Der Drexl-Wirt in Agatharied steht seit fünf Jahren leer. Bürgermeister Jens Zangenfeind könnte sich einen Ersatzneubau mit Apartments und Sozialraum für Vereine vorstellen.
Hausham – In den Akten drehten sie jeden Paragrafen zweimal um, beim Drumherum aber drückten Jens Zangenfeind und seine Rechtsanwaltskollegen in ihrer Kanzlei im Drexl-Wirt in Agatharied schon mal ein Auge zu. Und manchmal vielleicht sogar zwei. „Wir haben uns nicht beklagt, wenn wir uns mal den Kopf an einem zu niedrigen Balken gestoßen haben“, erzählt der Jurist, der von 1999 bis 2014 in dem von der Gemeinde gemieteten früheren Traditionsgasthof seine Mandanten empfing. Während Zangenfeind mit seiner Wahl zum Bürgermeister vor elf Jahren gewissermaßen die Seite vom Mieter zum Vermieter wechselte, hielten seine Partner Arnfried Färber und Dieter Kohlfürst dem alten Haus noch ein paar Jahre länger die Treue. Nun aber steht es seit fünf Jahren leer – und liegt damit als ungelöster Fall wieder auf Zangenfeinds Schreibtisch im Rathaus.
Gewälzt hat er die Akte schon mehrfach, berichtete der Rathauschef kürzlich bei der Haushamer Bürgerversammlung. Denn ein dauerhafter Leerstand wäre für ihn schon bedauernswert. „Das war früher eine sehr beliebte und gut gehende Wirtschaft“, erzählt Zangenfeind auf Nachfrage unserer Zeitung. Nicht zuletzt, weil der Drexl-Wirt einst sogar eine überdachte Kegelbahn auf dem heutigen Parkplatz hatte. Aus kunsthistorischer Sicht interessant seien derweil vor allem die Fassadenmalereien des Haushamer Künstlers Josef Stallhofer, dessen Werke im gegenüberliegenden und nach einer Schenkung der Kühnen-Stiftung ebenfalls im Eigentum der Gemeinde befindlichen Gasthof Staudenhäusl in einem kleinen Museum zu bewundern sind.
Sanierung wäre nicht mehr wirtschaftlich
In anderer Hinsicht historisch fällt hingegen der bauliche Zustand des Drexl-Wirts auf. Obwohl Zangenfeind und seine Kollegen mit Unterstützung von Familie und Freunden beim Einzug der Kanzlei einige der noch mit Fellböden ausgestatteten Räume renoviert hatten, lässt sich das Gebäude aus Sicht des Rathauschefs heute kaum mehr vermieten. Eine Sanierung scheide ebenfalls aus – aus Kostengründen. Bleibt also nur noch ein Abriss und Neubau, wie Zangenfeind bei der Bürgerversammlung verriet.
Vorstellbar sei eine Nutzfläche von gut 250 Quadratmetern, die sich auf zwei Vollgeschossen und im Dachgeschoss verteilen. In den oberen Stockwerken könnte sich Zangenfeind vier bis fünf Apartments vorstellen, im Erdgeschoss einen Sozialraum, beispielsweise für Vereine oder die Tafel des Roten Kreuzes, die ihre Lebensmittelausgabe nach der dauerhaften Sperrung des Haushamer Pfarrheims wegen Schimmelbefalls ins alte Schlierseer Schulhaus verlegt hat (wir berichteten).
Gemeinde sucht Projektpartner für Ersatzneubau
Da die Gemeinde den Neubau nicht auf eigene Kosten stemmen kann, ist Zangenfeind auf der Suche nach möglichen Projektpartnern für eine Lösung im Erbbaurecht. Bereits vor einiger Zeit angefragt habe man beim Kreiskrankenhaus Agatharied, das in dem Neubau in unmittelbarer Nähe zur Klinik beispielsweise Zimmer für weiter weg wohnende Angehörige von Patienten anbieten könnte. Alternativ wäre auch ein Unternehmen als Partner vorstellbar, das auf der Suche nach Mitarbeiterwohnungen sei.
Besonders der Raum für die Tafel oder die Ortsvereine würde dem Bürgermeister am Herzen liegen. „Diese Form von Engagement macht unsere Gemeinde aus. Deshalb muss man auch als Gemeinde alles dafür tun, es zu unterstützen und zu fördern“, betont Zangenfeind. Und was könnte besser in eine frühere Wirtschaft passen als eine gut frequentierte Lebensmittelausgabe und ein aktives Vereinsleben?