Israel greift Iran an: Teheran erlebt Exodus – „Geruch des Todes in der Luft“

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Im Krieg gegen den Iran droht Israels Verteidigungsminister nach iranischen Raketenangriffen auch der Zivilbevölkerung. Viele fliehen bereits aus Teheran.

Teheran – Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach den nächtlichen iranischen Angriffen mit acht Toten Vergeltungsattacken auf die iranische Hauptstadt Teheran angedroht. Der „Diktator aus Teheran“ sei ein „feiger Mörder“ geworden und greife gezielt israelische Zivilisten an, schrieb Katz am Montag auf Onlineplattformen. Die iranische Führung wolle damit die israelischen Streitkräfte von ihren Angriffen gegen iranische Militäranlagen abbringen.

„Die Bewohner von Teheran werden den Preis bezahlen – und zwar bald“, schrieb Katz. Einige Stunden später relativierte er seine Aussagen mit einer weiteren Erklärung: „Ich möchte das Offensichtliche klarstellen: Es besteht keinerlei Absicht, der Bevölkerung Teherans körperlichen Schaden zuzufügen – so wie es der mörderische Diktator im Umgang mit der israelischen Bevölkerung tut.“

Israel greift Iran an: Großangelegte Offensive dauert bereits seit drei Tagen an

Israel hat am frühen Freitagmorgen eine großangelegte Offensive gegen den Iran gestartet und dabei gezielt Atomanlagen, Raketenstützpunkte sowie hochrangige Militärführer ins Visier genommen. Die langanhaltenden Spannungen zwischen den beiden Ländern eskalierten damit in einen offenen Konflikt.

Die israelischen Luftangriffe dauern bereits seit drei Tagen an und richten sich gegen wichtige militärische Einrichtungen im gesamten Iran. In der iranischen Hauptstadt Teheran löste die anhaltende Angriffsserie Panik aus: Zahlreiche Bewohner begannen, die Stadt zu verlassen. „Das ist ein Massaker. Die Explosionen hören nicht auf. Kinder weinen, und wir befürchten, dass viele Zivilisten getötet wurden. Es liegt ein Geruch des Todes in der Luft. Ich kann nicht aufhören zu weinen“, schrieb Nahid*, eine 25-jährige Finanzanalystin bei einem E-Commerce-Unternehmen in Teheran, dem Guardian per SMS.

CNN berichtete unter Berufung auf Anwohner, dass einige versuchten, in den ländlichen Norden zu fliehen, jedoch durch dichte Verkehrsstörungen aufgehalten wurden. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur dokumentierte in Teheran lange Warteschlangen vor den Tankstellen.

Krieg zwischen Israel und dem Iran: In Teheran bricht Panik aus – Bewohner fliehen aus der Hauptstadt

Ein Mann trägt ein verwundetes Mädchen nach einer Explosion in der Innenstadt von Teheran inmitten der zweitägigen israelischen Luftangriffe auf den Iran.
Ein Mann trägt ein verwundetes Mädchen nach einer Explosion in der Innenstadt von Teheran inmitten der zweitägigen israelischen Luftangriffe auf den Iran. © Morteza Zangene/dpa

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und dem Iran verlassen Bewohner Teherans die Hauptstadt in Scharen. Augenzeugen berichteten von verstopften Autobahnen in der Metropole mit ihren mehr als 15 Millionen Einwohnern. An den Tankstellen bildeten sich teils kilometerlange Schlangen. In anderen Teilen der Megacity wirkte gespenstische Stille auf den Straßen. Inzwischen gibt es kaum noch Benzin, Sicherheit, Hoffnung. 

Viele Iranerinnen und Iraner packten nur das Nötigste und flohen in den Osten des Landes, der noch als vergleichsweise sicher gilt. Im Westen, wo sich an der Grenze zahlreiche militärische Einrichtungen befinden, fliegt Israels Luftwaffe seit Freitag massive Angriffe. Auch der Norden am Kaspischen Meer, sonst eine beliebte Urlaubsregion, wurde zum Zufluchtsort.

Sadschad, 35, Lehrer, ist einer von ihnen. Er berichtet von seiner Flucht nach Rascht, einer grünen Stadt in Nähe des Meeres. Die Fahrt dauert normalerweise gut vier Stunden, doch er war länger als einen Tag unterwegs. „Jetzt, wo wir angekommen sind, ist es auch nicht besser. Die Läden sind überfüllt, es mangelt an Lebensmitteln“, sagt er. Auch Unterkünfte seien deutlich teurer geworden.

Eskalation in Nahost: Israel droht dem Iran mit Vergeltungsattacken – Menschen verlassen Teheran

Eine andere Familie macht sich mit ihrem Sohn auf den Weg Richtung Türkei. „Ich habe mir von einem Freund 5.000 Euro geliehen, damit wir zu unserer Tochter nach Istanbul reisen können – in der Hoffnung, dass sich die Lage etwas beruhigt“, sagte ein 60 Jahre alter Journalist. „Im Moment warten wir, bis es auf den Straßen etwas leerer wird, und überlegen, über welchen Grenzübergang wir am besten in die Türkei gelangen.“

Doch nicht allen gelingt die Ausreise. Ein Beamter aus Teheran wollte eigentlich Richtung Aserbaidschan fahren – ein Rat seines Bruders aus den USA. Mit seiner 82-jährigen Mutter machte er sich am Sonntag auf den Weg. „Doch wegen des dichten Verkehrs, der Benzinknappheit und des schlechten Gesundheitszustands meiner Mutter mussten wir umkehren. Jetzt warten wir auf bessere Bedingungen, um es erneut zu versuchen.“

News zur Nahost-Eskalation: Israel startet Großangriff: Bereits mehr als 220 Menschen in Teheran getötet

Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen beispiellosen Großangriff auf den Iran gestartet, Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Vergeltungsangriffen und attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen.

Insgesamt beträgt die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen nach Angaben der Regierung 24. Fast 600 Menschen seien seitdem verletzt worden. Im Iran wurden seit Beginn der israelischen Großoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet. Fast 1.300 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X mit. (dpa/jal)

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