennsport

Und der Rennsport?

Rennen bin ich von 1985 bis 1992 gefahren in der Spezial Tourenwagen Trophy. Ich hatte den alten M1 von Strietzel Stuck (Anm. d. Red.: Hans-Joachim) mit 800 PS. Mir gefällt einfach diese Kraft, das Tempo, wenn das Auto anzieht und beschleunigt. Ich fahre heute noch gerne. Das mag ich immer noch. Wenn ich selbst einmal nicht mehr fahren kann, dann wird‘s brenzlig (lacht). Angefangen hat alles, als ich in einem Porsche mitgefahren bin. Damals habe ich mir gesagt: Wenn ich mal a bissl Geld habe, kaufe ich mir auch einen. Das habe ich auch gemacht.

Dabei haben Sie den Ruf, ein hilfsbereiter Mensch zu sein. Sie unterstützen viele Organisationen und Vereine, darunter Ihre Ex-Klubs und den Skiclub Miesbach seit über 50 Jahren.

Ja, ich helfe gerne. Das ist mir einfach wichtig. Auch um anderen eine Freude zu machen.

Bei einem so langen, aktiven Leben bleiben auch dunkle Phasen nicht aus. Ihre schmerzvollste Zeit war sicher der Tod ihres Sohnes Toni 2019, kurz vor seinem 50. Geburtstag. Wie sehr fehlt er heute?

Er fehlt, jeden Tag. Mit seinem Tod war ich in der Firma auch wieder mehr gefordert. Er war unser Geschäftsführer und sollte das Geschäft komplett übernehmen. Aber es ist alles geregelt. Wir haben vor ein paar Jahren eine Stiftung gegründet. Mit dem Betrieb wird es also auch nach mir weitergehen. Und auch meinem Enkel bietet es die Möglichkeit, seinen Platz zu finden. Man muss ja vorsorgen. Die größte Katastrophe wäre es, nichts zu regeln.

„Ich bleibe im Geschäft“

Wie lange wollen Sie an Bord bleiben?

Ich bleibe im Geschäft bis zum Ende. Es geht mir ja gut. Das sagt auch mein Arzt. Neulich hat er zu mir gesagt: „Ich verschreibe Ihnen nur eines – hören Sie mit dem Arbeiten nicht auf.“ Bewegung und Arbeiten, es gibt nichts anderes für den Menschen.

Scheint zu stimmen. Ihre Frau Kathi ist ja auch schon 87 Jahre alt.

Bei mir kommt auch dazu, dass ich all die Jahre nicht geraucht und keinen Alkohol getrunken habe. Dafür 75 Jahre nur Cola und Cola light. Und natürlich Fleisch und Wurst.

Wie feiern Sie Ihren 90. Geburtstag? Große Feier?

Nein, klein, wir feiern beim Stanglwirt in Going bei Kitzbühel mit ein paar guten Freunden. Und dann freuen wir uns wieder auf Miesbach. Hier bin ich gerne, hier sind lauter nette Leute. Miaschboch is für mi ois.