„Genug ist genug“: Alpen-Täler in Italien fordern Straßensperren wegen Touristen

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„Genug ist genug“: Alpen-Täler in Italien fordern Straßensperren für Touristen

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Wenn der Verkehr in den Alpenpässen wegen der vielen Autos nicht gerade zum Erliegen kommt, nutzen sie andere als Rennstrecke. Den Anwohnern reicht es.

Bozen – Die Alpenvereine rund um die Dolomiten haben die Nase voll. Mit den Worten „Genug ist genug, das Limit ist überschritten“, sollen sie sich am Dienstag (3. September) an die Behörden in Italien gerichtet haben, um Maßnahmen gegen die massive Verkehrsbelastung der Alpenpässe zu fordern. Vor allem die Situation am Sellajoch-Pass habe sich inzwischen zugespitzt.

„Der Verkehr auf den Pässen hat in den Sommermonaten mittlerweile ein untragbares Ausmaß erreicht, der Zustrom von Autos, Sportwagen und Motorrädern beeinträchtigt sowohl die Lebensqualität der Einwohner als auch die der Touristen“, zitiert das italienische Nachrichtenportal SALTO aus einer gemeinsamen Mitteilung mehrerer Vereine. Diese soll unter anderem von Vertretern des Südtiroler Alpenvereins, des Clubs Alpino Italiano (CAI) und der Società degli Alpinisti Tridentini (SAT) aus dem Gadertal, Fassatal, Grödens und Livinallongos unterzeichnet worden sein. Sie vertreten rund 3700 Bergfreunde in der Region.

Eine kleine Alpen-Gemeinde zieht aus dem hohen Verkehrsaufkommen übrigens einen Nutzen und stellte einen Blitzer auf. Bereits eine Million Euro nur durch Bußgelder sollen inzwischen eingenommen worden sein.

Aufregung in Italien: Alpen-Täler fordern Straßensperrungen in den Pässen rund um die Dolomiten

Die Alpenvereine fordern vor allem eine Sperrung für den Straßenverkehr zwischen 9 und 16 Uhr im Sommer. Einwohner, Gewerbebetreibende und öffentliche Verkehrsmittel sollen von der Regelung ausgenommen sein. „In den Dolomitentälern sind alternative Verkehrsinfrastrukturen wie Seilbahnen bereits ausreichend vorhanden“, zitiert SALTO weiter. Notwendig sei es aber zum Beispiel, die Taktfahrpläne der Busse zu erweitern.

Der Alpenpass am Sellajoch soll nur eine von zahlreichen Strecken sein, die unter dem hohen Verkehrsaufkommen leiden. (Archivfoto) © Martin Zwick/ IMAGO/ Avalon.red

Laut Informationen von Il Dolomiti lebt ein großer Teil der Bevölkerung in den betroffenen Regionen vom Tourismus. Doch bei vielen sei mittlerweile die persönliche Grenze erreicht. „Es ist nicht nur der Verkehr auf den Pässen, sondern auch die mittlerweile überlasteten Verbindungsstraßen“, wird einer der Vertreter, Davide Schuen von der Lia da Munt Ladinia – Val Badia, zitiert.

Alpenpässe keine „privaten Rennstrecken“: Italienische Bevölkerung frustriert über Verkehrssituation

Bereits in der Vergangenheit hatten Umweltinitiativen versucht, gegen das massive Verkehrsaufkommen in den Alpenpässen zu demonstrieren. Ein geplanter Fahrradprotest sei aber zum Beispiel von Polizeidirektion Bozen verboten worden. Die geplante Aktion zeige laut Schuen, „dass die Bevölkerung das Verkehrschaos satthat“, ebenso wie die „Sportwagen und Motorräder, die die Panoramastraßen als private Rennstrecken nutzen“ und dadurch nicht nur durch Lärm, sondern auch zusätzliche Abgase die Umwelt verschmutzen.

Auch AVS-Präsident Georg Simeoni reicht es offenbar. Wie Il Dolomiti weiter berichtet, machte er für die aktuelle Verkehrssituation vor allem die Provinzverwaltung verantwortlich. „Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine Lösung des Verkehrsproblems auf den Dolomitenpässen“, wird Simeoni zitiert. Die Verwaltung habe sich indes hinter mangelnder Kompetenz, fehlendem Personal versteckt und nicht ausreichend mit Nachbarprovinzen zusammengearbeitet.

Im Juli gingen vier Muren auf den Gallo-Pass nach Livigno ab. Zahlreiche Touristen saßen plötzlich auf den Pässen zwischen der Schweiz und Italien fest. (nz)

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