Welt bangt um Straße von Hormus: Irans Entscheidung könnte „Schockwellen“ auslösen

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Die Straße von Hormus ist bedeutend für den Welthandel und für die Ölversorgung. Eine mögliche Blockade würde für die Wirtschaft viel aufs Spiel setzen.

Hormus – Die Lage im Nahen Osten hält die Welt in Atem. Behauptungen des US-Präsidenten Donald Trump über eine mögliche Waffenruhe sorgen zusätzlich für Aufregung. Nach seinen Angaben soll in wenigen Stunden eine Waffenruhe in Kraft treten, der Iran hat laut Medienberichten eine Waffenruhe indirekt bestätigt. Auch Israel hat die Waffenruhe bestätigt. Während die Welt mit Spannung die Entwicklung zwischen Israel und Iran abwartet, blicken einige besorgt auf ein mögliches iranisches Druckmittel: die Straße von Hormus.

Straße von Hormus ist bedeutend für die Ölversorgung

Die Straße von Hormus ist für die Gas- und Ölexporteure in der Golfregion von entscheidender Bedeutung. Sie ist die einzige Seeroute, über die große Mengen des in den ölreichen Ländern der Region produzierten Öls und Gases exportiert werden können. Die Meerenge im Indischen Ozean liegt zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman. Am Golf von Persien liegen bedeutende Ölförderländer, neben dem Iran Saudi-Arabien, Irak, Kuwait, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate. Etwa 20 Millionen Barrel Öl passieren täglich die Meerenge, das entspricht rund 20 Prozent des weltweiten Verbrauchs.

Satellitenaufnahme des Persischen Golfs
Bedeutender Seeweg für Öltanker: die Straße von Hormus. © -/The Visible Earth/NASA/dpa

Die Sperrung der Straße von Hormus gilt als Albtraumszenario für die Weltwirtschaft. Als Reaktion auf die US-Angriffe hatte der Iran mit der Sperrung einer zentralen Schiffsroute gedroht, was die Sorge über den Eintritt des Szenarios befeuert. Experten sind alarmiert. Eine Sperrung könnte die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen. Analysten erwarten laut Euronews, dass der Ölpreis sprunghaft ansteigen und die Marke von 100 Dollar pro Barrel überschreiten wird. Bereits jetzt herrscht Chaos auf dem Energiemarkt aufgrund des Iran-Israel-Krieges.

Lage im Nahost befeuert Sorge um Straße von Hormus – „Schockwellen durch die Weltwirtschaft“

„Eine mögliche iranische Blockade der Straße von Hormus würde Schockwellen durch die Weltwirtschaft schicken“, sagte Professor Guido Cozzi, Lehrstuhlinhaber für Makroökonomie an der Universität St. Gallen, gegenüber Euronews. Er fügte hinzu, dass jede Unterbrechung des Ölflusses in dieser schmalen Wasserstraße die Energiepreise in die Höhe treiben und die Kraftstoffinflation steigern sowie die Lieferketten belasten würde.

„Jede Unterbrechung der Ströme durch die Meerenge hätte erhebliche Auswirkungen auf die Weltölmärkte“, heißt es in einem Datenblatt der Internationalen Energie-Agentur (IEA). Demnach wurde 2023 nahezu 30 Prozent des weltweiten verschifften Öls über die Straße von Hormus transportiert. Der größte Teil davon geht in Richtung China, Indien und in andere asiatische Länder. Besonders von einer möglichen Schließung der Straße von Hormus wäre China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bezieht einen Großteil seines Ölbedarfs aus dem Golf.

Auch etwa 20 Prozent des weltweiten Flüssiggashandels läuft durch die Meerenge. Katar, einer der weltgrößten Erdgasexporteure, die Meerenge nutzt, um jährlich etwa 77 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) zu exportieren. Das entspricht einem Fünftel der weltweiten LNG-Versorgung. Für Deutschland sind LNG-Lieferungen aus Katar vor allem seit dem Verzicht auf russisches Gas relevanter geworden. Ein kleiner Teil wird des deutschen LNG-Bedarfs wird aus Katar gedeckt.

Straße von Hormus: Iran könnte sich mit Blockade selbst schaden

Die Schließung der Straße von Hormus wäre aber auch für Iran ein wirtschaftliches Eigentor. Denn Förderländer hätten die Möglichkeit, auf andere Pipelines auszuweichen, etwa durch Saudi-Arabien zum Roten Meer und eine der Vereinigten Arabischen Emirate zum Golf von Oman. Pipelines könnten laut IEA (International Energy Agency) im Fall einer Blockade etwa ein Viertel der durchschnittlichen Ölmenge aufnehmen, die sonst in Tankern den Golf verlassen würde. Anders als andere Förderländer hat der Iran laut IEA keine solche Alternative zur Straße von Hormus.

Zudem dürfte der Iran nicht an einer Konfrontation mit seinen arabischen Nachbarn und seinen Öl-Kunden interessiert sein. Das meiste Öl, das den Seeweg passiert, stammt aus Saudi-Arabien, dem Irak und Kuwait. Dies betont auch ein Experte aus London. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Meerenge geschlossen wird“, sagte Dr. Yousef Alshammari, Präsident des London College of Energy Economics, gegenüber Euronews Business noch bevor die USA den Iran angriffen. „Der Grund dafür ist schlicht und ergreifend, dass der Iran die Straße von Hormus für die Schiffe seiner Kunden Indien und China offen halten muss.“ (bohy)

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