„Führungsdesaster“ bei der Baywa: Abrechnung mit Ex-Chef Klaus Josef Lutz
Klaus Josef Lutz gehört zu den schillernden Personen der Münchner Wirtschaftswelt. Als Baywa-Chef habe er aber einen „Scherbenhaufen“ hinterlassen, schimpfen Aktionäre.
München – Im Rahmen der Hauptversammlung der Baywa hagelte es am Dienstag Kritik von Aktionären. Im Zentrum stand dabei die schlechte Geschäftsentwicklung sowie Ex-Baywa-Chef Klaus Josef Lutz, der den Münchner Agrar- und Mischkonzern bis vor einem Jahr geleitet hatte. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) warf ihm vor, einen „Finanzschuldenberg“ aufgetürmt und ein „Führungsdesaster“ verursacht zu haben. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bemängelte die Streichung der Dividende für 2023 sowie die „katastrophale Kursentwicklung“ der Baywa-Aktie, die seit Herbst 2022 rund die Hälfte an Wert verloren hat.
Umstrittener Ex-Baywa-Chef Lutz: Millionenabfindung aber keine Dividende
Lutz, der momentan für den Verwaltungsrat beim Fußballclub 1860 München kandidiert, war von 2008 bis 2023 Chef der Baywa und baute das Unternehmen mit Krediten zu einem Weltkonzern auf, der neben dem Handel mit Agrarprodukten und Baustoffen auch Apfelplantagen in Neuseeland oder Solarparks in Japan betreibt.
Mit den gestiegenen Zinsen rächte sich der Expansionskurs aber. Wegen hoher Zinszahlungen machte die Baywa 2023 rund 93 Millionen Euro Verlust, 2022 waren es noch 240 Millionen Gewinn. Lutz und die Baywa hätten viel früher umsteuern müssen, meinte Nikolaus Lutje von der DSW.
Weil sie das versäumt hätten, sei jetzt ein Sparkurs mit dem Holzhammer nötig, so Lutje. Dass die Aktionäre im Zuge dessen auch auf eine Dividende verzichten müssen, während Lutz für seinen Abgang im März 2023 noch satte 6,7 Millionen Euro an Abfindungen kassiert habe, sei ein Skandal. Paul Petzelberger von der SdK forderte deshalb, dass Lutz die Abfindung zurückzahlen muss und das Geld dafür an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Auch andere Aktionärsvertreter stimmten gegen die Millionenzahlungen an Lutz. Letztlich schluckte die Mehrheit der Aktionäre aber sowohl die Dividendenstreichung als auch die hohe Abfindung.

Erbitterter Machtkampf und wilde Spekulationen bei der Baywa
Doch nicht nur die Schulden kreideten viele Lutz an, sondern auch die Führungskrise im Konzern. Nach seinem Rücktritt als Konzernchef wechselte Lutz, dem schon früher eine Unternehmensführung nach „Gutsherrenart“ unterstellt wurde, 2023 direkt an die Spitze des Aufsichtsrats – eigentlich ein Tabu. Von dort aus lieferte er sich einen erbitterten Machtkampf mit seinem Nachfolger Marcus Pöllinger, den Lutz verlor.
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Vordergründig ging es dabei um einen Compliance-Verstoß einer von Pöllinger geförderten Mitarbeiterin, im Hintergrund versuchte Lutz aber offenbar, eine strategische Wende seines Nachfolgers Pöllinger abzuräumen. Lutz sei „wohl auf einem Egotrip“ gewesen, kritisierte Lutje, der „Hahnenkampf“ habe dem Unternehmen massiv geschadet. Er habe einen „Scherbenhaufen“ hinterlassen, wetterte auch die SdK. Im Januar 2024 warf Lutz auch als Aufsichtsratschef hin.
Dass sich die Compliance-Affäre überhaupt zu einem Skandal samt wilder Spekulationen auswachsen konnte, hat wohl auch daran gelegen, dass die Baywa lange gemauert hatte, statt reinen Tisch zu machen. Hier gab es bei der Hauptversammlung immerhin etwas Bewegung: Gregor Scheller, der Lutz als Aufsichtsratschef gefolgt war, nannte erstmals offiziell Details zum wenig spektakulären Compliance-Problem.
Auch Konzernchef Marcus Pöllinger gab sich offen für Kritik: Weder die Baywa noch die Aktionäre könnten mit dem Geschäftsjahr zufrieden sein, räumte er ein. Um in Zukunft wieder Gewinne zu machen und eine Dividende ausschütten zu können, wolle die Baywa sparen und sich auf Zukunftsbereiche und ihr Kerngeschäft konzentrieren. Eine Dividende für 2023 aus der Substanz zu zahlen, „hätte aber keinen Sinn gemacht“, betonte Baywa-Chef Pöllinger.