Konflikt mit Israel: Iran kann „wirtschaftliche Katastrophe“ in der Straße von Hormus auslösen

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Ein geopolitisches Pulverfass: Der Iran könnte den Ölpreis in die Höhe treiben und die Weltwirtschaft ins Wanken bringen.

Tel Aviv/Teheran - Die globalen Energiemärkte richten derzeit ihre besorgten Blicke auf den Nahen Osten. Nachdem Israel seinen Vergeltungsschlag gegen den Iran durchgeführt hat, bleibt die Frage offen, wie der Iran darauf reagieren wird. Die Straße von Hormus, durch die 21 Prozent des weltweiten Rohöls transportiert werden, spielt dabei eine entscheidende Rolle für die Weltwirtschaft. Sollte der Iran beschließen, den Schiffsverkehr in dieser Region zu stören oder gar vollständig zu unterbinden, könnte dies eine globale Krise auslösen.

Öl-Schock: Iran hat große Macht über die Straße von Hormus

Experten und Expertinnen auf der ganzen Welt spekulieren seit Tagen über dieses Szenario. David L. Goldwyn, ein Energieökonom, schreibt in einem Artikel für die US-amerikanische Denkfabrik The Atlantic Council, dass er „mindestens“ einen signifikanten Anstieg der Transportkosten für Öl und Gas erwartet, da die Reedereien das erhöhte Risiko auf den Schiffsrouten ausgleichen müssen.

Das schlimmste Szenario wäre jedoch, wenn der Iran die Straße von Hormus blockieren würde. Alle Handelsschiffe, die in den Persischen Golf ein- oder ausfahren wollen, müssen diese Meerenge passieren. Dies betrifft 21 Prozent des globalen Öl- und Gashandels. Asien wäre am stärksten betroffen, da diese Länder 80 Prozent ihres Öls aus dieser Region beziehen.

Es ist schwierig einzuschätzen, ob eine Schließung der Straße von Hormus wahrscheinlich ist. Der Iran selbst ist auf die Einnahmen aus dem Ölhandel angewiesen und muss sein eigenes Öl durch diese Straße transportieren. Sollten die USA und ihre Verbündeten jedoch beschließen, das iranische Öl stärker zu sanktionieren als bisher, dann hätte Teheran nichts mehr zu verlieren. Ohne neue Öl-Sanktionen wird der Iran seine wichtigste Einnahmequelle nicht selbst einschränken.

Die westlichen Verbündeten möchten jedoch genau diese Einnahmequelle beschränken, die Teheran zur Finanzierung von Terrorgruppen wie der Hamas und der Hisbollah nutzt. Ein Balanceakt, also.

Ölpreis springt über 90 Dollar nach Angriff von Israel auf den Iran

Trotzdem kann der Iran dieses Druckmittel nutzen, um den Ölpreis in die Höhe zu treiben. Es reicht dazu schon, vereinzelt Schiffe auf dem Weg durch die Straße von Hormus zu stoppen, wie Capital erläutert. Am Samstag (13. April) etwa hatten die iranischen Revolutionsgarden iranischen Staatsmedien zufolge dort ein Containerschiff „mit Verbindungen“ nach Israel beschlagnahmt.

Kamel al-Harami, ein Ölmarktexperte in Dubai, wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf eine weitere mögliche Strategie des Iran hin. So könnte das Mullah-Regime auch Druck auf Länder wie Irak ausüben, damit diese die eigenen Öl-Lieferungen reduzieren. Auch damit könnte Teheran den Ölpreis treiben und somit Druck auf den Westen ausüben.

Persischer Golf
Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman in einer, von der NASA zur Verfügung gestellten, Satellitenaufnahme. © -/The Visible Earth/NASA/dpa

Im Falle einer weiteren Eskalation könnte der Ölpreis dreistellig werden, der Ökonom Folkver Hellmeyer spricht bei ntv gar von 150 Dollar pro Fass. Zum Vergleich: aktuell schwankt der Ölpreis zwischen 80 und 90 Dollar pro Fass. Direkt nach dem Angriff Israels auf den Iran schossen die Ölpreise sogar kurzzeitig über die 90-Dollar-Marke.

„Wirtschaftliche Katastrophe“: Öl-Blockade durch den Iran noch unwahrscheinlich

Seit November greift bereits die islamistische Huthi-Miliz im Jemen Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der palästinensischen Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.

Ellen Wald, eine Analystin und Autorin eines Buches über die Geschichte des saudiarabischen Ölriesen Aramco, erklärte, dass die Sorge vor eskalierenden Konflikten in Nahost die Ölpreise kurzfristig nach oben treiben könnte. „Aber solange nicht etwas passiert, was den Ölfluss aus dem Persischen Golf für länger stoppt - und das ist sehr unwahrscheinlich -, wird es keine wirtschaftliche Katastrophe geben“, zeigte auch sie sich optimistisch.

Mit Material von AFP

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