Zaun von Wildgehege zerstört: Besitzer schildert aufregende Einfang-Aktion

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Wieder zurück im Gehege: Der Damhirsch war am längsten abgängig, konnte aber auch wieder eingefangen werden. © Hans-Helmut Herold

Viel Geduld brauchte es, um ausgebüxtes Damwild in Burggen wieder einzufangen, nachdem der Zaun ihres Geheges zerstört wurde. Der Besitzer schildert eine verzwickte Aktion.

Burggen/Tannenberg - Immer noch verschreckt und sehr nervös seien seine Tiere, schildert Willibald Geisenhof auf Nachfrage der Heimatzeitung. Wie berichtet, hatte jemand vergangenen Donnerstag den Zaun sowie das Gatter seines Wildgeheges an der Ortsverbindung zwischen Burggen und Tannenberg manipuliert, sodass das dort gehaltene Damwild ausbüxte.

Zwölf der Fluchttiere machten sich zunächst auf und davon. Zwei Jungtiere blieben allein im Gehege zurück, sagt Geisenhof. Die Situation habe die zwei Kleinen, die plötzlich ohne Muttertiere dastanden, allerdings in Panik versetzt, sodass sie wohl mehrfach voller Kraft in den Zaun sprangen und sich verletzten. Eines so schwer, dass er es nun wahrscheinlich erschießen müsse.

Das Wildgehege sei sein großer Wunsch gewesen, nachdem er seine Landwirtschaft aufgegeben hatte, sagt Geisenhof. Seit mittlerweile 24 Jahren hält er nun Damwild und ist – ebenso wie seine Enkel – immer noch begeistert. Die Tiere seien „sehr intelligent. Man kann sie jeden Tag studieren“, erzählt er, man lerne immer wieder neues. Er habe viel Spaß daran.

Hier wurde der Zaun unter anderem durchtrennt, und notdürftig mit einem Gitter geflickt, zeigt Willibald Geisenhof.
Hier wurde der Zaun unter anderem durchtrennt und notdürftig mit einem Gitter geflickt, zeigt Willibald Geisenhof. © Hans-Helmut Herold

Gatter und Zaun massiv beschädigt - „geht nicht in fünf Minuten“

Der Vorfall vom Donnerstag komme ihm „sehr spanisch“ vor, fasst es Geisenhof zusammen. Er ist sich sicher, dass der Täter zweimal zum Gehege gekommen sein muss, um es zu öffnen. Schließlich seien mehrere Schlösser und Litzen sowie der Elektro-Zaun großflächig zerschnitten worden – „das geht nicht in fünf Minuten“, so Geisenhof. Und länger könne man nicht unbemerkt an dem Gehege tätig sein, schließlich würden tagsüber ständig Autos, Radler und Fußgänger vorbeikommen. Er ist sich deshalb sicher, dass bereits in der Nacht vorbereitende Arbeiten passiert sind.

Noch am Donnerstagmorgen war er bei seinen Tieren, die friedlich um ihn herumstanden. Einen Schaden am Tor hatte der 78-Jährige da noch nicht gesehen. Schon kurze Zeit später, gegen 11.30 Uhr, habe ein Tannenberger aber das leere Gehege bemerkt – der Täter muss bis dahin zurückgekommen sein.

Ohne Handy unterwegs - Burggener suchen Wildgehege-Besitzer auf Oldtimerfest

Der Entdecker des Schadens wollte den Besitzer gleich informieren. Das Problem: Geisenhof war mit seinem Enkel zum Oldtimertreffen nach Urspring gefahren. Sein Handy lag zum Aufladen daheim. Der Tannenberger habe zum Glück nicht lange gefackelt und „gesagt, er fährt rüber und sucht mich“, so Geisenhof. Und er habe weitere Burggener mobil gemacht, die sich alle beim Oldtimertreffen umsahen – und Geisenhof schließlich fanden. Der eilte ob der Nachricht schnell heim.

Viele hätten ihm beim Einfangen des Damwilds helfen wollen. Auch vorbeikommende Radler und Fußgänger. „Gut gemeint“, weiß Geisenhof die Angebote zu schätzen. Aber auch, dass vor allem Ruhe und Geduld nötig sind, um die Tiere wieder einzufangen, weshalb er sich allein auf die Lauer legte. Vor zehn Jahren sei sein Gehege schon einmal mutwillig zerstört worden, um die Tiere freizulassen, sogar dreimal hintereinander, sagt Geisenhof. Deshalb habe er gleich gewusst, was zu tun ist.

Damhirsch frühmorgens als letztes Tier eingefangen

„Man muss sie überlisten“, sagt Geisenhof. Das Wild sei immer wieder ums Gehege geschlichen. Und irgendwann auch durchs Gatter gegangen. Vor allem nachts, wenn sie nicht mehr von Autos verschreckt wurden. Das Gehege sei ihr Zuhause, sagt Geisenhof. „Vom ersten Tag an“ würden seine Tiere dort leben, seien daran gewohnt. „Und sie würden nicht zurückkehren, wenn es ihnen nicht gefallen würde“, sagt er. Dass sie es taten, sei seine Chance gewesen, die Tiere einzufangen. In freier Wildbahn würde das zutrauliche Wild wohl schnell geschossen werden, fürchtet er.

Bis tief in die Nacht auf Freitag waren schließlich alle Tiere zurück – nur ein Hirsch fehlte noch. Der wurde schließlich von einem Jäger bei Erbenschwang entdeckt, der gleich Geisenhof informierte. Der machte sich frühmorgens auf und entdeckte den Damhirsch tatsächlich in einer Wiese, erzählt er. Sein Enkel habe das Tier zum Glück „so zahm gemacht“, dass er sich dem Hirsch problemlos nähern konnte. Mit mehreren Pausen habe er den Hirsch die lange Strecke zurück zum Gehege führen können.

Um seine Tiere vor weiteren Aktionen zu schützen, hat Geisenhof beschlossen, Wildkameras aufzustellen. Mit der Polizei, die in dem aktuellen Fall ermittelt, habe er das bereits besprochen. Er hofft auf die abschreckende Wirkung.

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